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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vor Olympia 2018 Hannawald: Drei Medaillen im Skispringen sind Pflicht
Am Freitag beginnen die Olympischen Spiele in Pyeongchang mit der Eröffnungsfeier. Bereits am Samstag kämpfen die Skispringer um erste Medaillen. t-online.de hat mit Skisprung-Legende Sven Hannawald über die Goldhoffnungen der deutschen Athleten gesprochen.
Hannawald muss es wissen. Er holte 2002 in Salt Lake City eine Gold- und eine Silbermedaille, nachdem er schon 1998 in Nagano Silber gewann. In Südkorea rechnet er fest mit erfolgreichen Spielen für die deutschen Springer.
Herr Hannawald, wie viele Medaillen holen die deutschen Skispringer in Südkorea?
Sven Hannawald: Drei Medaillen sind ein realistisches Ziel. Ich gehe davon aus, dass Katharina Althaus bei den Damen erfolgreich sein wird, das deutsche Team im Mannschaftsspringen eine Medaille holt und in den beiden Einzelwettbewerben der Herren mindestens eine Medaille herausspringt.
Wer sind die deutschen Kandidaten bei den Herren?
Richard Freitag ist vom Gesamtpaket her der stabilste deutsche Springer der laufenden Saison und einer der heißesten Kandidaten auf Edelmetall. Ich habe zudem Andreas Wellinger auf der Rechnung. Er hat in Zakopane gezeigt, dass seine Form stimmt und immer besser wird. So ähnlich war es auch im Vorfeld der Vierschanzentournee mit Kamil Stoch. Die Favoriten auf den Tourneesieg waren andere, Stoch hat sich im Hintergrund in Ruhe vorbereiten können und ist immer stärker geworden. Das traue ich Wellinger auch zu. Außerdem spricht seine mentale Stärke für ihn.
Was meinen Sie damit?
Er hat die innere Ruhe, die es für einen Wettkampf braucht. Natürlich geht er hochkonzentriert an die Sache heran, den großen Druck lässt er aber nicht zu. Außerdem war er im letzten Jahr zweimal in Südkorea auf dem Podium. Die Anlage und die Bedingungen scheinen ihm also zu liegen.
Wer sind die Top-Favoriten auf die Goldmedaillen?
Kamil Stoch und Freitag sind die heißesten Anwärter bei den Einzelwettbewerben. Über die gesamte Saison hinweg waren das die stabilsten Springer, entsprechend reisen sie auch nach Südkorea als Top-Favoriten an.
Bei Olympia wird neben der im Weltcup üblichen Großschanze auch auf der Normalschanze gesprungen. Ist das noch zeitgemäß?
Das ist Teil der olympischen Tradition und ich finde es gut, dass man dran festhält. Über den gesamten Weltcup-Zeitraum sind die Normalschanzen aber nicht mehr zeitgemäß, dafür hat sich die Sportart in den vergangenen Jahren zu sehr weiterentwickelt.
Gibt es Springer, die mit der Normalschanze besonders gut zurechtkommen?
Sprungkräftige Springer kommen auf einer Normalschanze besser zurecht. Der Pole Piotr Zyla ist ein Kandidat, der genau diese Eigenschaft mitbringt. Zudem braucht es eine stabile Landung, auf der Normalschanze sind die Punkt-Abstände wesentlich geringer als auf Großschanzen. Da darf man keine Punkte liegenlassen. Aus deutscher Sicht könnte Markus Eisenbichler mit der kleinen Schanze gut zurechtkommen.
2005 beendete Sven Hannawald seine aktive Karriere, ist aber als TV-Experte für Eurosport heute wieder zurück im Skisprungzirkus. Im Vorfeld der Spiele drehte Hannawald mit der Deutschen Bahn einen Image-Spot für Olympia und ist in Pyeongchang als Experte für Europsort live dabei.
Wer sind die Favoriten im Team-Wettbewerb?
An der Spitze rechne ich mit einem Dreikampf zwischen Deutschland, Polen und Norwegen. Aber bei Großereignissen weiß man nie. Es ist durchaus möglich, dass Nationen wie Österreich oder Slowenien sich gezielt auf diesen Wettbewerb vorbereitet haben und den drei Top-Favoriten gefährlich werden können. Und auch im Team-Wettbewerb spielen die äußeren Bedingungen natürlich eine große Rolle. Wobei es aber Österreich in diesem schwer haben wird mitzuhalten.
Was erwartet die Springer diesbezüglich?
Es war im letzten Jahr sehr windig in Südkorea, die Bedingungen waren sehr wechselhaft. Die Organisatoren haben zwar viele Netze aufgespannt, die den Wind abhalten sollen. Eine Garantie, dass ausgeglichene Bedingungen herrschen, gibt es aber nicht. Ich hoffe, dass wir faire Wettkämpfe erleben.
Liegt der Fokus der Springer auf den eigenen Aufgaben, oder hat man auch die Zeit, das olympische Flair zu genießen?
Das Rahmenprogramm ist natürlich ein anderes und den olympischen Geist schnappt man zwangsläufig auf. Die Vorfreude auf Olympia ist riesig und das ganze Event ein großes Erlebnis. Aber als Athlet konzentriert man sich primär auf seine eigenen Aufgaben. Training, Wettkampf und Regeneration: die Abläufe sind klar strukturiert.