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Olympia 2018: Darum ist das deutsche Team bisher so erfolgreich


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Olympia 2018
Darum ist das deutsche Team bisher so erfolgreich

  • T-Online
Von Alexander Kohne und Tobias Ruf

Aktualisiert am 19.02.2018Lesedauer: 4 Min.
Deutsche Goldmedaillengewinner: Die Rodel-Teamstaffel um Natalie Geisenberger, Johannes Ludwig, Tobias Wendl und Tobias Artl, Kombinierer Eric Frenzel (vordere Reihe; von links) und Biathletin Laura Dahlmeier.Vergrößern des Bildes
Deutsche Goldmedaillengewinner: Die Rodel-Teamstaffel um Natalie Geisenberger, Johannes Ludwig, Tobias Wendl und Tobias Artl, Kombinierer Eric Frenzel (vordere Reihe; von links) und Biathletin Laura Dahlmeier. (Quelle: imago-images-bilder)
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Deutschland liegt bei den Olympischen Spielen auf Platz zwei des Medaillenspiegels. Nur Norwegen ist besser. Das Ergebnis von Sotschi ist bereits geknackt – und das hat Gründe.

Bereits am sechsten von sechzehn Entscheidungstagen erreichte das deutsche Team bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang die Medaillenbilanz von Sotschi 2014.

Damals standen acht Gold-, sechs Silber- und fünf Bronzemedaillen zu Buche; aktuell sind es neunmal Gold, fünfmal Silber- und viermal Bronze. Es läuft gut für die deutschen Athleten. Doch woran liegt das?

Die Erklärung des DOSB-Chefs

„Die jetzigen Erfolge sind keine Zufallstreffer. Hier treten starke, gut vorbereitete und leistungsorientierte Teams an – dann ist sowas eben möglich“, erklärt Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), im Interview mit t-online.de.

Die guten Ergebnisse im Weltcup und bei Weltmeisterschaften in den vergangenen Jahren hätten gezeigt, dass „der Wintersport nach den Umstellungen und Anpassungen zuletzt in den verschiedenen Bereichen hervorragende Leistungen abgeliefert hat.“

Unterschiedliche Erfolgsfaktoren für Medaillenflut

Das hat mehr als eine Ursache: „Es liegt an ganz vielen Faktoren, die dazu beitragen“, verrät Rodel-Doppelolympiasiegerin Natalie Geisenberger t-online.de.

Ein ganz entscheidender ist die sportliche Infrastruktur: Aufgrund der Lage und Topografie hat Wintersport in Deutschland Tradition. Entsprechend viele Schanzen, Pisten und Eishallen gibt es. Am Beispiel der Rodler, die fünf von neun möglichen Medaillen in den Einzel- bzw. Doppelwettbewerben sowie Gold in der Teamstaffel holten, wird das besonders deutlich.

„Wir haben vier Kunsteisbahnen, deshalb machen natürlich auch viel mehr Kinder den Sport als anderswo“, erklärt Geisenberger im Hinblick auf die Anlagen in Altenberg, Oberhof, Winterberg und Königssee. Andere Länder können von solchen Bedingungen nur träumen, denn der Betrieb sei „natürlich auch eine Geldfrage“, so die 30-jährige Bayerin.

Gut gewachste Skier und schnelle Kufen

Ein weiterer Grund ist das technische Know-how. Der Nordische Kombinierer Eric Frenzel lobte nach seinem Sieg von der Normalschanze explizit seine Techniker: „Die haben heute wieder dafür gesorgt, dass wir gute Ski hatten.“ Entsprechend ausgestattet lief er in der Loipe allen davon. Mit ausschlaggebend dafür: Wegen eines Wetterwechsels vor dem Rennen stürzten sich vier DSV-Techniker morgens selbst in die Loipe und testeten dort jeweils 40 Kilometer die Skier.

Ähnlich versessen ist beispielsweise Georg Hackl. Die deutsche Rodel-Legende kümmert sich im deutschen Team vor allem um die Fahr- und Schlittentechnik und präpariert unter anderem die Schlitten für Geisenberger und die ebenfalls mit zwei Goldmedaillen dekorierten Tobias Wendel und Tobias Arlt. Seine Ausführungen zur richtigen Kufenpräparierung erinnern teilweise einer Uni-Vorlesung.

Auch wenn andere Nationen aufgeholt haben, sagt Geisenberger: „Wir haben super ausgebildete Mechaniker. Dazu kommen Windkanaltests. Letztendlich sind es ganz viele Kleinigkeiten, die uns am Ende stark machen.“

Eine wichtige Rolle spielen natürlich auch die Trainer. Paarläuferin Aljona Sawtschenko beschrieb ihr Erfolgsrezept nach dem überraschenden Olympiasieg wie folgt: „Unsere Trainer haben uns Anweisungen gegeben: Ihr habt nichts zu verlieren. Gestern sind wir wie Tiger aus dem Zimmer gegangen und heute wie Löwen aufgewacht.“ Nach dem Kurzprogramm waren sie und Partner Bruno Massot nur Vierte, doch am Ende stand die erste deutsche Paarlauf-Goldmedaille seit 66 Jahren.

Nach dem enttäuschenden Ergebnis von Sotschi wurde in manchen Sportarten Grundlegendes verändert: „Der Deutsche Skiverband hat beispielsweise einiges angepasst, zum Teil auch Trainerstrukturen – im Rodeln war das auch so“, sagt Hörmann. Ein Beispiel für Kontinuität ist dagegen Hermann Weinbuch. Der mittlerweile 57-Jährige ist seit 1996 – mit kurzen Unterbrechungen – Coach der Kombinierer und gewann in dieser Zeit 45 WM- und Olympiamedaillen. Damit ist er der erfolgreichste Bundestrainer der deutschen Sportgeschichte.

Für die letztendliche Umsetzung sind natürlich herausragende Einzelkönner zuständig. An erster Stelle steht dabei Biathlon-Star Laura Dahlmeier. Mit zweimal Gold und einmal Bronze ist sie die bisher erfolgreichste deutsche Olympiateilnehmerin – und in den abschließenden Staffeln könnte weiteres Edelmetall dazukommen. „Bei Laura ist momentan alles möglich. Das ist faszinierend“, erklärte Biathlon-Legende Uschi Disl im t-online.de-Interview.

Dahlmeiers Sieg im Sprintrennen am ersten Wettkampftag hatte einen Effekt auf das gesamte deutsche Team: „Dass es von Anfang an so gut losging für Laura, für Andreas (Wellinger, der mit einer Gold- und einer Silbermedaille ebenfalls groß auftrumpfe und im Teamwettbewerb weitere Medaillenchancen hat; Anm. d. Red.), das war eine Initialzündung“, erklärte Frenzel, der nach Gold von der Normal- auch von der Großschanze und im Teamwettbewerb gute Siegchancen hat.

Obwohl Frenzel zuletzt fünfmal den Weltcup gewann, wird er – außer zu Olympischen Spielen – selten von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen. Als Sportsoldat kann er sich im Rahmen der Sportförderung jedoch voll seiner Passion widmen. Ähnlich ist es bei Geisenberger: „Ich bin bei der Bundespolizei und dort seit der Ausbildung komplett freigestellt. Das macht es natürlich deutlich einfacher, wenn man 24 Stunden am Tag nur für den Sport Zeit hat, als wenn man nach der Arbeit noch trainieren muss.“

Spitzenathleten, die nicht bei Bundeswehr, Polizei oder Zoll angestellt sind, haben es da schwerer. Bisher schüttet die Stiftung Deutsche Sporthilfe pro Jahr rund 13 bis 14 Millionen Euro aus – umgerechnet wird ein Sportler mit maximal 1100 Euro pro Monat gefördert. Leben kann man davon nicht. Deshalb sagt Hörmann trotz der aktuellen Erfolge: „Zurücklehnen wäre das falsche Signal.“

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