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"Kelly Family" | John Kelly: "Als meine Mutter starb, haben wir alles verlassen"


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John Kelly über die Kelly Family als Marke
Das war manipuliert und absolut inakzeptabel

MeinungEin Gastbeitrag von John Kelly

Aktualisiert am 10.11.2022Lesedauer: 4 Min.
John Kelly: Er berichtet von den Aufs und Abs der Kelly Family, von Zeiten ohne Spirit.Vergrößern des Bildes
John Kelly: Er berichtet von den Aufs und Abs der Kelly Family, von Zeiten ohne Spirit. (Quelle: IMAGO / Eventpress)
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Seit fast fünf Jahrzehnten musiziert John Kelly erfolgreich mit seiner Familie. Die Kelly Family ist längst eine Marke. Doch es gab schwierige Zeiten. Ein Gastbeitrag des Sängers.

"Ihr habt eine wichtige Aufgabe. Ich möchte, dass ihr in die Welt geht und alle Menschen und alle Kinder auf der Welt glücklich macht durch Musik" – das waren die Worte meiner Mutter am Sterbebett. Nur durch sie und den Freigeist meines Vaters entwickelte sich The Kelly Family in den vergangenen 50 Jahren zu einer eigenen Marke.

Meine Familie ist für viele Menschen eine Marke, die eine tiefe Bedeutung hat. Mehr noch: Wir sind eine große Familie, zu der auch unsere Fans gehören. Das ist mir 2017 bei unserem letzten Comeback erst richtig bewusst geworden. Die Fans sind mit uns, mit dieser Marke aufgewachsen. Sie sind mit uns durch gute und durch schlechte Zeiten gegangen und tun es heute noch. Wir sind eine sehr emotionale Marke, die seit fast 50 Jahren besteht.

Das prägt und ist für immer

Alle, die zur Marke gehören, haben eine eigene Geschichte, die sie mit uns verbindet. Das ist mehr als dieser Hype, den die "Bravo" generiert hat und uns zu einer neuen Zielgruppe gebracht hat: den Teenagern, die nächtelang vor Stadien zelteten, um in der ersten Reihe bei unseren Konzerten zu stehen. Davor hatten wir eher ein Familienpublikum – das haben wir noch heute. Dazu zählen auch die meisten Teenager von damals. Wir haben vielen mit unserer Musik geholfen, viele aus Depressionen befördert. Es gibt zig persönliche Geschichten, die Menschen mit uns, unserer Marke, verbinden. Das prägt und ist für immer.

Jeder Fan hat uns in einer bestimmten Zeit seines Lebens getroffen – und Zuflucht bei uns gefunden. Wir sind Halt. Vielleicht sind wir die Familie, die sie zu Hause nicht haben. Sie konnten und können ihre Tür schließen und mit uns zusammen sein. Manche lernten uns auf Straßenkonzerten kennen und verliebten sich in unsere Musik. Manche sind Fan aufgrund der Energie unserer Musik.

Die Gründung unserer Marke, deren Herz meine Eltern sind, liegt in den Sechzigerjahren. Angefangen hat alles, als mein Vater den Fernseher aus dem Fenster geworfen hat. Er wollte, dass wir uns mit uns beschäftigen und nicht mit der Flimmerkiste. Er war ein freier Geist. Also haben wir zusammen musiziert, uns unterhalten. Meine Mutter hat uns das Tanzen beigebracht. Mein Vater hat den Clown gespielt. Bei uns zu Hause war immer Party. Das ganze Dorf in Spanien, in dem ich aufgewachsen bin, war eingeladen. Der Spirit war immer da.

Nachdem wir also jahrelang hobbymäßig Musik gemacht haben, wurde es professionell. Wir wollten ursprünglich nicht bekannt werden und damit Geld verdienen. Aber meine Eltern hatten einen Traum: Menschen glücklich zu machen. Das ist uns gelungen und gelingt uns noch heute. Auch wenn diese Marke, unsere Marke, auch Tiefs durchlebte.

Als meine Mutter starb, haben wir alles verlassen

Zunächst aber ging es steil bergauf: In den Siebzigerjahren hatten wir unseren ersten Boom mit den ersten Nummer-1-Hits in Holland und Belgien und Top-15-Platzierungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dann durchlebten wir eine schwierige Zeit: Als meine Mutter 1982 an Krebs gestorben ist, haben wir alles verlassen und sind weggegangen.

Erst Ende der Achtzigerjahre sind wir zurück nach Deutschland gekommen und haben neu angefangen. In den Neunzigern kam das Comeback samt großem Durchbruch und der schon erwähnten medialen Überpräsenz.

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Ende 2000 gab es dann einen erneuten Bruch. Wir waren im Stress und hatten Burn-out. Schließlich hat sich nur ein Teil von uns wieder zusammengefunden. Kathy war nicht dabei, ich war nicht dabei. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Marke einen Knacks: Mein Vater war nicht mehr an der Macht und fünf oder sechs meiner Geschwister haben eigene Platten produziert und mit der Marke weitergemacht.

Einige meiner Geschwister blockierten meinen Vater

Ich wollte nie aufgeben, aber der Kelly-Family-Spirit war nicht mehr da – weil mein Vater nichts mehr zu sagen hatte. Einige meiner Geschwister blockierten ihn. Das war manipuliert und für mich absolut inakzeptabel. Das war ein Albtraum für mich, der ursprüngliche Geist der Kelly Family fehlte in der neuen Konstellation. Aber das Ergebnis spricht für sich: Es hat nicht funktioniert.

Bis zum Comeback 2017 gab es unterschiedliche experimentelle Phasen, aber nie gab es den Kelly-Family-Spirit von früher. 2011 oder 2012 war die Marke zwar nicht in den Seelen der Menschen tot, aber im Showbusiness schon. Ich habe aber daran geglaubt, dass sich die Marke wieder aktivieren lässt.

Übernachtung im 30-Euro-Hotel änderte alles

Und dann ist Folgendes passiert: Ich übernachtete in einem 30-Euro-Hotel in Ostdeutschland. In der Ecke stand ein Achtzigerjahre-Fernseher. Ich habe durchgezappt und bin bei Shop 24 hängen geblieben, wo die Amigos gerade eine Best-of-Platte anpriesen. Das begeisterte mich und ich bat meinen Anwalt herauszufinden, wer hinter dem Projekt steckt. Wenig später saß ich im Flieger nach Berlin, um mit dem Senderchef ein Kelly-Family-Paket zusammenzustellen: die besten 80 Lieder, die ganze Karriere zum 35. Bandjubiläum. Ich habe eineinhalb Jahre mit ihm zusammen daran gearbeitet, Videos geschnitten und das ganze Konzept mit der Genehmigung meiner Geschwister konzipiert. Manche haben dran geglaubt, manche nicht.

Am Ende hat es super funktioniert und sehr viele Verkäufe generiert. Letztlich hat Semmel Concerts von diesem Erfolg erfahren und gemerkt, dass da großes Potenzial ist. So haben wir schon sechs Jahre vor dem großen Comeback ein Comeback-Angebot bekommen. Es hat von da an lange gedauert, weil alle noch in Soloprojekten waren, aber alles hat sich gefügt.

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Jetzt machen wir das erste Konzert seit 2020, das erste seit der Pandemie. (Alle Infos sowie Tickets zur aktuellen Tour bekommen Sie hier.) Ich habe das Gefühl, es wird sehr emotional. Wir ticken alle anders heute und die Welt tickt anders. Viele haben gelitten in der Pandemie und ich glaube, es wird sie befreien und ihnen helfen, abzuschalten und zurück in die alten Zeiten zu kommen. Und eines bleibt: die Marke The Kelly Family, die Fans und der Traum meiner Eltern, den wir weiter verwirklichen.

Die im Gastbeitrag geäußerten Ansichten geben die Meinungen der Autoren wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der t-online-Redaktion.

Verwendete Quellen
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