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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Olympiasiegerin im Portrait Nach Kanu-Gold: Bewegende Worte von Ricarda Funk
Am vierten Tag kann das deutsche Olympia-Team die erste Goldmedaille bejubeln. Gewonnen hat sie die Kanutin Ricarda Funk. Danach wird sie sehr emotional. Die Höhepunkte des Rennens und der Siegerehrung – im Video.
Ricarda Funk sprang nach ihrem Gold-Coup mit ihrem Trainerteam ins Wasser und konnte ihr Glück kaum fassen – und war mit ihren Gedanken doch ganz woanders. Gerade war die 29-Jährige am Dienstag im Kanuslalom zur Olympischen Goldmedaille gerauscht – die in Ahrweiler geborene und in Bad Kreuznach aufgewachsene Sportsoldatin dachte aber nur an die Menschen in der von der Flutkatastrophe gebeutelten Region: "Es war schrecklich, die ganzen Bilder zu sehen", sagte Funk nach der Siegerehrung im ARD-Interview. "Ich weiß, Ahrweiler ist stark und zusammen sind wir noch viel stärker. Ich drücke die Daumen, dass wir da zusammen durchkommen."
Und vielleicht ist ihr Erfolg auch ein kleiner Lichtblick für die Menschen in der Region. Denn Funk ist sportlich am Ziel angelangt – nach einem famosen Ritt durch den Wildwasserkanal in Tokio. "Ich kann es einfach nicht glauben, ich kann es einfach nicht glauben", sagte sie danach mit Tränen in den Augen. Sie siegte im 25-Stangen-Parcours im Kasai Canoe Slalom Centre vor der Spanierin Maialen Chourraut und der australischen Topfavoritin Jessica Fox und sorgte für die erste deutsche Goldmedaille in Tokio.
Gebeutelt von Rückschlägen
Funk musste während ihrer Karriere einige Rückschläge einstecken. Ihr allererstes Rennen absolvierte Ricarda Funk mit acht Jahren in Eindhoven. Weil sie den Wettkampf als Letzte abschloss, wollte die Kanutin eigentlich direkt wieder aufhören mit dem Sport. Erst mit 14 Jahren entschied sie sich dazu, Kanu als Hauptsportart zu betreiben und mit dem Tanzen aufzuhören. Der endgültige Startschuss für ihre Laufbahn. Einfacher wurde es aber nicht.
2016 verpasste sie die Olympischen Spiele in Rio, bei Weltmeisterschaften wurde sie regelmäßig Zweite oder Dritte. Der ganz große Coup blieb ihr verwehrt. Auch vor der Austragung der Spiele in Tokio zitterte Funk: "Ich habe mir sehr lange sehr viele Sorgen gemacht, ob das Ganze hier stattfinden wird. Ich habe mich nicht vier – in dem Fall fünf – Jahre darauf vorbereitet, sondern ein ganzes Sportlerleben lang."
Funks Vater Thorsten wäre liebend gerne in Tokio, um seiner Tochter zuzujubeln. Doch weil Zuschauer nicht zugelassen sind, musste die Familie zu Hause bleiben. Und hat dort nun ganz andere Probleme. Zwischen zahlreichen Hilfspaketen für die Flutopfer feuerte ihre Familie Funk von zu Hause aus an.
Und in Gedanken ist auch Ricarda Funk selbst beim größten Triumph ihrer Karriere bei ihrer Familie – und bei den Menschen in der Region.
- Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche