Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Queen of Pop feiert Geburtstag Madonna im Jugendwahn – was soll's?!
Mit ihrer Familie macht sie gerade Geburtstagsurlaub auf Sizilien. Im Netz gibt Madonna Einblicke und zeigt sich jugendlich wie eh und je.
Madonna feiert an diesem Dienstag mit ihrer Familie ihren 64. Geburtstag in Bella Italia. Dabei sieht sie, wie gewohnt, wie die jüngere Schwester von Kim Kardashian aus. Botox und Instagram-Filter sei Dank. Peinlich, würdelos und skandalös finden das viele. Aber muss man sich darüber wirklich aufregen?
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Die markante Zahnlücke: Sie mag das mittlerweile einzig Natürliche im Gesicht des selbst ernannten Material Girls sein. Und nach baldigem Renteneintrittsalter sieht Madonna auch nicht aus. Aber wieso wundern sich so viele darüber? Hat man von ihr wirklich Selfies in Kompressionsstrümpfen erwartet? Immerhin ist der Skandal bei Madonna so sicher wie das Rentnerbeige im Kleiderschrank.
Konventionen hat Madonna schon immer infrage gestellt. Ob als laszive Jungfrau ("Like a Virgin"), mit einem farbigen Jesus ("Like a Prayer") oder einer Frauenhymne in männerdominierten Zeiten ("Express Yourself"). Auch heute noch versteht sich Madonna als Rebellin, nannte ihr Album von 2015 beispielsweise "Rebel Heart" und singt auch nach ihrer Menopause weiterhin freizügig über Sex. Sie verstößt nach wie vor gegen allgemein vorherrschende Denkweisen und dominante Moralvorstellungen in unserer Gesellschaft.
Madonna ist ein Tabubruch in sieben Buchstaben. Das ist bei ihrem offensichtlichen Jugendwahn nicht anders: Die Queen of Pop widersetzt sich dem klassischen Bild einer alternden Frau.
"Jugend ist verbunden mit Gesundheit, Energie und Kraft"
Jegliche Empörung darüber ist so künstlich wie Madonnas faltenfreies Gesicht. Und sie ist heuchlerisch, findet Prof. Dr. med. Isabella Heuser im Gespräch mit t-online: "Wir sind alle einem gewissen Jugendwahn verfangen. Wenn wir ehrlich mit uns sind, empfinden wir es als Kompliment, wenn andere eine Bemerkung zu unserem jungen Erscheinungsbild machen."
Die Furcht vor dem eigenen alternden Spiegelbild stecke unterbewusst in jedem Menschen, so die Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Berliner Charité: "Jugend ist allgemein verbunden mit Gesundheit, Energie und Kraft. Alter und insbesondere auch die Stigmata des Alterns wie graue Haare oder Falten sind verbunden mit Krankheit, Gebrechlichkeit und Tod."
"Ich sehe so aus, wie ich will, klar?"
Können wir Madonna also wirklich übel nehmen, wenn sie sich der unschönen Begleiterscheinungen des Alterns zu entledigen weiß? Ist dies nicht auch eine Form der Emanzipation? Die Queen of Pop hilft damit natürlich nicht der Enttabuisierung des Alterns. Aber das muss sie auch nicht. Als Princess of Photoshop behält sie immerhin die Kontrolle über ihr eigenes Bild in der Öffentlichkeit. Entsprechend ließ sie ihre Kritiker kürzlich auf Instagram wissen: "Ich sehe so aus, wie ich will, klar? Das ist eine freie Welt, und ihr habt nicht das Sagen!"
Das Sagen hat Madonna – und arbeitet dabei gegen ihre Vergänglichkeit. Wie einst ein großes Idol von ihr: Marlene Dietrich, die sich für ihre jugendliche Unsterblichkeit zum Schluss in der eigenen Wohnung in Paris einschloss. Wie gut für alle Madonna-Fans, dass es heute Photoshop und Kim Kardashians Schönheitschirurgen gibt.
- Taraborrelli, J. Randy (2002): Madonna: Die Biographie, Rowohlt Taschenbuch Verlag
- Interview mit Prof. Dr. med. Isabella Heuser
- instagram.com: Profil von madonna