Sieg auf längster Tour-Etappe Kittel machts - wenn auch ganz knapp
Endlich hat es geklappt: Nach drei vergeblichen Versuchen hat Marcel Kittel für den ersten deutschen Etappensieg bei der 103. Tour de France gesorgt. Der Sprinter aus dem Team Etixx-Quick Step setzte sich nach 237,5 Kilometer von Saumur nach Limoges im Sprint ganz knapp gegen den Franzosen Bryan Coquard durch - so knapp, wie Landsmann André Greipel am Vortag verloren hatte.
Nach seinem Sieg lag Kittel rücklings auf dem Asphalt und brüllte seine ganze Freude in den Himmel. "Ich bin wahnsinnig stolz und froh, dass ich es heute allen gezeigt habe", sagte der 28-Jährige nach seinem insgesamt neunten Etappensieg bei der Frankreich-Rundfahrt.
"Mega, mega happy"
Einen Tag nachdem Greipel, diesmal nur auf Rang 18, unglücklich im Foto-Entscheid in Angers gegen Mark Cavendish verloren hatte, drehte Kittel diesmal den Spieß um. Nach Auswertung des Zielfotos lag er kaum eine Reifenbreite vor Coquard. Als das Ergebnis nach bangen Sekunden des Wartens endlich zu Kittel durchgedrungen war, gab es beim Sprint-Hünen kein Halten mehr.
"Ich bin mega, mega happy. Nach der Zieldurchfahrt hatte ich keine Ahnung, ob ich jetzt gewonnen hatte. Ich habe erstmal gepumpt wie ein Maikäfer. Als dann die Nachricht zu mir kam, hat es sich angefühlt wie hundertmal Weihnachten hintereinander", sagte Kittel. Noch im Vorjahr war er nach gesundheitlichen Problemen von seinem damaligen Team Giant-Alpecin nicht für die Tour nominiert worden war. "Ich habe es heute nicht nur meinen Gegnern gezeigt, sondern auch allen, die mich im letzten Jahr vergessen haben. Der Sieg bedeutet mir sehr, sehr viel", erklärte der Sieger.
Auch Martin ist froh
Platz drei auf der längsten Etappe der Tour 2016 ging an den slowakischen Weltmeister Peter Sagan (Tinkoff), der das Gelbe Trikot des Gesamtführenden erfolgreich verteidigte. Greipel war dagegen frühzeitig geschlagen. "Normalerweise liegt mir so ein Finale, aber ich hatte heute einfach keine Power", sagte er.
Kittels Teamkollege Tony Martin freute sich derweil im Ziel von ganzem Herzen mit seinem Kapitän - nicht ganz uneigennützig. "Damit wird ein unglaublicher Druck vom Team genommen. Wir haben es heute sehr, sehr gewollt", sagte der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister.
Ausreißergruppe mit Schillinger
Auf der Etappe hatte zuvor ein Ausreißerquartett um den Deutschen Andreas Schillinger (Team Bora Argon) das Geschehen bestimmt. Über 200 Kilometer waren die vier Fahrer an der Spitze, ehe sie rund sieben Kilometer vor dem Ziel vom rasenden Feld gestellt wurden.
Schillinger sicherte sich zwar den Zwischensprint 70 Kilometer vor dem Ziel, danach machten die Teams der Topsprinter in der Nachführarbeit aber ernst.