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Zum journalistischen Leitbild von t-online.DSV-Sportdirektor Hüttel über Norweger "Können uns Aussagen nicht anschließen"
Das dritte Springen der Vierschanzentournee in Innsbruck steht an. DSV-Sportdirektor Horst Hüttel spricht über die Leistung der Deutschen – und über Österreich.
Jetzt beginnt die heiße Endphase der Vierschanzentournee: Nach Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen machen die Skisprung-Asse aktuell in Innsbruck und danach in Bischofshofen halt. Auf der Bergiselschanze findet am Samstag der Wettbewerb statt (ab 13.30 Uhr im t-online-Liveticker). In der Qualifikation am Freitag war ein Österreicher stark und ebenso ein Deutscher – allerdings nicht Pius Paschke (mehr zum "Mega"-Sprung lesen Sie hier).
Waren die deutschen Hoffnungen vor der Tournee aufgrund der Glanzleistungen von Paschke noch groß, sind sie nun nach den ersten beiden Springen etwas geschwunden. Paschke verpasste in Oberstdorf das Podium als Vierter knapp. In Garmisch wurde er Neunter. In der Gesamtwertung steht der DSV-Adler aktuell auf dem sechsten Rang. Dominiert wird das Skisprung-Highlight momentan von den Österreichern.
"Wir gehen davon aus, dass alles mit rechten Dingen zugeht"
In der Gesamtwertung führt Daniel Tschofenig vor Jan Hörl und Stefan Kraft. Der Schweizer Gregor Deschwanden liegt auf Platz vier, der Norweger Johann André Forfang auf Rang fünf. Aus Norwegen kam zuletzt auch Kritik an den Österreichern – die norwegischen Athleten empfanden die Dominanz als verdächtig.
DSV-Weltcup-Sportdirektor Horst Hüttel sieht das im Gespräch mit t-online jedoch anders. Der frühere Nordische Kombinierer erklärt: "Wir können uns den Aussagen der norwegischen Kollegen nicht anschließen. Und möchten uns auch nicht anschließen. Fakt ist, dass alle Athleten, die auf dem Podium stehen, über ein hervorragendes Material verfügen müssen, sonst steht man nicht dort."
Hüttel ergänzt: "In der Vergangenheit ist es schnell passiert, dass der Materialfaktor in den Mittelpunkt gestellt wurde. Österreich ist derzeit klar die dominierende Nation, doch hierfür gibt es mehrere Gründe. Aber wir haben vollstes Vertrauen zur FIS, dass hier alles genauestens geprüft wird. Wir gehen davon aus, dass alles mit rechten Dingen zugeht."
"Gibt für Granerud keine Ausreden in Richtung Material"
ARD-Experte und Ex-Tournee-Sieger Sven Hannawald schlug ähnliche Töne an. Als der Norweger Forfang in der Qualifikation in Innsbruck einen technisch sehr guten Sprung zeigte, sagte Hannawald: "Das ist super sauber. Deswegen gibt es für Granerud keine Ausreden in Richtung Material, es ist reine Technik."
Halvor Egner Granerud sagte beispielsweise dem heimischen TV-Sender NRK zuletzt: "Wenn ich Gregor Deschwanden oder Pius Paschke gewesen wäre, wäre ich wahrscheinlich ziemlich misstrauisch gewesen. Es ist seltsam und sehr ungewöhnlich, dass eine Nation so dominiert, wie sie es jetzt tut." Die ehemalige Skisprung-Olympiasiegerin Maren Lundby sagte am NRK-Mikrofon: "Das ist verdächtig. Sie waren das ganze Jahr über gut und kaum steht die Vierschanzentournee an, sind sie noch besser. Da muss etwas sein." Weder Granerud noch Lundby gingen konkreter auf ihre Aussagen ein.
Dynamiken? "Das war schon immer so"
Im Gespräch mit t-online betont Horst Hüttel, dass die Österreicher Tschofenig, Hörl und Kraft bereits beim Weltcup-Springen in Engelberg, das gerne als Tournee-Generalprobe benannt wird, auf dem Podium landeten. Auch in Wisla (Polen) konnte sich Tschofenig gegen die Konkurrenz durchsetzen. In Ruka (Finnland) gewann zwar Paschke, doch Hörl und Kraft belegten die Plätze direkt dahinter.
Hüttel verweist im Gespräch mit t-online auch auf die kleinen Schwankungen im Skispringen: "Dass es gewisse Dynamiken gibt in einer Saison, das war schon immer so. Das wird auch noch weitergehen. Skispringen unterliegt in einer Saison immer gewissen Phasen. Das ist aus meiner Sicht auch Teil des Skisprung-Sports, und das macht Österreich momentan sehr gut."
Der DSV-Sportdirektor weiß allerdings auch, dass die deutschen Springer nach den ersten beiden Tournee-Stationen nicht mehr ganz vorne im Klassement zu finden sind. Hüttel hofft dennoch, dass die "Schicksalsschanze" der Deutschen am Bergisel dieses Mal zum Glücksbringer wird: "Wir sind raus aus der Favoritenposition. Wir wollen bei beiden Wettkämpfen natürlich noch einmal gut performen."
- Eigenes Interview mit DSV-Weltcup-Sportdirektor Horst Hüttel
- Eigene Beobachtung der Tournee-Quali in Innsbruck in der ARD
- vierschanzentournee.com: "Ergebnisse 2024 – 25"
- nrk.no: "Ekspertene er kritiske til østerriksk totaldominans: – Det er mistenkelig" (Norwegisch)