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Gerhard Berger: DTM-Rennen in Asien sind möglich


Formel-1-Legende Berger
"Der Fan will klassischen Motorsport"

t-online, Tobias Ruf

31.08.2017Lesedauer: 4 Min.
DTM-Boss Gerhard Berger blickt optimistisch in die Zukunft.Vergrößern des Bildes
DTM-Boss Gerhard Berger blickt optimistisch in die Zukunft. (Quelle: Uwe Anspach/dpa-bilder)
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13 Jahre war Gerhard Berger in der Formel 1 aktiv. Der 57-Jährige bestritt 210 Rennen für Benetton, Ferrari und McLaren. Dabei fuhr er zehn Grand-Prix-Siege ein. Heute ist Berger neben seiner Tätigkeit als Unternehmer auch Vorsitzender der DTM.

Im zweiten Teil des Interviews mit t-online.de spricht der Österreicher über die der DTM, nachdem Mercedes beschlossen hat, die Rennserie mit Ablauf der Saison 2018 zu verlassen. Außerdem geht es um mögliche neue Strategien innerhalb der Rennserie und die Elektromobilität.

t-online.de: Herr Berger, wieso müssen sich die DTM-Fans keine Sorgen um die Zukunft der Rennserie machen?

Gerhard Berger (57): Ich bin zuversichtlich, dass wir eine lange Zukunft vor uns haben. Natürlich sind so überraschende Entwicklungen wie der Mercedes-Ausstieg keine angenehmen Nachrichten, aber wir beschäftigen uns bereits intensiv damit, die Zukunft zu planen.

Wie könnte sich diese gestalten?

Fakt ist, dass wir in der Saison 2018 mit drei Herstellern an den Start gehen, für 2019 haben wir aus heutiger Sicht Audi und BMW. Beide Hersteller legen großen Wert auf Tourenwagensport. Unsere Aufgabe ist es jetzt, für 2019 einen dritten, vielleicht sogar vierten Hersteller ins Boot zu holen. Ein vierter Hersteller für die DTM war aber ohnehin unser Ziel, unabhängig von der Entwicklung rund um Mercedes.

Welche Hersteller könnten das sein?

Wir sondieren seit längerem den Markt und schauen, welche Hersteller in Frage kommen. Zunächst muss aber das neue technische Reglement für 2019 und Folgejahre aufgesetzt werden. Daran arbeiten wir intensiv. Das ist der erste Schritt, danach beginnen dann die konkreten Verhandlungen mit potenziellen neuen Partnern.

Führt an einer Internationalisierung der DTM im Bereich der Hersteller kein Weg vorbei?

Auch hier ist der erste Schritt, das Reglement anzupassen. Nur so wird sich der Kreis potenzieller neuer Hersteller vergrößern. Wenn das Reglement beispielsweise mit den japanischen Standards kompatibel ist, können mit japanischen Herstellern Gespräche geführt werden. Es wäre sehr positiv, wenn man auch Hersteller aus dem Ausland in die DTM integrieren könnte..

Sind japanische Hersteller also konkrete Ansprechpartner?

Wir stehen in ständigem Austausch mit der japanischen GT-Serie und den dort engagierten Herstellern. Die DTM kooperiert bereits seit längerem mit der Serie, die Reglements sind ähnlich, und in den japanischen Autos sind bereits Gleichteile der DTM verbaut. Grundsätzlich müsste natürlich das Interesse eines Herstellers vorhanden sein, eine Rennserie in Europa zu bestreiten. Die DTM hat ihre Wurzeln in Europa, vor allem natürlich in Deutschland. Da stellt sich zwangsläufig die Frage, wie weit eine Internationalisierung gehen darf. Denn eine Internationalisierung birgt auch immer die Gefahr, dass Kosten explodieren und die eigene Identität verloren geht. Das müssen wir fein ausbalancieren.

Ist es möglich, dass nach Anpassung des Reglements auch Rennen in Übersee, bspw. in Asien stattfinden könnten?

Ja. Wenn das technische Reglement identisch ist, etwa mit der japanischen Super-GT, dann sind DTM-Rennen in Asien durchaus möglich. Zum Beispiel fände ich ein Rennen auf dem Stadtkurs in Macau klasse.

Ist die Entwicklung hin zu einer Elektrisierung der DTM denkbar?

Da muss man mit Maß vorgehen. Um die E-Mobilität kommt man auf Dauer sicher nicht herum, für die DTM wäre aber eher eine Hybrid-Version von Relevanz. Die Entwicklung ist allerdings noch sehr kostenintensiv, außerdem brächte die Technologie viel Gewicht ins Auto. Das hätte wiederum nach derzeitigem Stand negative Auswirkungen auf das Leistungsgewicht und damit den Speed der Autos. Wir wollen eigentlich den Rennsport durch leistungsstärkere Autos noch attraktiver machen.

Die Formel E scheint für die Hersteller aber trotzdem immer interessanter zu werden . . .

Für die Hersteller ist die Formel E sicher interessant, sie hat aber mit der DNA des Rennsports nicht viel zu tun. Die Hersteller gehen aus Image-Gründen in die Formel E – das ist verständlich. Nur die Zuschauer nicht. An einem Wochenende sehen sich allein in Deutschland um die zwei Millionen Menschen die DTM im Fernsehen an, zudem sind die Rennstrecken sehr gut besucht. Bei der Formel E ist das Interesse vergleichsweise gering, sowohl an den TV-Bildschirmen als auch an der Strecke.

Ist die Formel E für die Hersteller also doch eine reine Image-Angelegenheit?

Nicht nur. Die Formel E ist auch eine Plattform, auf der die Hersteller ihre Lösungen zur E-Mobilität präsentieren können, die sie im Angebot haben. Außerdem könnte sich der technische Wettbewerb in der Formel E auch positiv auf die Entwicklung im PKW-Bereich auswirken. Das muss sich zeigen.

Besteht die Gefahr, dass der Motorsport, wie wir ihn bisher kennen, in zehn Jahren nicht mehr existiert?

Nein. Motorsport besteht aus Sport, hartem Wettkampf und Emotionen. Wenn man dieser Linie treu bleibt und seiner Rennserie diese DNA mitgibt, bindet man die Zuschauer langfristig. Die hohe Popularität von Rennserien mit Autos aus den 60er- und 70er Jahren ist dafür der beste Beweis. Der Fan steht hinter dem klassischen Motorsport.

Aus sportlicher Sicht gibt es zwei junge Fahrer, die derzeit für Furore sorgen. Einer davon ist Ihr Neffe Lucas Auer. Wie beurteilen Sie seine Entwicklung?

Lucas macht in der DTM einen sehr guten Job, auch wenn die letzten Rennen nicht ganz zu seiner Zufriedenheit gelaufen sind. In Zandvoort war er krank, und auch aus strategischer Sicht ist zuletzt nicht alles optimal gelaufen.

Führt sein Weg in die Formel 1?

Ich weiß von Lucas, dass er sich gerne in Richtung Formel 1 entwickeln würde. Ob er dann eine Chance auf ein Cockpit bekommt, kann ich nicht einschätzen.

Mick Schumacher fährt zwar nicht in der DTM, ist aber für den deutschen Motorsportfan eine sehr interessante Personalie. Wie beurteilen Sie seine Entwicklung?

Ebenfalls sehr positiv. Mick ist sehr talentiert und hat natürlich den Vorteil, dass er aus der Schumacher-Familie kommt. Das öffnet ihm Türen. Wichtig ist, dass er sich jetzt in Ruhe entwickeln kann. Er ist in einer Phase, in der er noch lernen muss und auch Fehler machen wird.

Ist sein Weg in die Formel 1 vorgezeichnet?

Ich habe ihn einige Male getroffen. Mick ist ein ganz netter und anständiger Kerl. Er hat die Schumacher-Gene und ist ein Rennfahrer mit Leib und Seele. Ich gehe davon aus, dass er irgendwann in der Formel 1 fahren wird.

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