Martina Beck im Interview "An Laura Dahlmeier führt bei Olympia kein Weg vorbei"
Die ehemalige Weltklasse-Biathletin Martina Beck macht sich keine Sorgen um die gesundheitlich angeschlagene Laura Dahlmeier. Trotz deren Ausfall beim ersten Weltcup in Östersund glaubt sie fest an die siebenfache Weltmeisterin.
Früher hieß Martina Beck noch mit Nachnamen Glagow und gewann drei Biathlon-Weltmeistertitel. Seit 2008 ist sie mit ihrem Ex-Kollegen Günther Beck verheiratet. Mit ihm und ihren drei Kindern wohnt sie mittlerweile im österreichischen Höhnhart.
Dem Biathlon ist die 38-Jährige aber weiterhin eng verbunden. Sie hat immer noch Kontakt zu vielen Protagonisten. Im Interview mit t-online.de spricht Beck über die Form von Deutschlands aktuell bester Biathletin Laura Dahlmeier, einen möglichen Olympia-Start von Skifahrer Felix Neureuther und ihr Leben abseits des Sports.
Das Interview führte Alexander Kohne.
t-online.de: Sie haben mittlerweile drei Kinder. Bleibt da noch Zeit, die Biathlon-Saison intensiv zu verfolgen?
Martina Beck: Ja, ab und zu schon. (lacht) Den Weltcup-Auftakt am Sonntag in Östersund haben wir zusammen geschaut. Im vergangenen Jahr sind wir zudem mit der ganzen Familie zum Weltcuprennen nach Antholz gefahren. Das war super. Auch in diesem Jahr werde ich für meine Partner bei den Weltcups in Hochfilzen, Oberhof, Ruhpolding und Antholz vor Ort sein. Ich habe im Sport noch viele Freunde. Wenn ich in der Heimat in Mittenwald bin, schaue ich auch mal beim Training vorbei – unter anderem bei Laura Dahlmeier. Die kennen auch meine Kinder und gehört zu ihren absoluten Favoriten, zusammen mit Martin Fourcade.
Wie sieht Ihr Alltag aktuell aus?
Es ist immer was zu tun. Meine Tochter ist gerade in die Schule, mein jüngster Sohn ist in den Kindergarten gekommen. Ich arbeite in der Praxis für Ganzheitsmedizin meines Manns Günther im Revital Aspach, dem Gesundheitszentrum meiner Schwiegereltern in Oberösterreich. Außerdem organisieren wir zusammen eine Biathlongruppe für Kinder zwischen acht und elf Jahren. Mir wird also nicht langweilig (lacht).
Wie werden Sie die olympischen Spiele verfolgen?
Zu Hause am Fernseher. Erst hatte ich geplant, als TV-Expertin nach Pyeongchang zu fahren, doch das hat sich zerschlagen. Allerdings fährt mein Mann nach Südkorea. Er arbeitet als Experte für den ORF.
Apropos Olympia: Felix Neureuther, den Sie sehr gut kennen, hat sich in der vergangenen Woche einen Kreuzbandriss zugezogen. Eine Teilnahme an den Spielen erscheint unwahrscheinlich…
… ja, das ist wirklich sehr, sehr bitter. Ich habe davon durch seinen Facebook-Post erfahren und hatte Anfang der Woche noch mit seiner Freundin Miriam Gössner Kontakt. Felix ist natürlich sehr geknickt. Er war in der Form seines Lebens, hat das erste Weltcup-Rennen gewonnen – und dann kommt so eine Verletzung. Trotzdem gibt es natürlich noch Wichtigeres im Leben, das Felix ja selbst gesagt. Er ist gerade Vater geworden und hat jetzt zumindest mehr Zeit für Miriam und die kleine Matilda.
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Trotz der Verletzung hat Neureuther Olympia noch nicht komplett abgeschrieben. Ist das realistisch?
Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert. Es gibt ja schon Bandagen, mit denen fast nichts passieren kann. Ein Freund von uns ist auch mit einem kaputten Kreuzband Ski gefahren. Ich fände es gut, wenn Felix es probieren möchte – und würde ihm die Olympia-Teilnahme natürlich sehr gönnen. Wir kennen uns schon sehr lange, haben uns im Training in Garmisch oft gesehen. Und mit Miriam war ich jahrelang in einer Trainingsgruppe.
Sie kennen auch Laura Dahlmeier gut. Holt sie trotz des erkältungsbedingen Ausfalls in Östersund wieder den Gesamtweltcup?
Ich glaube nicht, dass das auf ihrer Prioritätenliste ganz oben steht… (lacht)
… also ist alles auf Olympia ausgerichtet?
Mit Sicherheit. Das ist in so einer Saison einfach das Wichtigste. Sie weiß ganz genau, wie ihr Körper tickt und kann sich sehr gut einschätzen. Im vorletzten Jahr ist sie auch nicht in Östersund gestartet und im Weltcup gibt es ja auch noch die Streichergebnisse. Wenn Laura bei Olympia eine Medaille holt, kräht kein Hahn mehr danach, ob sie in Östersund gestartet ist.
Ihr ehemaliger Teamkollege Ricco Groß hat Dahlmeier für Pyeongchang im Interview mit t-online.de als "absolute Topfavoritin" bezeichnet. Sehen Sie das auch so?
Absolut – nach der starken letzten Saison und den fünf Goldmedaillen bei der Weltmeisterschaft in Hochfilzen führt da kein Weg an ihr vorbei. Laura ist die Galionsfigur des deutschen Biathlons und jeder schaut auf sie. Im Sommer war sie allerdings nicht ganz zufrieden mit Ihrer Form. Aber als wir vor vier Wochen gesprochen haben, war sie wieder guter Dinge – und wenn Laura das schon selbst sagt, weiß man eigentlich, dass sie wirklich sehr gut drauf ist.
Wer ist bei den Männern am stärksten? Kann Simon Schempp Superstar Fourcade gefährlich werden?
Martin ist ein wirklich überragender Athlet. Aber Simon hat bereits in der letzten Saison gezeigt, dass er ihm in einigen Rennen Paroli bieten kann. Nur war er leider des Öfteren krank. Doch wenn Simon gesund bleibt, kann er bei Olympia und im Gesamtweltcup auf jeden Fall ein Wörtchen mitreden.