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Östersund-Expertin Beck über Dahlmeier:"Laura hat bei Großereignissen diesen Killerinstinkt"


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Beck über Dahlmeier
"Laura hat bei Großereignissen einfach diesen Killerinstinkt"

  • T-Online
InterviewVon Alexander Kohne

07.03.2019Lesedauer: 5 Min.
Gute Erinnerungen: Martina Beck gewann in Östersund mehrere Weltcuprennen und holte bei der WM 2008 Gold und Silber.Vergrößern des Bildes
Gute Erinnerungen: Martina Beck gewann in Östersund mehrere Weltcuprennen und holte bei der WM 2008 Gold und Silber. (Quelle: imago-images-bilder)
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Heute geht Superstar Laura Dahlmeier bei der Biathlon-WM in Östersund in der Mixed-Staffel erstmals an den Start. Ex-Gesamtweltcupsiegerin Martina Beck kennt Dahlmeier gut und erklärt bei t-online.de, was sie von ihr nach einer schwierigen Saison erwartet.

In Östersund erlebte Martina Beck 2008 eine der schönsten Biathlon-Weltmeisterschaften ihrer Karriere – nicht nur, weil sie damals Gold mit der Damen-Staffel und Silber im Einzel gewann. Im Interview erklärt die 39-Jährige, worauf es auf der Strecke besonders ankommt und was sie Deutschlands WM-Hoffnung Laura Dahlmeier dort zutraut.

t-online.de: Frau Beck, wie sind Ihre Erinnerungen an die letzten Biathlon-WM in Östersund 2008?

Martina Beck: Das war eine ganz, ganz tolle WM damals, mit vielen Zuschauern. Und es war alles super organisiert und in der Stadt selbst war das WM-Feeling spürbar. An den Einzelwettkampf kann ich mich noch sehr gut erinnern, weil es extrem windig war. Trotzdem habe ich nur einen Fehler geschossen und bin damit Zweite geworden.

Martina Beck (geb. Glagow) feierte ihr Debüt im Biathlon-Weltcup 2000 und gewann vier Olympia-Medaillen, drei WM-Titel und 2003 den Gesamtweltcup. 2010 beendete sie ihre Karriere. Heute lebt Beck mit ihrer Familie im österreichischen Höhnhart und arbeitet im Gesundheitszentrum Revital Aspach.

Worauf kommt es bei der Strecke besonders an?

Der Wind ist ein Faktor in Östersund. Besonders der Schießstand ist sehr windanfällig. Man sieht die Athleten dort oft auf Stand 30 schießen, weil davor ein kleiner Wall ist und es einen dort nicht ganz so wegweht. Auf der Strecke haben es besonders die Berge am Ende in sich.

Die Hoffnungen vieler deutscher Fans ruhen auf Laura Dahlmeier. Sie hat den letzten Weltcup in Solider Hollow in den USA ausgelassen, um sich spezifisch auf die WM vorzubereiten. Was trauen Sie ihr nach einer schwierigen Saison bei der WM zu?

Wenn sie in der Vorbereitung wirklich gesund durchgekommen ist, traue ich ihr schon zu, dass sie in den Einzelrennen um Medaillen mitkämpft. Sie hat bei Großereignissen einfach diesen Killerinstinkt, ist da extrem fokussiert und kann über sich hinauswachsen. Da Laura aber einen wirklich ganz schlechten Sommer und auch keinen guten Herbst hinter sich hat, wird sie in Östersund sicher nicht die Alte sein. Außerdem wird sie bestimmt nicht in allen Wettkämpfen starten. So ein Programm wäre einfach zu viel – jetzt wo auch die Single-Mixed-Staffel bei der WM dazugekommen ist. Aber wie gesagt: Laura kann um die eine oder andere Einzelmedaille mitlaufen.


Auch um die eine oder andere Goldene?

Ja, auf jeden Fall. Wobei ich persönlich glaube, dass es ihr im Grunde relativ egal ist, wenn es mal nicht Gold ist. Denn nach dem schwierigen letzten Jahr wäre auch eine Bronzemedaille ein unglaublich großer Erfolg.

Sind also nicht nochmal fünf Goldmedaillen wie bei der letzten WM 2017 in Hochfilzen drin?

Nein, das glaube ich wirklich nicht. Nicht nach diesem Sommer – und allem, was Laura selbst gesagt hat. Ich habe sie im Sommer immer mal wieder gesehen und mit ihr gesprochen. Diesen Vergleich braucht man nach so einem Jahr einfach nicht anstellen. Das wäre wirklich vermessen. Da ist es an der Zeit, die Erwartungen etwas runterzuschrauben.

Wer sind Dahlmeiers ärgste Konkurrentinnen?

Natürlich die beiden Italienerinnen Lisa Vitozzi und Dorothea Wierer. Sie dominieren momentan den Weltcup. Dazu noch Marte Olsbu Roeiseland aus Norwegen. Die sind alle drei schon sehr konstant gewesen. Natürlich muss man auch die routinierten Kaisa Mäkäräinen und Anastasiya Kuzmina auf dem Zettel haben.

Kommen wir zu den anderen DSV-Starterinnen: Franziska Hildebrand hat zuletzt in den Einzelrennen von Soldier Hollow die Plätze zwei und drei erreicht. Ist sie bei der WM ein Geheimtipp?

Das glaube ich, ehrlich gesagt, nicht. Denn Ihre Ergebnisse davor waren leider nicht Konstant genug – da lag sie immer so zwischen den Plätzen 20 und 40. Das ist nicht mehr die alte Franzi, die sie mal war. Natürlich würde ich es ihr total wünschen, aber ich traue Franziska Preuß aktuell mehr zu. Sie ist eine hervorragende Schützin und hat in dieser Saison schon gezeigt, dass sie auch Rennen gewinnen kann. Ebenso wie Denise Herrmann zuletzt in Canmore. Wobei bei Denise trotzdem oft das Problem ist, dass sie eine der besten Laufzeiten hat, aber ihr beim Schießen zu viele Fehler unterlaufen. Sie muss schauen, dass sie die Ergebnisse, die sie im Training zeigt, noch öfter auch im Wettkampf bringt. Denn sie kann’s ja.

Sind die deutschen Damen mit so vielen potenziellen Siegläuferinnen Favorit in der Staffel?

Sie gehören mit Sicherheit zu den Goldkandidaten. Es müsste schon viel zusammenkommen, dass die Mädels überhaupt keine Medaille gewinnen. Und wenn alles passen sollte, wird es Gold.

Nun zu den Herren. Ist der bisherige Saison-Dominator Johannes Thingnes Bö da überhaupt zu schlagen?

Auf jeden Fall. Ich bin vor allem auf Martin Fourcade gespannt. Bei ihm wurde ja darüber spekuliert, ob er zu viel trainiert hat. Manchmal sah Martin in der bisherigen Saison beim Laufen sehr gut aus, auch technisch. Es gab aber auch Rennen, bei denen er echt müde wirkte. Die beiden Übersee-Weltcups in Canmore und Soldier Hollow hat er jetzt komplett ausgelassen. Statt langer Flugreisen und Zeitverschiebung hat er sich voll auf die WM-Vorbereitung fokussiert. Ich glaube, dass man ihn auf keinen Fall abschreiben sollte. Aber: Sollte Johannes null Fehler schießen, lässt er da sicherlich nichts anbrennen. Alle Rennen wird aber bestimmt nicht gewinnen – denn er ist auch nur ein Mensch.

Wer im DSV-Team hat die besten Medaillenchancen?

Arnd Peiffer zeigt bisher eine ganz starke Saison. Er ist der Konstanteste und Routinierteste im Team und hat in diesem Jahr fast keinen schlechten Wettkampf gezeigt. Benedikt Doll ist ebenfalls für eine Überraschung gut – das hat nicht zuletzt die WM 2017 gezeigt. Wenn Benni trifft, ist er auch immer vorne mit dabei. Und bei Erik Lesser ist bemerkenswert, wie er sich zuletzt gefangen hat (Platz vier und fünf in Sprint und Verfolgung beim letzten Weltcup in Soldier Hollow, Anm. d. Red.). Das hat mich für ihn sehr gefreut.


Wie viele Medaillen trauen sie dem Team im Östersund denn insgesamt zu?

Puh, das ist eine schwierige Frage. Wenn in den Einzelwettkämpfen zusammen zwei bis drei Medaillen rauskommen, wäre das schon klasse. Und die Mädels in der Staffel dürften auch eine holen. Ich sage mal vier Medaillen – das wäre schon eine gute Ausbeute.

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