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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Erfolgsband Parkway Drive "Wir hätten uns fast aufgelöst"
Nur weil man Arenen füllt, ist bei einer Band nicht immer alles tuttifrutti. Parkway Drive standen kurz vor der Auflösung. Grund waren jahrelange Traumata.
Von außen sah alles so gut aus: Seit Jahren zählen die Australier von Parkway Drive zu den Lieblingen der modernen Metalszene. Sie füllen mittlerweile Arenen, waren Headliner beim Wacken Open Air und können sich weltweit über großartige Chartplatzierungen freuen. Ihr letztes Album "Reverence" etwa konnte in Deutschland auf den dritten Platz klettern.
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"Wir standen kurz vor der Trennung"
Und dennoch lief es bei den Jungs aus Down Under drunter und drüber. "Als Covid kam, waren wir auf unserem Höhepunkt. Wir waren nie größer – es ist komisch das so zu sagen. Aber es war so", lacht Sänger Winston McCall im Zoomcall mit t-online. Doch im gleichen Atemzug spricht er die Probleme der Metalcore-Truppe an: "Wir haben all diese Erfolge nie verarbeitet, wir haben einfach gearbeitet."
Vor wenigen Monaten besorgte die Gruppe ihre Fans mit einer kryptischen Instagram-Nachricht, die mittlerweile vom offiziellen Account gelöscht ist. Damals schrieben die Australier: "Die gleiche Mühe, die wir in die Band gesteckt haben, werden wir nun darin investieren, zu verarbeiten, was die letzten 20 Jahre uns angetan haben." Und zugegeben: "Angetan haben" klang nicht nach einem neuen Album oder dem Fortbestehen der Band. Schon wenig später machte man klar, dass man sich nicht auflöse. Mittlerweile ist das neue Album "Darker Still" erschienen. Aber das war nicht selbstverständlich.
"Wir hätten uns fast aufgelöst. Es war wirklich knapp", gibt der Sänger auf die kryptische Nachricht angesprochen zu. "Dieser Instagram-Post war der Punkt, wo wir beschlossen haben, dass wir an uns und unseren Beziehungen arbeiten müssen. Wir hatten in all den Jahren nie eine Pause. 17 Jahre haben wir Vollgas gegeben und uns nie eine Pause gegönnt."
Dass durch die Corona-Pandemie auf einmal eine Zwangspause aufkam, gab Parkway Drive zum ersten Mal die Möglichkeit zu reflektieren. Als in den USA das Touren wieder möglich war, stand auch eine Konzertreise von McCall und seiner Gruppe an. Doch diese haben sie abgesagt.
Parkway Drive nahmen sich einen Therapeuten
Der Sänger erklärt t-online die Beweggründe: "Wir saßen zusammen und fragten uns, wer denn überhaupt wirklich Lust auf die Shows hat. Ich dachte mir nur: 'Ich fühle mich scheiße!' Und es ging den anderen genauso. Wir haben darüber nie geredet." Der 40-Jährige ist sich sicher, dass solche Gespräche vorher nie gefruchtet hätten. "Wir haben alles in uns reingefressen. Erst durch die Covid-Pause konnten wir 17 Jahre Trauma und Wut aufarbeiten. Es hieß: Entweder wir arbeiten daran oder wir lösen die Band auf."
Man nahm sich dann sogar einen Therapeuten, um über die Probleme im Bandkonstrukt zu reden. Für den Schreihals war das die Rettung: "Das hätten wir mit Gesprächen unter uns nicht bewerkstelligen können. Jemand sollte uns erklären, warum wir uns so verhalten. Das war eine tolle Erfahrung. Wir machen das sogar jetzt noch. Warum? Weil es hilft."
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Fünf Jahre litt McCall unter diesen Zweifeln, behielt diese aber für sich. Doch auch seine Kameraden bekamen in den letzten zwei, drei Jahren Bedenken und fühlten sich zunehmend unwohl und ausgebrannt. Erst durch die Therapiesitzungen lernte das Quintett mit seinen Gefühlen umzugehen. Noch immer reden sie mit ihrem Berater. "Jeder Musiker sollte das tun", lautet sein Rat an andere Bands.
Aktuell befindet sich Parkway Drive in Europa auf Tour, um das neue Album "Darker Still" zu promoten.
- Eigenes Interview mit Winston McCall