Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Du willst es doch auch Das Silberkleid von Heidi Klum

Wie ein wunderschöner, noch unzerkratzter, hochwertiger Edelstahlkochtopf schimmerte das Kleid, das Heidi Klum zum Halbfinale der Show "America's Got Talent" trug – ein Mini-Röbchen mit eingebauter Doppelbotschaft.
Bauschärmelig, asymmetrisch zurecht gezurrt und silbern schimmernd, als rinne flüssiges Quecksilber an ihr herab, so zeigte sich Heidi Klum letztens beim Halbfinale der Sendung "America's Got Talent". Das US-Vorbild des deutschen "Supertalents" wird von Tyra Banks moderiert, in der Jury sitzt seit drei Jahren Heidi Klum und beurteilt fachkundig, wie gut vermeintlich talentierte Menschen Opern-Arien singen, traditionelle Holzschuhtänze aufführen oder mit Gürteltieren jonglieren. Klums Mitjurorin, das ehemalige Spice Girl Mel B, trug ein goldgelbes Kleid, darum war Klums metallic-silbrig schimmerndes Kleid aus der letztjährigen Kollektion von Designer Alexandre Vauthier kein übertriebenes Gebling-blinge, sondern fast schon zurückhaltendes Understatement – und auf den zweiten und dritten Blick durchaus ein Fähnchen mit Botschaft.
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Ein wenig sieht das Kleid nämlich aus, als sei es mit dieser glatten, kühlen, edelmetalligen Schicht überzogen, die auch hochwertigste Trophäen wie den Oscar unverwüstlich schimmern lässt. Als wolle seine Trägerin sagen: "Schaut her, ich überreiche in meinen Jobs inzwischen zwar ständig Fotos und Ruhm an andere Menschen, küre sie zu Überdesignern, Topmodels (jaja, ich weiß, aber zumindest dem Titel nach) und Supertalenten – aber ich bin trotzdem nicht nur Jurorin und Preise-Überreicherin, ich bin selbst immer noch ein Star, ein Preis, meine eigene Trophäe." Trotz seines flirrenden Glamours wirkt das Material ihres Kleids obendrein ausgesprochen patent, unkompliziert abwaschbar, vielleicht gar teflonartig antihaftbeschichtet. Dann wäre es die Mini-Robe die ideale Rüstung, um all die Bösartigkeit und Schandmaulerei einfach an sich abgleiten zu lassen, die über Klum ausgegossen wird, seit sie sich öffentlich mit ihrem Freund Tom Kaulitz zeigt – eine viel bespöttelte Liaison, weil der Tokio-Hotel-Musikant eben jünger ist als sie (meine Güte!). Womöglich ist die beste Reaktion auf derlei kleingeistiges Gemäkel tatsächlich auch ein textiles Pfff-mir-doch–egal. Vielleicht sollten wir alle öfter mal abwehrfähiges Silber tragen. Klums Kleid ist leider schon vergriffen, aber zur Not tut es auch ein Alufolienwickel.
Robe aus Silberlamé von Alexandre Vaulthier (zum Selbst-Zurechschneidern): 987 Euro