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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Synchronsprecher übt Kritik "Die kriegen riesige Gagen im Vergleich zu uns"
Immer öfter vertonen Schauspieler Filmrollen. Einer der bekanntesten Synchronsprecher Deutschlands sieht diese Entwicklung kritisch.
Nach über sieben Jahren kehrt Paddington in die Kinos zurück. Ab 30. Januar ist der dritte Teil der Filmreihe, die weltweit bisher etwa 700 Millionen US-Dollar einspielte, in den deutschen Kinos zu sehen. Die Deutschlandpremiere fand jedoch schon am vergangenen Sonntag im Berliner Zoo Palast statt.
Üblicherweise schreiten bei Filmpremieren Schauspieler, Regisseure und Produzenten über die roten Teppiche, baden im Blitzlichtgewitter der Fotografen und geben Interviews. Bei dieser Veranstaltung wurde nur einer gefeiert: Elyas M'Barek.
Zu sehen ist er in "Paddington in Peru" nicht, aber zu hören. Wie schon in den ersten beiden Teilen lieh der 42-Jährige dem animierten Bären seine Stimme. Für einen vierten Teil stünde er erneut zur Verfügung, wie er am roten Teppich verriet. Auch wenn andere prominente Gäste wie Heike Makatsch und Ulrich Noethen vor Ort waren: Der Fokus lag zweifelsohne auf ihm.
"Es ist eine Marketingsache"
Die Verantwortlichen der Filmbranche setzen zunehmend darauf, Leute als Sprecher zu engagieren, die mehr für ihr Gesicht als für ihre Stimme bekannt sind. Das lässt die Kassen offenbar lauter klingeln und ist der Vermarktung des Werks dienlich, wie bei der Filmpremiere zu sehen war.
Einer, der das Treiben vom Rande beobachtete, ist Sven Plate – professioneller Synchronsprecher, der den meisten als Stimme von Bugs Bunny und Wil Wheaton von "Star Trek" bekannt ist. Auch für eine alte "Paddington"-Serie sprach er schon.
Elyas M'Bareks Leistung wolle er unvoreingenommen bewerten, sagte der 58-Jährige t-online vor der Filmvorführung. "Das ist halt etwas, wofür er angefragt wurde. Ich erwarte nicht, dass er das Ding total rockt. Aber wenn es ganz gut ist und zur Story passt, dann finde ich das völlig okay. Es ist vor allem eine Marketingsache. Man nimmt nicht unbedingt den besten Synchronsprecher, den man sich dafür vorstellen kann, sondern es gibt die Überlegung, dass ein bekannter Name zusätzliche Leute ins Kino bringt."
Sven Plate ist nicht nur seit über vier Jahrzehnten Synchronsprecher, sondern vertont auch Hörbücher und führt bei Synchronisationen Regie. "Natürlich höre ich mit einem anderen Ohr", sagte er im Interview.
Die Leistungen derer, die nicht dafür ausgebildet wurden, könne man nicht pauschal schlecht bewerten, sondern sie seien "unterschiedlich von Film zu Film", meistens aber ein bisschen schlechter als von Ausgebildeten, merkte er an. "Manche machen es ganz gut und manche machen es halt so, wie man es macht, wenn man es nicht gelernt hat", kritisierte er vorsichtig.
"Ich gebe mich keiner Illusion hin"
"Die kriegen riesige Gagen im Vergleich zu uns. Manchmal tut es mir leid, weil teilweise tolle Sprecher umbesetzt werden, damit es ein bekannter Schauspieler spricht." So geschah es zum Beispiel beim letzten "Bugs Bunny"-Film "Space Jam 2", für den eine Kollegin von ihm den Platz am Mikrofon für Moderatorin und Schauspielerin Palina Rojinski räumen musste.
"Ich finde das oftmals nicht die ideale Lösung. Aber ich gebe mich da keiner Illusion hin. Es wird bei großen Rollen ab und zu einfach so sein, weil die Verleiher glauben, zusätzliche Zuschauer damit ins Kino zu locken."
Der erste Teil von "Paddington" bewegte einst über zwei Millionen Deutsche zum Kinobesuch. Die Fortsetzung brachte es auf 1,3 Millionen. Inwiefern Elyas M'Bareks Engagements maßgeblich zu diesen Erfolgen beitrugen, war nicht messbar und kann bei Teil drei ebenfalls nur Spekulationen unterliegen.
- Interview mit Sven Plate bei der Filmpremiere von "Paddington in Peru" im Berliner Zoo Palast
- Einspielergebnis der "Paddington"-Reihe: www.Boxofficemojo.com
- Zuschauerzahlen "Paddington" und "Paddington 2": www.Insidekino.com