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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Surer über Schumacher-Sohn "Mick in die Formel 1? Das ist der perfekte Zeitpunkt"
Ist Mick Schumacher schon reif für die Königsklasse? Wie stark ist der Sohn des Rekordweltmeisters wirklich? Ist sein Name Fluch oder Segen? Marc Surer wirft einen genaueren Blick auf das 19-Jährige Motorsport-Talent.
"Mick Schumacher wechselt in die Formel 1". Auf diese Meldung warten die Motorsport-Fans mit wachsender Ungeduld. Der Sohn des Rekordweltmeisters fährt in der Formel 3 von Sieg zu Sieg. Vor den abschließenden Rennen auf dem Hockenheimring (13. und 14. Oktober) führt er die Gesamtwertung an. Erste Gerüchte kamen auf, dass ein F1-Team Interesse am 19-Jährigen hat.
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Immer häufiger sieht man ihn im Vor- und Rahmenprogramm von Rennen in der Königsklasse des Motorsports. Doch ist Mick überhaupt schon reif für die höchste Kategorie des Rennsports? Was zeichnet ihn rein sportlich aus und wie hoch ist der Druck auf einen jungen Mann, der einen so prominenten Namen trägt?
Formel-1-Experte Marc Surer beantwortet die wichtigsten Fragen zur heiß diskutiertesten Personalie im Motorsport.
Sollte Mick Schumacher schon zur kommenden Saison in der Formel 1 fahren?
Marc Surer (67): Nein. Mick Schumacher ist noch jung und braucht noch Zeit. Ihn jetzt schon in ein Formel-1-Auto zu setzen birgt das Risiko, dass man ihn verheizt. Mick ist kein Senkrechtstarter, den man in ein neues Auto setzt und der auf Anhieb alles gewinnt. In all seinen bisherigen Rennserien hat er Anlaufzeit gebraucht. So ist das auch jetzt in der Formel 3. Er hat sich eine Saison akklimatisiert, dann ist ihm der große Durchbruch gelungen. Er sollte daher den nächsten logischen Schritt machen und in die Formel 2 wechseln.
Wann sollte er in die Formel 1 aufsteigen?
2021 wäre der perfekte Zeitpunkt. Zu dieser Saison wird sich die Formel 1 substanziell verändern. Das jetzige technische Reglement endet 2020. Es wird massive Veränderungen im Bereich der Motoren, der Reifen und der Aerodynamik geben. Steigt Schumacher zu dieser Saison in die Rennserie ein, hat er im Vergleich zu den anderen Piloten keinen technischen Rückstand. Alle starten mehr oder weniger bei Null. Einen besseren Zeitpunkt gibt es nicht.
Welches Team wäre für sein Debüt das Richtige?
In meinen Augen wäre ein Ausbildungsteam ideal für Mick. Da kommen vor allem Toro Rosso und Sauber in Frage. Bei Toro Rosso kümmert sich Franz Tost um die Ausbildung der Talente. Bei ihm wäre er in besten Händen. Davon haben schon Sebastian Vettel und Max Verstappen profitiert. Die haben ihre Laufbahn bei Toro Rosso begonnen und sind dann zu Red Bull gewechselt. Sollte er den Weg über die Ferrari-Schiene gehen, wäre Sauber der sinnvolle Weg. Dort haben Fahrer wie Kimi Räikkönen und Felipe Massa ihre Karriere begonnen. Und das Beispiel Charles Leclerc zeigt, dass Sauber das richtige Sprungbrett sein kann, um anschließend bei Ferrari Fuß zu fassen.
Ist der Name Schumacher Fluch oder Segen für Mick?
Es ist beides. Zunächst ist er ein großer Vorteil. Er öffnet Türen und sichert auch die Finanzierung. Bis ein Fahrer in der Formel 1 angekommen ist, hat er schon zig Millionen verbraten. Zudem weckt der Name Schumacher Begehrlichkeiten und ebnet den Weg in die Formel 1. Andererseits sind damit natürlich eine riesige Erwartungshaltung und großer Druck verbunden. In seinen jungen Jahren ist er unter Pseudonymen Kart gefahren. Das hat sein Vater Michael clever gemacht, so konnte Mick in Ruhe seine ersten Schritte im Motorsport machen. Als er dann aber älter wurde und in höhere Rennserien aufstieg, konnte man nicht mehr verheimlichen, dass er der Sohn des Rekordweltmeisters ist. Presse und Öffentlichkeit haben sich dann sofort auf ihn gestürzt, das war für den jungen Mann natürlich ein Schock. Aber er hat sich daran inzwischen gewöhnt, für sein Alter tritt er schon sehr souverän auf.
Was zeichnet Schumacher rein sportlich aus?
Mick bringt das nötige Talent mit. Zudem hat er bereits viel Erfahrung gesammelt, schon in jungen Jahren ist er Kart gefahren. Entscheidend hinzukommt, dass er sich den Gegebenheiten im Auto unheimlich gut anpassen kann. Er ist ein intelligenter junger Mann. Wenn er einmal begriffen hat, wie es geht, dann setzt er das hervorragend um. Es gibt Fahrer, die setzen sich in ein Auto, sind auf Anhieb schnell und wissen gar nicht warum. Sind sie dann aber plötzlich nicht mehr schnell, wissen sie auch nicht warum.
Wer könnte neben Schumacher die Formel 1 in Zukunft prägen?
Max Verstappen und Charles Leclerc fallen mir da auf Anhieb ein. Verstappen ist ein Naturtalent, erst 20 Jahre alt und hat schon Rennen gewonnen. Wenn er im richtigen Auto sitzt, führt an einem WM-Titel eigentlich kein Weg vorbei. Das könnte auch auf Leclerc zutreffen. Er ist so ein Typ Senkrechtstarter, der auf Anhieb GP3 und Formel 2 Meister wurde.
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Er sitzt zur kommenden Saison im Ferrari, das spricht für sich. Und auch er ist erst 20 Jahre alt. Und da ist dann noch Ralf Schumachers Sohn David. Der ist zwar noch jünger als Mick, hat aber auch schon eine gute Entwicklung hinter sich. Bei ihm kommt eine genauere Prognose noch zu früh, aber in dieser Familie scheint Rennsport auf hohem Niveau ja vorprogrammiert zu sein.