Kommentar zum Tour-Eklat Der Ausschluss von Sagan ist ein Fehler
Hier ein Rempler, da eine Lenkerberührung – im Schlusssprint einer Tour-de-France-Flachetappe geht es traditionell hoch her. Die schnellen Jungs schenken sich im Getümmel vor dem Zielstrich nichts – das war schon zu Zeiten von Rudi Altig und Erik Zabel so.
Ein Kommentar von Alexander Kohne
Peter Sagans Aktion gegen Mark Cavendish soll laut Tour-de-France-Jury eine Grenze überschritten haben. Der slowakische Weltmeister habe "die anderen Fahrer ernsthaft gefährdet." Konsequenz: Der Ausschluss von der Frankreichrundfahrt. Da half auch ein Einspruch seines Teams Bora-hansgrohe nichts.
Fest steht: Sagans Aktion war rabiat, er drängte Cavendish ab und wollte verhindern, dass der Brite sich an ihm vorbeischlängelt. Die schwere Verletzung seines Kontrahenten nimmt er dabei allerdings keinesfalls billigend in Kauf. Außerdem wird er durch den scharf herüberziehenden späteren Sieger Arnaud Démare behindert.
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Sagans Erklärung ("Ich habe im Sprint nicht gewusst, dass Cavendish hinter mir war. Er kam sehr schnell von hinten. Ich hatte einfach keine Zeit mehr zu reagieren") ist glaubhaft – zumal bei Geschwindigkeiten von über 70 km/h Sekundenbruchteile entscheiden.
Mit Steels-Ausraster nicht vergleichbar
Klar ist: Sagans Aktion musste bestraft werden. Sein Ausschluss ist allerdings überzogen. Sonst müssten andauernd Fahrer disqualifiziert werden. Das kam bisher jedoch sehr selten vor – und wenn, dann bei glasklaren Ausrastern: Tom Steels warf 1997 wutentbrannt eine Wasserflasche ins Sprintgetümmel vor ihm; Dietrich Thurau ging einem Offiziellen zwölf Jahre zuvor sogar an den Kragen.
Sagans Aktion steht in keinem Verhältnis dazu. Bei ihm wäre eine mildere Bestrafung angebracht gewesen: Vom Punktabzug bis zum ursprünglich angedachten Zeitmalus. Zudem ist er bisher nicht als Rüpel aufgefallen. Mit Sagan verliert die Tour 2017 einen ihrer schillerndsten Fahrer. Er wird im Peloton fehlen.