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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Du willst es doch auch Die Spitzenschlaghose von Evelyn Burdecki
Trash-Fachfrau Burdecki wird dank ihrer wattstarken Flirr- und Glitterstrahlkraft auch zur Berliner Fashion Week eingeladen – und präsentiert eine halb vorhandene, halb verschwundene Hose, die gut in die Zeit passt.
Ah, endlich wieder Fashion Week in Berlin! Es ist eine herrliche Zeit. Nun nicht gerade, weil Hans und Franz und alle, die schon mal an einem Kleiderständer vorbeigelaufen sind, wie ein unaufhaltsamer Glibberfluss in die Hauptstadt wabern, nicht, weil man in diesen Tagen wieder so schwer ein Taxi kriegt, weil sehr viele Menschen mit Steh- oder Sitzschuhen, der Fortbewegung auf eigenen Füßen durch wahnwitzige Hochhacken entmächtigt, zur nächsten Show transportiert werden müssen – nee, darum nun wirklich nicht. Das Schöne an der Fashion Week: Sie lockert den in Berlin eh schon weit klaffenden Kragen der Moderegeln und Stilvorschriften nochmal um ein paar Handbreit. Weswegen auch Evelyn Burdecki in ihrer Spitzenschlaghose bei ihrem Fashion-Week-Besuch keinerlei Bepöbelungen befürchten muss.
Die Modewoche mit ihren Schauen und kakaduesken Besuchern rüttelt nämlich sacht an bestehenden Werturteilen: Hat sich die sonderbar gekleidete Frau dort hinten heute Morgen wirklich im Stockfinsteren angezogen? Musste der augenscheinlich waschfaule Mann da drüben wirklich mangels Frischwäsche auf seine Karnevalsklamotten zurückgreifen? In den Restwochen des Jahres würde man sagen: Ja, wahrscheinlich. Zur Fashion Week ist das nicht so sicher, vielleicht handelt es sich tatsächlich um sorgfältig kombinierte Outfits, getragen in ahnungsvoller Absicht, gespeist aus dem Geheimwissen um noch aufzuploppende Zukunftstrends.
Also bitte nicht über die gardinenmäßigen Burdecki-Beinkleider lachen, vielleicht tragen wir das in zwei Jahren ALLE. Na, vielleicht auch nicht. Luftig ist die Hose mit eingearbeitetem, blickdichten Schicklichkeitszwickel auf jeden Fall. Und mit ihrer Ein-bisschen-nackt-ein-bisschen-angezogen-Zweideutigkeit auch nochmal ein feinsinniger stilistischer Verweis auf ihr vor ein paar Wochen zu Ende gegangenes, jüngstes Trash-TV-Engagement bei "Bachelor in Paradise": Dort gab sie die Ein-bisschen-schmusewillig-ein-bisschen-abweisende Möglicherweise-Liebschaft des balzbereiten Domenico (aus Linsengericht, man muss es ab jetzt immer dazusagen).
Eine Spitzenhose ist also die korrekte Bekleidung für alle zwiespältigen Lebenslagen: Für Vielleicht-Knutscher, Vielleicht-Fashionistas, Vielleicht-Zurücktreter. Zumindest gilt das noch in dieser Woche. Ist die Fashion Week erst wieder vorbei, gilt wieder verlässlich: Wer eine Hose aus Spitze trägt, ist vermutlich unterwegs zu einer Mottoparty im Gardinengeschäft.