Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Behindertensport-Boss Beucher Verhalten russischer Athleten "einfach nur peinlich"
Für DBS-Präsident Beucher ist es richtig, dass russische und belarussische Athleten nicht bei den Paralympics antreten. Er berichtet von unangemessenem Verhalten genannter Sportler vor Ort.
Am Freitag starten die Paralympischen Spiele in Peking. Seit Donnerstag ist auch klar, dass keine russischen und belarussischen Sportler dabei sein werden. Für den Präsidenten des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), Friedhelm Julius Beucher, ist es der einzig richtige Entschluss.
Im Gespräch mit t-online berichtet er von "unangemessenem" Jubel russischer Athleten und wie er die Rückwärtsrolle des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) wahrgenommen hat.
t-online: Wie haben Sie vom Ausschluss von Russland und Belarus erfahren?
Friedhelm Julius Beucher: Wir wurden informiert, dass am Donnerstag ein Schreiben an die Nationalen Paralympischen Komitees herausgegeben wird – und haben unseren Augen erst nicht getraut. Dann haben wir uns gefreut. Der Tag davor war nämlich ein schwarzer Tag.
Warum?
Die Weltsportgemeinschaft war in einer bisher nie dagewesenen Solidarität aufgetreten und schloss überall russische und belarussische Athletinnen und Athleten aus. Nicht um die Athleten zu quälen, sondern um gegen Putin und Lukaschenko ein Zeichen zu setzen. Bei den Paralympics aber tat man noch bis gestern so, als wäre nichts – und die russischen und belarussischen Sportler sollten als Mogelpackung unter 'neutraler Flagge' antreten dürfen. Da haben wir uns empört. Mann stelle sich das doch mal vor: Da hätten beim Biathlon am Schießstand ein russischer und ukrainischer Athlet möglicherweise nebeneinander gelegen. Das wäre doch unerträglich.
Sport und Politik sind also nicht voneinander zu trennen.
Natürlich nicht. Ich laufe gerade durch das paralympische Dorf hier in China und sehe, dass hier weiterhin noch die russische Fahne hängt. Es ist ein Ammenmärchen, dass Sport und Politik nichts miteinander zu tun haben. Sport war immer politisch und ist oft auch politisch missbraucht worden.
Haben Sie Spannungen im paralympischen Dorf erlebt?
Nein. Aber ich habe noch nie so wenige Athleten auf den Straßen des Dorfes gesehen, wie hier bei diesen Spielen. Ich war gestern – nach der zwischenzeitlichen Entscheidung, dass russische und belarussische Athleten teilnehmen können – sehr angefressen, weil im
russischen Haus nebenan frenetischer Jubel ausgebrochen ist. Das hielt ich für völlig unangemessen. Und das hat auch nicht die Neutralität und Betroffenheit gegenüber dem Krieg zum Ausdruck gebracht. Ich fand das einfach peinlich.
Wie wichtig war es nun, diese beiden Nationen doch noch
auszuschließen?
Wir sind in die internationale Wertegemeinschaft des internationalen Sports zurückgekehrt. Es ist eine Situation, in der man nur erfolgreich ist, wenn alle an einem Strang ziehen. Und da hatte sich die IPC-Spitze für 18 Stunden außerhalb dieser Reihe gestellt. Den Sportlern tut es auch leid, dass bekannte Kollegen nicht an den Start gehen dürfen, aber es geht um Konsequenzen. Und die muss man eben in Kauf nehmen, wenn
man sein Land repräsentiert.
- Eigenes Telefongespräch mit Friedhelm Julius Beucher