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Tom Schilling | "Da kann ich ja nichts für"


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Tom Schilling
"Da kann ich ja nichts für"

InterviewVon Sebastian Berning

Aktualisiert am 23.03.2023Lesedauer: 4 Min.
Tom Schilling: Mit "Crazy" feierte er 2000 seinen Durchbruch.Vergrößern des Bildes
Tom Schilling: Mit "Crazy" feierte er 2000 seinen Durchbruch. (Quelle: Sebastian Reuter/Getty Images for Netflix)

Tom Schilling ist einer der bekanntesten Schauspieler Deutschlands. Doch auch nach 20 Jahren Karriere muss der 41-Jährige mit Vorurteilen kämpfen, wie er t-online erzählt.

Spätestens seit dem Coming-of-Age-Film "Crazy" aus dem Jahr 2000 zählt Tom Schilling zu den beliebtesten Filmdarstellern des Landes. Seitdem hat er in vielen Kinohits, gefeierten Arthouse-Filmen oder kleineren Projekten mitgewirkt. Aktuell ist er mit der Bestseller-Verfilmung "Der Pfau" im Kino zu sehen.

In seiner Laufbahn wurde dem Schauspieler bisher oft unterstellt, er sei arrogant. Im Telefonat mit t-online zeigt sich Schilling jedoch nahbar und humorvoll. Er spricht über seine Karriere, Unsicherheiten und darüber, was er privat anders macht als andere, ähnlich bekannte Schauspieler.

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t-online: In "Der Pfau" spielen Sie den Investmentbanker Andreas. Dem geht es um Karriere und um Anerkennung. Wie wichtig ist Außenwirkung für Sie?

Tom Schilling: Zweitrangig erst mal.

Warum?

Weil ich das Gefühl habe, dass ich mich schlecht verstellen kann und am besten fahre, wenn ich so bin, wie ich sein möchte. Ich glaube, ich ecke manchmal an. Besonders im Job, weil ich ein Fan davon bin, unverstellt und direkt zu sein. Wenn mich jemand falsch liest, tut mir das natürlich trotzdem leid.

Passiert das bei Ihnen nach mehr als 20 Jahren als Schauspieler noch oft?

Was ich ab und zu mal höre, ist, dass die Leute denken, dass ich arrogant sei. Das resultiert aus einer Unsicherheit meinerseits, die andere dann als Verschlossenheit oder als Unnahbarkeit lesen.


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"Ich fand das früher sehr schmerzhaft"


Tom Schilling


Wenn Unsicherheit der Grund ist, schmerzt es Sie dann, wenn jemand sagt: Tom Schilling ist arrogant?

Ich fand das früher sogar sehr schmerzhaft, mittlerweile nicht mehr.

Wie kommt das?

Weil ich gelernt habe, dass ich es nicht jedem recht machen kann. Ich mag den intensiven, fast schon intimen Austausch mit Menschen. Viele, die mich als arrogant bezeichnen, haben mich vielleicht nur oberflächlich kennengelernt. Da kann ich ja nichts für (lacht).

Konnten Sie trotz der Erfolge – anders als Ihre Filmfigur Andreas – immer auf dem Boden der Tatsachen bleiben?

Dass man Bodenhaftung verliert, merkt man erst, wenn man sie tatsächlich verloren hat. Gerade in dieser Branche kommt schnell der Dämpfer. Mal hat man einen starken Film, ist in aller Munde und bekommt viele Anfragen. Dann folgt aber eine Phase, wo dem nicht so ist. Mir persönlich ist es deswegen wichtig, diese Bodenhaftung nicht zu verlieren. Aber ich rechtfertige mich vor niemandem, ich bin in dem Fall mein eigener Richter. Mittlerweile habe ich ein paar Tricks, um nicht völlig in dieser Filmblase zu verschwinden.

Was sind das für Tricks?

Ich habe zum Beispiel kein Auto. Es gibt schon viele Schauspieler in meiner Altersklasse oder mit ähnlichem Bekanntheitsgrad, die würden sich nicht so gerne in die U8 hier in Berlin setzen. Für mich ist das der Reality-Check.

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Ich würde Ihrer Figur im Film "Karrieregeilheit" attestieren. Finden Sie diese Eigenschaft negativ?

Hm, das Wort ist schon negativ besetzt. "Karrieregeil" meint doch, dass es der Zweck ist, etwas für den Status zu machen, also für die Außenwirkung. Das wäre jetzt bei mir gar nicht so. Ich bin Schauspieler, weil ich gerne spiele und eine große Freude daran habe, mit anderen Leuten zusammen eine Filmrealität zum Leben zu erwecken.

Gab es in Ihrer Karriere Phasen, wo Sie richtig ambitioniert, ja gar karrieregeil waren?

Nein, nie. Das hat bei mir wahrscheinlich damit zu tun, dass ich nie Schauspieler werden wollte, sondern da fast schon reingedrückt wurde. Das sehe ich eher bei anderen Schauspielern, bei denen dieser Job ein Herzenswunsch war. Die drehen viel und alles.

"Der Pfau"

Der Film von Regisseur Lutz Heineking basiert auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman von Isabel Bogdan. Es geht um eine Gruppe Investmentbanker, die in Schottland ein Teambuilding-Event haben. Immer wieder wird der mysteriöse Tod eines Pfaus, der auf dem Anwesen lebt, thematisiert.

Im Film spielen neben Schilling auch Stars wie Jürgen Vogel, Svenja Jung, Lavinia Wilson, David Kroos oder Annette Frier mit.

Sie selektieren also bei den Filmangeboten. Zu was sagen Sie Nein?

Ich lese fast jedes Drehbuch, das mir angeboten wird. Es gibt kein Thema, welches ich per se uninteressant finde und abschlagen würde. Mich reizt ein Film über ein großes existenzielles Thema wie Krankheit oder Tod genauso wie eine Geschichte über Alltagssorgen. Mir geht es darum, wie etwas erzählt wird.

Haben Sie schon mal ein Projekt abgelehnt, später den Film oder die Serie gesehen und Ihre Absage bereut?

Interessanterweise nein. Ich habe über die Jahre ein sehr gutes Bauchgefühl entwickelt. Seit "Crazy" vor 25 Jahren versuche ich, genau und zwischen den Zeilen der Drehbücher zu lesen.

Sie haben in TV-Filmen mitgespielt, in Hits wie "Crazy" oder auch von der Kritik gefeierten Filmen wie "Oh Boy" oder "Werk ohne Autor". Woran messen Sie Erfolg?

"Oh Boy" ist ein interessantes Beispiel. Das war eigentlich nur der Abschlussfilm des Regisseurs Jan Ole Gerster. Wir hatten einen kleinen Start in zwanzig Kinos, aber der Film traf einen Nerv – und wurde zum Arthouse-Hit. Aber ich frage mich: Wäre es ein schlechterer Film gewesen, wenn er nicht auf dieser Welle gesurft wäre?

Wäre er?

Ich weiß es nicht. "Oh Boy" glänzt dadurch allerdings schon ein wenig mehr. Insofern wird der Erfolg leider größer, wenn er wahrgenommen wird. Eigentlich müsste man sich davon aber komplett frei machen.

Schaffen Sie das?

Es ist verdammt schwer (lacht).

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Tom Schilling
  • instagram.com: Profil von tomschilling_official
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