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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Deutschland hinten, Madonna peinlich Das Desaster des ESC
Fulminante Bühnenshows, europäische Eindrücke, kultureller Austausch unter Nachbarn und außergewöhnliche Kompositionen gab es am Samstagabend leider nicht. Stattdessen lief der
Eine Woche bevor Europa wählt, findet in einem Paralleluniversum eine ganz andere Wahl statt: Beim Eurovision Song Contest soll der beste Musikbeitrag 2019 gewählt werden. Wenn das echte Europa nur halb so viele Pleiten und Pannen hinterlässt, wie der größte Musikwettbewerb der Welt, dann haben wir alle schon gewonnen.
Denn der ESC gleicht einem Desaster. Da stimmt so vieles nicht. Nicht nur, dass "unsere" S!sters eine Null-Punkte-Backpfeife von den Zuschauern kassierten. Nein, die werden das selbst am besten verstehen. Schließlich zeigten sie die bewegendsten Emotionen, als ihr Auftritt endlich geschafft war. Da lagen sich die beiden "Schwestern" plötzlich in den Armen und feierten sich. Sie hüpften und tanzten viel mehr, als während des Liedes, das auch so hieß wie sie: Sisters. Einfallsreich.
Es ist auch nicht nur Kommentator Peter Urban, der Buchmachervorhersagen zum Trotz völlig fassungslos ob der deutschen Pleite war, das schlechte Lied einfach ignorierte und sich permanent verhaspelte. Und es ist auch nicht nur Madonna, von der man sich wünscht, sie hätte sich nur verhaspelt. Nein, es ist der ESC als Ganzes, der durch ist.
Die Rahmenbedingungen sind so lala
26 Länder stellen beim Eurovision Songcontest einen Beitrag. 26 Möglichkeiten, sich vor einem Millionenpublikum zu präsentieren, eine Botschaft zu transportieren, sein Land zu repräsentieren. Das machte der eine so, der andere so. Aber alle irgendwie nur so lala.
In kleinen Einspielfilmen wurden die Künstler vorgestellt. Politische Botschaften sind untersagt, was bleibt denn da in einer Zeit, in der selbst minderjährige Schüler allfreitaglich ihren Protest kundgeben wollen? In einer Zeit, in der es an jeder Ecke zu brodeln scheint, in der Zeit von Brexit und Strache? Nicht viel, oder eben das, was auch Dieter Bohlen aus den Kandidaten in seinen Castingshows herausquetscht: Drama in Form von tränendrüsigen Einzelschicksalen und nicht mal die sind individuell oder authentisch. Was bei Conchita Wurst noch neu und wichtig war, wirkt fünf Jahre später leider so, als sei es eben fünf Jahre später.
Gleich mehrere Teilnehmer waren früher mal dick, oder wie man heute gerne sagt, curvy. Andere waren mal arm und sind jetzt Stars, die ganz großen Klassiker eben, vom Entlein zum Schwan in etlichen Variationen. Beispiel gefällig? Der Israele Kobi Marimi hat 50 Kilo abgenommen und ist jetzt ein gefeierter Frauenschwarm. Der Schweizer Luca Hänni war früher mal DSDS-Gewinner und ist jetzt Musiker. Tamta, aus Zypern, war einst Haushaltshilfe und ist jetzt eine Latex-Madonna-Kopie.
Die einstige "Queen of Pop"
Apropos Madonna: Katastrophe. Wer dachte, der deutsche Auftritt sei schlecht gewesen, der musste nur bis 23.58 Uhr warten, bis die einstige "Queen of Pop" die Bühne betrat. Ein unangenehmer Moment. Die größte Sängerin war Madonna zwar nie, aber das, was sie bei ihrer "Like A Prayer"-Performance hinlegte, hätte David Hasselhoff volltrunken mit Burger im Mund auf dem Fußboden besser hinbekommen. Ja, es ist traurig und tut weh, der ESC nahm selbst ihr die Inspiration. Madonna holperte ohne Ausstrahlung die Treppe herunter und traf so viele Töne, wie die Sisters Punkte von den Zuschauern bekamen: null.
Die größte Musikshow der Welt endete so nichtssagend, wie sie in den Einspielfilmchen anfing. Sie machte darauf aufmerksam, dass Frauen sehr wohl noch benachteiligt werden und zusammenhalten müssen. Deshalb war es am Ende auch der weiße, schöne Mann, der den Titel mit nach Hause nahm: Duncan Laurence aus den Niederlanden.
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Bleibt zu hoffen, dass es am nächsten Sonntag im richtigen Europa dann um mehr geht, als deprimierende Oberflächlichkeiten mit (B)la(b)la.
- "Eurovision Song Contest 2019" vom 18. Mai 2019