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"Timm Thaler": geglückte Neuverfilmung kann Klassiker werden


Gelungene Verfilmung
"Timm Thaler"-Neuauflage hat das Zeug zum Klassiker

Von dpa
Aktualisiert am 01.02.2017Lesedauer: 3 Min.
1979 war es Thomas Ohrner, nun spielt Arved Friese den Timm Thaler.Vergrößern des Bildes
1979 war es Thomas Ohrner, nun spielt Arved Friese den Timm Thaler. (Quelle: Gordon Mühle/Constantin Film Verleih GmbH/dpa-bilder)
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Die Serie war Kult und machte Thomas Ohrner berühmt. Nun wurde "Timm Thaler", die Geschichte des Jungen, der sein Lachen an den bösen Baron verkaufte und im Gegenzug jede Wette gewann, neu verfilmt.

1962 erschien der Kinderbuchklassiker von James Krüss, 1979 die 13-teilige Fernsehserie, die den Beginn der Weihnachtsserien des ZDF markierte. Nun also ein Kinofilm.

Grimmepreisträger Andreas Dresen ("Halt auf freier Strecke") hat die Handlung für die große Leinwand neu interpretiert. "Timm Thaler oder das verkaufte Lachen" ist feinstes Kinderkino, randvoll mit Fantasie, Spannung und verrückten Ideen und mit hervorragenden Schauspielern, allen voran Arved Friese als Timm und Justus von Dohnányi als böser Baron Lefuet.

Orientierung an der Romanvorlage

Anders als in der Serie kurvt Timm Thaler allerdings nicht mit dem Skateboard durch die Gegend. Die Produktion orientierte sich in dieser Hinsicht an der Romanvorlage, die in den 1920er Jahren spielt. Während Krüss seinen Buchhelden auf der Suche nach dem teuflischen Baron auf eine Schiffreise schickt, landet Timm im Kinofilm in einem Grand Hotel, einer fantastischen, märchenhaften Welt voller bizarrer Figuren.

Timm lebt mit seinem Vater in einer ärmlichen Gasse. Regelmäßig besuchen sie die Pferderennbahn, wo sie stets auf das falsche Pferd setzen und vom großen Gewinn nur träumen können. Als der Vater stirbt, will ihm Timm einen teuren Gedenkstein aufs Grab setzen lassen. Da kommt das Angebot des zwielichtigen Barons Lefuet gerade recht: Verkaufe mir dein Lachen, dafür gewinnst du jede Wette.

Timm will sein Lachen zurück

Nach anfänglichen Skrupeln lässt sich Timm darauf ein. Aus dem fröhlichen Jungen mit dem ansteckenden, herzlichen Gelächter wird ein freudloser Zeitgenosse, der in komischen Momenten nicht mehr als ein abstoßendes Krächzen hervorbringt. Sogar seine beste Freundin Ida (Jule Hermann) wendet sich von ihm ab. Bald merkt Timm, dass sein Leben sehr einsam und unerfreulich ist. Er will sein Lachen zurück, doch darauf will sich der mächtige Baron nicht einlassen.

Das Zeug zum Klassiker

Der Film von Regisseur Dresen hat das Zeug zum Klassiker, eine moderne Version alter Geschichten: Etwa von Goethes "Faust", der einen Pakt mit Mephisto schließt. Oder von Adalbert von Chamissos Märchen "Schlemihl", in dem der Teufel den Schatten eines Mannes kauft.

Der neue "Timm Thaler" ist lustig, spannend und dabei voller Wärme und starker Gefühle. Für Komik sorgen Lefuets speichelleckerische Gehilfen Behemoth (wunderbar: Axel Prahl) und Belial (Andreas Schmidt), die von den Aufträgen ihres launischen Gebieters heillos überfordert sind. Von Dohnányi ist in dieser Rolle der personifizierte Teufel, eine herrliche Mischung aus Skrupellosigkeit, Größenwahn und Aberwitz.

Ein Glücksgriff ist Arved Friese ("Der Nanny"). Sein Lachen ist erst so unbekümmert, sein Missmut und seine Verzweiflung später bedrückend. Wunderbar auch Charly Hübner als hilfsbereiter Barmann Kreschimir und Nadja Uhl als hübsche Hausdame des Grand Hotels. Sogar für Gastauftritte konnte Dresen prominente Schauspieler engagieren: Harald Schmidt als Rennbahnsprecher, Milan Peschel als Grabredner und Thomas Ohrner, für viele auf ewig verbunden mit der Rolle des Serien-Timms.

Und die Moral von der Geschicht'...

Besonders schön ist, dass der Film immer von der Warte der Kinder aus erzählt und gänzlich ohne Effekthascherei auskommt. Die Geschichte zieht in ihren Bann, mit ihrer Fantasie und ihrer Vielschichtigkeit. Und es gibt eine Moral, schlicht, einleuchtend und ohne erhobenen Zeigefinger: Freundschaft und Liebe sind wichtiger als Geld. Da sitzt Timm im Traumzimmer mit Spielzeugeisenbahn und allem Luxus. Als Ida kommt, sind sie sich völlig fremd. Denn das Mädchen mit seinem feinen Gespür kann mit diesem seelenlosen Timm nichts anfangen. Er gehört dem Teufel und den Verlockungen des Konsums.

Eine Erkenntnis, die auch Erwachsene zum Nachdenken bringt, etwa wenn Lefuet sanft lächelnd von seiner Geschäftsidee schwärmt, in Afrika Grundwasser in Flaschen zu füllen und den Armen für teures Geld zu verkaufen. Kapitalismus in Reinform, den schon Krüss (1926-1997) in seinem Werk anprangerte. Daran dürfte sich wenig geändert haben - bis heute ist Baron Lefuet wohl ziemlich gut im Geschäft.

"Timm Thaler oder das verkaufte Lachen" - ab dem 2. Februar 2017 im Kino

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