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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Das deutsche Bob-Wunder bei Olympia In der Goldspur
Die Fotos im Yanqing National Sliding Center gleichen sich: einmal acht jubelnde Männer, einmal vier jubelnde Frauen – aber immer zwei gelbe Bobs im Hintergrund.
Die Fotos im Yanqing National Sliding Center gleichen sich: einmal acht jubelnde Männer, einmal vier jubelnde Frauen – aber immer zwei gelbe Bobs im Hintergrund. Am abschließenden Wochenende der Olympischen Spielen haben die deutschen Kufencracks noch einmal richtig zugeschlagen: Nachdem am Samstag Laura Nolte und Mariama Jamanka ihre Zweierbobs zu Gold und Silber steuerten, am Sonntag Francesco Friedrich und Johannes Lochner mit ihren Viererbobs nach.
Zwei Doppelerfolge hintereinander – das hatte es für den deutschen Bobsport noch nie gegeben. Mehr Dominanz geht fast nicht, zumal auch die jeweils vierten Plätze an den Bob und Schlittenverband für Deutschland (BSD) gingen.
Deutschen Bob-Teams gelingt Novum
Die Gründe dafür sind vielschichtig. Die schlüssigste Erklärung dafür lieferte am Wochenende ausgerechnet einer, der den Status des alleinigen Olympiarekordhalters eingebüßt hatte: André Lange. "Wir haben drei Bahnen in Deutschland, das ist der große Vorteil", erklärte der 48-Jährige in der ARD. Mit jeweils vier Goldmedaillen muss er sich den Platz als bester Bobpilot der Olympia-Geschichte nun mit Friedrich teilen.
Denn: Da Friedrich neben dem Vierer- zuvor auch schon im Zweierbob triumphiert hatte, holte er sich nach Pyeonchang 2018 in China den zweiten Olympiadoppelsieg hintereinander. Dieses Kunststück war bis dahin noch keine gelungen.
"Ein unfassbarer Typ. Er bedient so viele Facetten, der ist so professionell in allen Bereichen", lobte Bundestrainer René Spies. Leidtragender dieser Dominanz ist Lochner. Der umgängliche Bayer beißt sich seit Jahren die Zähne an Friedrich aus, hat zum ihm aber dennoch ein freundschaftliches Verhältnis. "Francesco war hier der Dominator. Riesenrespekt dafür, dass er so gut und eigentlich uneinholbar ist", sagte Lochner nach dem letzten Olympialauf am Sonntag in Yanqing. Vierter wurde dabei Christoph Hafer.
Leistungsdichte im deutschen Bob-Sport unerreicht
Ähnlich sieht es bei den Damen aus. Dort gewann die erst 23-jährige Laura Nolte überraschend vor der Titelverteidigerin Jamanka. Auf Platz vier landete die im Weltcup zuletzt überzeugende Kim Kalicki. In Sachen Leistungsdichte reicht den deutschen Bobsportlern keiner das Wasser. Für Lange der zweite entscheidende Erfolgsfaktor: "Dieser Konkurrenzkamp. Da sind viele Teams, die sich pushen. Das macht es aus, diese Gruppendynamik."
Dabei sah das im Männerbereich vor acht Jahren noch ganz anders aus. In Sotschi erlebten die sonst so erfolgsverwöhnten Deutschen ein echtes Debakel. Keine einzige Medaille stand am Ende zu Buche – aus heutiger Sicht beinahe unvorstellbar. Friedrich war nach einem achten und einem zehnten Platz extrem angefressen. "Das war der Startschuss", verrät Bundestrainer Spieß nun. "Wir haben danach alles umgekrempelt, alles hinterfragt." Vor allem auch, was die Konstruktion der Sportgeräte angeht.
Die Zusammenarbeit mit dem Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) wurde nochmal komplett neu aufgestellt, sodass sie Spieß mittlerweile als "wahnsinng gut" bezeichnet. Nicht nur deshalb hat das deutsche Team mit das beste Material weltweilt.
Vor der Zukunft ist dem BSD deshalb auch nicht bange. Auch, wenn die 31-Jährige Jamanka angekündigt hat, dass sie in Peking ihre letzten Spiele absolviert habe. Doch neue, junge Talente drängen nach. Und alte haben noch lange nicht genug: Friedrich beispielsweise dachte im Moment des Triumphs von Peking schon an die nächsten Olympischen Spiele 2026 in Italien. "Wir sind noch lange nicht müde" – die Konkurrenz dürfte das überhaupt nicht gerne gehört haben.
Weitere Olympia-Highlights im Video:
Hier finden Sie alle Video-Highlights der Winterspiele in Peking.
- Eigene Beobachtungen vor Ort
- Homepage des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland
- ARD-Übertragung des olympischen Viererbob-Rennens
