Die letzte Diva aus der Goldenen Ära Hollywoods Melly forever - zum 100. Geburtstag von Olivia de Havilland
Sie ist einer der wenigen Superstars aus der Goldenen Ära Hollywoods, die noch unter uns sind: Olivia de Havilland, die mit der stillen und großherzigen Melanie aus "Vom Winde verweht" eine Filmfigur für die Ewigkeit verkörpert hat, wird an diesem Freitag 100 Jahre alt.
Die zweifache Oscar-Gewinnerin lebt seit Jahrzehnten in Paris. Vor 13 Jahren aber hatte sie nochmal einen großen Auftritt in der früheren Heimat. Bei der Oscar-Gala nahm sie zur Musik aus "Vom Winde verweht" gerührt den minutenlangen Applaus der Filmprominenz entgegen, bevor sie eine anwesende illustre Runde früherer Oscar-Preisträger vorstellte.
Kein Oscar für "Melanie"...
Für ihre berühmteste Rolle hatte De Havilland jedoch keinen Academy Award bekommen. Das Südstaaten-Melodram "Vom Winde verweht", einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten, gewann 1940 zehn Oscars, doch für die in der Nebenrollenkategorie nominierte Darstellerin der Melanie war keiner dabei. Nach dieser Pleite habe sie "Rotz und Wasser geheult", gestand De Havilland vergangenes Jahr der Zeitschrift "Vanity Fair".
...doch zwei Oscars für De Havilland
Sie rappelte sich jedoch schnell auf und holte in den vierziger Jahren zwei Mal den Hauptrollen-Oscar, für "Mutterherz" und "Die Erbin". Befeuert wurde ihr Ehrgeiz auch durch die Dauerrivalität mit der eigenen Schwester, die ebenfalls auf der Leinwand glänzte. Die 15 Monate jüngere Joan Fontaine war noch vor ihrer Schwester mit dem Oscar prämiert worden, nämlich 1942 für den Hitchcock-Film "Verdacht".
Lebenslange Rivalität mit der Schwester Joan Fontaine
Die Rivalität der schönen Schwestern, die nicht nur um den Ruhm, sondern manchmal auch um die Männer konkurrierten, lieferte den Hollywoodreportern die prickelndsten Geschichten. Die Rivalität ging so weit, dass De Havilland sich weigerte, Fontaine die Hand zu schütteln, als diese ihr zum ersten Oscar gratulieren wollte.
Die Filmschwestern wurden als Töchter britischer Eltern in Japan geboren, wo ihr Vater eine Firma für Patentrecht betrieb. Die Mutter war früher gelegentlich als Schauspielerin aufgetreten, was das Interesse der Töchter an dem Metier weckte. Als die Ehe der Eltern zerbrach, zog die Mutter mit den kleinen Töchtern nach Los Angeles.
Erste Erfolge mit Max Reinhardt
De Havilland schaffte dort früher als ihre Schwester den Einstieg in die Schauspielkarriere. Unter dem legendären österreichischen Regisseur Max Reinhardt trat sie auf der Bühne in "Ein Sommernachtstraum" auf. Danach spielte sie auch Reinhardts Filmversion der Shakespeare-Komödie mit.
Ihre Karriere hob rasch ab. An der Seite von Errol Flynn trat sie in sechs Jahren in acht Abenteuerfilmen auf, darunter im Welterfolg "Robin Hood, König der Vagabunden" (1938). Wenig später wurde sie für die Verfilmung des großen Südstaatenromans von Margaret Mitchell engagiert.
Die 2013 verstorbene Fontaine behauptete, sie selbst und nicht die große Schwester sei die erste Wahl für "Vom Winde verweht" gewesen. Doch habe sie den Fehler gemacht, schick gekleidet zum Vorstellungstermin zu erscheinen - mit der Begründung, für die Rolle zu "elegant" zu sein, sei sie abgewiesen worden.
De Havilland kämpfte vor Gericht für Schauspielerrechte
Nach "Vom Winde verweht" feierte De Havilland nicht nur weitere Filmerfolge, sondern triumphierte auch vor Gericht - gegen das Warner-Filmstudio, an das sie sich durch einen Knebelvertrag gebunden sah. Das Urteil von 1944 galt als Durchbruch für die Schauspielerrechte.
In den fünfziger Jahren zog De Havilland nach Paris. Der Grund war ihr zweiter Ehemann, ein französischer Journalist. Die Ehe wurde 1979 geschieden. Auch nach ihrem Umzug nach Frankreich war sie noch in vielen Filmen zu erleben, zuletzt vor sieben Jahren in einer Alzheimer-Doku.
De Havilland hat sich laut "Vanity Fair" übrigens vorgenommen, 110 Jahre alt zu werden - insofern habe sie mit ihren Memoiren noch Zeit, soll sie gesagt haben.