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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Biathleten vor Olympia Bangen um den Topstar – aber einer freut sich "riesig"
Anfang Februar beginnen die Olympischen Winterspiele in Peking. Insgesamt elf deutsche Biathletinnen und Biathleten werden in China ins Rennen gehen. Der Start eines Topstars ist allerdings noch fraglich.
Welcher Sportler träumt nicht davon, einmal an den Olympischen Spielen teilzunehmen?
Zwar polarisieren die Spiele in diesem Jahr (4. bis 20. Februar 2022), weil sie im politisch umstrittenen China stattfinden, das keine große Wintersporttradition besitzt. Auch die Corona-Lage führt zu erschwerten Bedingungen. Dennoch ist das Event für viele Sportler eines der größten ihrer Laufbahn.
"Vorfreude leicht getrübt"
"Ich möchte das Beste daraus machen und mich nicht darüber ärgern. Das würde mich nur unnötige Energie kosten", sagt DSV-Star Benedikt Doll im Gespräch mit t-online über die Olympia-Situation in China. Auch David Zobel würde die Spiele lieber in einem anderen Land genießen. "Na klar wünscht man sich Olympia lieber an besseren Orten wie beispielsweise in vier Jahren in Italien. Dennoch ist und bleibt es das größte Ereignis für uns Biathleten. Natürlich wird die Vorfreude aber leicht getrübt."
210 Biathleten reisen nach Peking
Doch wie können sich die Athleten überhaupt für die Olympischen Winterspiele qualifizieren?
Insgesamt sind 210 Plätze für Biathleten vorhergesehen. Je 105 für die Männer und für die Frauen. Sowohl bei den Herren als auch bei den Damen dürfen pro Nation und Geschlecht maximal sechs Athleten teilnehmen. Pro Rennen dürfen höchstens vier Sportler eines Landes antreten. Eine Ausnahme gibt es beim Massenstart, in dem unter bestimmten Umständen auch mehr Athleten eines Landes eine Starterlaubnis erhalten.
Zwischen November 2020 und Januar 2022 konnten sich die Biathletinnen und Biathleten für China qualifizieren. Grundlage dessen ist die "OGC NOC Quota List". In dieser sind die besten Ergebnisse der Nationen festgehalten. Die Nationen können auf den ersten drei Rängen der Nationenwertung sechs Athleten stellen; die Länder auf Rang vier bis zehn jeweils fünf. Es gibt verschiedene Wertungen für die Geschlechter, das bedeutet: Weil die deutschen Herren in der Liste Platz drei belegen, dürfen sechs Athleten nach Asien reisen. Die Frauen belegen den vierten Platz und dürfen somit mit fünf Athletinnen teilnehmen.
Der letzte Weltcup vor den Spielen in Antholz (20. bis 23. Januar) hat keinen Einfluss mehr auf die Olympia-Qualifikation.
Zusätzlich zu den Vorgaben gibt es in Deutschland eine interne Norm, welche zu erfüllen ist, um an Olympia teilnehmen zu können. Die Sportlerinnen und Sportler müssen in dem oben genannten Zeitraum einmal in die Top-8 oder zweimal in die Top-15 im Weltcup gelaufen sein. Diese Norm hat sich der Deutsche Skiverband (DSV) selbst gesetzt.
Zobel profitiert von sechstem Startplatz
Bei den deutschen Herren haben Erik Lesser, Benedikt Doll, Roman Rees, Johannes Kühn und Philipp Nawrath die Vorgaben erfüllt. Den letzten freien Platz im Peking-Aufgebot nimmt David Zobel ein. Er hat sich gegen Justus Strelow und Philipp Horn durchgesetzt. Zobel profitiert davon, dass die deutschen Herren sechs Startplätze stellen. "Das Gefühl ist einfach geil. Ich glaube, ich habe das noch gar nicht richtig gecheckt, das wird noch ein paar Tage dauern. Ich freue mich riesig drauf", so der 25-Jährige.
Bei den Damen haben Franziska Preuß, Denise Herrmann, Vanessa Hinz und Vanessa Voigt die Norm erfüllt. Hier setzte sich Anna Weidel gegen Franziska Hildebrand sowie Janina Hettich im Kampf um den fünften Platz durch.
Kann Kühn den Hochfilzen-Coup wiederholen?
Im Gesamt-Weltcup stehen die Athleten aus Deutschland bisher nicht außergewöhnlich gut dar. Weder bei den Frauen noch bei den Männern befindet sich eine Biathletin oder ein Biathlet in den Top 10. Daher starten sie nicht als große Favoritinnen und Favoriten in die Rennen in China. "Es wird ganz schwierig, einen Podestplatz in einem Einzelrennen zu erreichen. Da ist die Konkurrenz sehr stark. Ich brauche einen sehr guten Tag, um dort ganz vorn mitzumischen", ordnet Doll seine Chancen ein.
Traditionell gilt Deutschland aber als eine starke Staffelnation. "In den Staffeln haben wir sicherlich die größte Chance auf Edelmetall", so Doll. Gut möglich, dass die deutschen Biathleten dort aufs Podium stürmen. Wie das gehen kann, hat die Herren-Staffel am vergangenen Wochenende in Ruhpolding gezeigt (mehr dazu lesen Sie hier). Das Quartett um Erik Lesser, Roman Rees, Benedikt Doll und Philipp Nawarth erkämpfte sich den zweiten Rang.
Kühn größte Hoffnung der DSV-Herren
Ansonsten ist Johannes Kühn in diesem Winter der beste deutsche Biathlet. Das Sprintrennen von Hochfilzen konnte er gewinnen. Allerdings: Kühn hatte vor Kurzem mit einer Corona-Infektion zu kämpfen. Weil er sich noch schonen wollte, trat der 30-Jährige auch in Antholz beim Einzelwettkampf noch nicht an. Ob er daher seine Form, die er vor der Erkrankung besaß, wiederfindet, erscheint zumindest fraglich.
Im Massenstart könnten entweder Kühn oder Benedikt Doll für eine Überraschung sorgen. Bei den Damen hingegen steht Denise Herrmann mit Platz drei in der Gesamtwertung im Einzel-Wettbewerb gut da. Weil es aber erst ein Einzelrennen im diesjährigen Weltcup gab, ist diese Statistik wenig aussagekräftig.
- Eigene Recherche