Überraschungen in Liverpool ESC 2023: Schweden gewinnt – Deutschland enttäuscht
Der ESC 2023 wurde zum farbenfrohen Spektakel. In Liverpool überzeugten vor allem die vermeintlich kleinen Nationen – und Deutschland? Es war kompliziert.
Es gab Spektakel, politische Botschaften, laute und leise Töne – und vor allem: bunte, vielfältige Musikbeiträge aus der ganzen Welt. Von Großbritannien über Israel bis hin nach Australien. Deutschland startete auf Platz 21 von 26. Eine Position, die mehr Glück brachte als 2022?
Damals enttäuschte Deutschland auf ganzer Linie. Malik Harris landete mit "Rockstars" auf dem letzten Platz, die Ukraine hingegen triumphierte: Kalush Orchestra holte mit dem Rapsong "Stefania" den Sieg. Ein Gewinn, der wegen des andauernden Kriegs auch als politisches Zeichen verstanden wurde. Doch statt den 67. Eurovision Song Contest in Kiew beim Vorjahressieger auszutragen, entschieden sich die Organisatoren für einen Umzug nach Liverpool – und dort wurde Schweden zum Gewinner gekürt.
Loreen holt für Schweden den ESC-Sieg
Die schwedische Sängerin Loreen konnte mit ihrem Song "Tattoo" überzeugen. Wer sich bei dem episch arrangierten Europop-Beitrag an den ESC von 2012 erinnert fühlte, lag gar nicht so falsch: Auch damals konnte Loreen für Schweden den Sieg holen, ihr damaliges Lied "Euphoria" klang nicht nur ähnlich, es ist auch von den gleichen Autoren geschrieben. Für die Sängerin berberisch-marokkanischer Herkunft ist es nun also bereits der zweite Eurovision-Titel.
Eine Premiere: Noch nie konnte ein und die gleiche Frau zweimal den ESC gewinnen. Damit zieht Loreen mit dem irischen Sänger Johnny Logan gleich – er war bisher der einzige Künstler, der ein ESC-Doppel in der Tasche hatte. 1980 gewann er in Den Haag, 1987 in Brüssel.
Jetzt also die doppelte Loreen: Sie heimste satte 583 Punkte ein, setzte sich damit in einem spannenden Finale knapp gegen Nachbarland Finnland durch. Diese landeten mit 526 Zählern auf Platz zwei, gefolgt von Israel mit 362 Punkten.
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Und Deutschland? Schmierte gnadenlos ab. Bereits vor Verkündung des Schwedensiegs war klar: Es wird der letzte Platz. Lediglich mickrige 18 Punkte bekamen Lord of the Lost: Drei von den Jurys, die restlichen 15 steuerte das Publikum per Abstimmung bei. Damit landete die Hamburger Band noch hinter Großbritannien, die 24 Zähler holten, am Ende der Tabelle.
- Bizarre ESC-Szene wirft Fragen auf: Das steckte dahinter
Wieder einmal eine deutsche Blamage beim größten Musikwettbewerb der Welt. Das letzte gute Ergebnis für Deutschland hatte 2018 Michael Schulte geholt, der damals Platz vier erreichte.
Alle Punkte in der Übersicht
- Schweden: 583
- Finnland: 526
- Israel: 362
- Italien: 350
- Norwegen: 268
- Ukraine: 243
- Belgien: 182
- Estland: 168
- Australien: 151
- Tschechien: 129
- Litauen: 127
- Zypern: 126
- Kroatien: 123
- Armenien: 122
- Österreich: 120
- Frankreich: 104
- Spanien: 100
- Moldawien: 96
- Polen: 93
- Schweiz: 92
- Slowenien: 78
- Albanien: 76
- Portugal: 59
- Serbien: 30
- Großbritannien: 24
- Deutschland: 18
Für gemischte Gefühle sorgten aber nicht nur die musikalischen Auftritte in der "Beatles"-Metropole, aus deutscher Sicht war auch Moderatorin Barbara Schöneberger mal wieder großes Diskussionsthema. Sie kam in einem derart schrillen Outfit zur Show, dass es neben Lachern auch Spott hagelte. Und ein weiterer deutscher Promi überraschte auf der deutschen ESC-Couch: Für die ARD war Sylvie Meis in Liverpool – wieso, das klärten Schöneberger und die gebürtige Niederländerin selbst auf.
So wurde die Ukraine in diesem Jahr gewürdigt
Doch bei einem insgesamt sowohl musikalisch als auch optisch abwechslungsreichen Abend waren das nur Nebenschauplätze. Deutschland konnte mit Lord of the Lost zwar eine ganz eigene Note in den Wettbewerb bringen. Die Hamburger Rockband kam in spektakulären Outfits in rot und gold und geschminkten Gesichtern. Flammenwerfer und eine Lichtshow komplettierten ihren Metal-Sound. Doch am Ende konnten sie damit nicht überzeugen.
Der Eurovision Song Contest geriet in diesem Jahr nicht so politisch wie 2022. Dennoch wurde die Ukraine auch in Liverpool besonders gewürdigt: Elf Künstlerinnen und Künstler aus dem von Russland angegriffenen Land traten auf, darunter die Gewinner des vergangenen Jahres. In Videoclips werden verschiedene Regionen des Landes gezeigt.
Doch nicht nur das: Bei der traditionellen Punktevergabe, die Präsentatoren aus den jeweiligen Ländern übernehmen, gab es immer wieder Solidaritätsbekundungen mit der Ukraine. So erinnerte Estland an das im Krieg befindliche Land, zitierte den Klassiker "You'll never walk alone", in Polen hatte man sich gleich in ukrainische Farben gehüllt, betonte: "Auch wenn wir heute nicht in der Ukraine sein können, ist sie doch in unserem Herzen." Es waren in diesem Jahr eher die leisen politischen Töne beim ESC, die die Botschaft eines "geeinten Europas" in die Welt sendeten.
- ARD: "Eurovision Song Contest 2023" vom 13. Mai 2023