Nach doppeltem WM-Triumph "Das ist obergeil"! Skisprung-Emotionen kochen hoch
Der Triumph von Innsbruck hinterlässt Spuren. Markus Eisenbichler und Karl Geiger sind Freunde, Zimmerkollegen – und finden kaum Worte für ihren größten Erfolg.
Mit geschlossenen Augen genoss Weltmeister Markus Eisenbichler die deutsche Hymne, auch nach einem Interview-Marathon konnte er sein Glück noch nicht fassen.
"Wie soll man das verdauen, wenn man noch nie gewonnen hat und auf einmal Weltmeister wird? Es ist speziell. Ich freue mich extrem und bin glücklich, dass wir zu zweit auf dem Podest sind", sagte Eisenbichler, der gemeinsam mit Silbergewinner Karl Geiger am berüchtigten Bergisel in Innsbruck für einen furiosen Doppelerfolg der deutschen Skispringer gesorgt hatte.
Auf den Spuren von Schmitt und Hannawald
Immer wieder war "Eisei" im Weltcup Zweiter geworden, jetzt ging der Traum vom ersten Sieg mit Sprüngen auf 131,5 und 135,5 endlich in Erfüllung – und das ausgerechnet bei der WM. "Das ist obergeil", rief er, tief berührt und mit schimmernden Augen. 20 Jahre nach dem WM-Doppelerfolg von Martin Schmitt und Sven Hannawald haben die zwei Zimmerkollegen aus Bayern am Samstag ein neues Stück deutscher Skisprung-Geschichte geschrieben.
"Es ist ein weiteres Highlight, was ich in dieser Form nicht erwartet habe und was mich riesig stolz macht", sagte Bundestrainer Werner Schuster, der das ersehnte Sahnehäubchen seiner in diesem März endenden Amtszeit serviert bekam.
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Eisenbichler und Geiger ließen im Auslauf Urschreie los und umarmten sich immer wieder nach dem überraschenden Doppelerfolg, bei dem der Schweizer Killian Peier seinen dritten Platz bejubelte wie eine Goldmedaille. "Es ist genial. Wir sind voller Emotionen, voller Adrenalin. Es war ein genialer Tag heute", sagte der Oberstdorfer Geiger, der lange Jahre ein Schattenspringer war und in diesem Winter endgültig ins Rampenlicht rückte.
Die Rechnung für all die Getränke der Betreuer solle an diesem Triumphabend bitteschön auf das Zimmer Eisenbichler/Geiger gehen, richtete der Silbergewinner aus.
"Voll auf Angriff"
In Oberstdorf, Garmisch und dann erneut in Oberstdorf fehlten dem 27 Jahre alten Siegsdorfer Eisenbichler nur Nuancen zum ersten Sieg, diesmal bewahrte er die Nerven und sprang allen Rivalen deutlich davon. "Beim Finale habe ich gedacht: voll auf Angriff. Ich muss jetzt attackieren und alles auf eine Waagschale legen", sagte Eisenbichler.
Das sollte ihm voll gelingen: Nach seinem 135,5-Meter-Bilderbuchflug ging ein Raunen durch die 11 400 Zuschauer am Bergisel, die mehrheitlich auf die Titelverteidigung von Lokalmatador Stefan Kraft (6.) gehofft hatten. Richard Freitag wurde Neunter, Olympiasieger Andreas Wellinger hat seinen Startplatz im Team nach Rang 32 an Stephan Leyhe verloren.
Mit Geiger und Eisenbichler, der die DSV-Adler erstmals in seiner Laufbahn als Schlussspringer anführen wird, ist die Mannschaft von Trainer Schuster am Sonntag (14.30 Uhr im Liveticker bei t-online.de) der klare Favorit auf das erste WM-Teamgold seit 2001 in Lahti. "Wir werden uns vorbereiten auf morgen. Morgen ist ein wichtiger Wettkampf", forderte Eisenbichler.
Fulminante Rückkehr nach Olympia-Tiefschlag
Mit einer Sonnenbrille ging er nach der Siegerehrung samt Hymne die Stufen im Stadion hinunter, um zumindest zeitweise seine Tränen zu verstecken. Zuvor war es auf dem Podium aus ihm herausgebrochen, als ihm in der Sonne von Innsbruck mit dem herrlichen Panorama der Nordkette langsam klar wurde, was da eigentlich gerade passiert war.
Eisenbichler ist nach Severin Freund, der es nach fast zwei Jahren Pause nicht zur WM nach Tirol schaffte, der zweite Einzel-Weltmeister in der Ära Schuster. Vor einem Jahr hatte der Siegsdorfer noch zusehen müssen, wie Geiger, Wellinger, Freitag und Leyhe Silber im Team holten. Er selbst flog ohne Medaille nach Hause. Diesmal hat er sich gleich im ersten Springen gekrönt. "Wir haben Tiefschläge erleben müssen. Ich glaube, da kommt man stärker raus", sagte Eisenbichler. Er hat es eindrucksvoll bewiesen.
- Nachrichtenagentur dpa