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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach dem Finale Zverev verblüfft mit einem bemerkenswerten Satz
In einem einseitigen Endspiel muss Alexander Zverev auch im 36. Anlauf den Traum vom ersten großen Titel begraben. Bemerkenswert ist, was er nach dem Match sagt.
Aus Melbourne berichtet Christoph Cöln
Es hat wieder nicht geklappt. Alexander Zverev ist bei den Australian Open erneut am Titel vorbeigeschrammt. Langsam wird das für den Deutschen zur traurigen Gewohnheit. 36. Mal hat er schon nach einer Grand-Slam-Trophäe gegriffen. Immer vergeblich.
Dieses Mal erwies sich der Italiener Jannik Sinner als unüberwindliche Hürde. Er ließ dem Deutschen beim 6:3, 7:6, 6:3 keine Chance. Das musste auch Zverev anerkennen.
"Es nervt wirklich, hier zu stehen, direkt neben diesem Ding und es nicht anfassen zu dürfen. Ich habe gehofft, dass ich heute ein besserer Herausforderer gewesen sein könnte, aber du warst einfach zu gut", sagte der 27-jährige Hamburger nach dem Match auf dem Centre Court der Rod-Laver-Arena in Melbourne.
Gleich nach dem Matchball ließ Zverev sich auf seine Bank am Spielfeldrand fallen und schlug die Hände vor das Gesicht. Minutenlang saß er dort, das Gesicht verborgen, er konnte es nicht fassen. Die Enttäuschung beim Herausforderer saß tief. Als er wenig später zum Siegerpodest ging, hatte er immer noch feuchte Augen. Der Erste, der ihn tröstete, war Sinner.
Als ob er es schon nach dem Halbfinale geahnt hätte
Der Titelverteidiger nahm den unterlegenen Deutschen in den Arm und redete ihm gut zu. Eine schöne Geste. Zverev konnte Zuspruch gut gebrauchen. Er hatte in diesem Finale nur ganz selten sein Potenzial abrufen können. Zu oft ließ er die richtige Länge in den Grundlinienschlägen vermissen, seine Netzangriffe beendete er häufig überhastet und wer sich gegen den Weltranglistenersten 45 vermeidbare Fehler erlaubt (Sinner: 27), braucht schon viel Glück, um zu gewinnen.
Aber auch das fehlte Zverev an diesem Abend in Melbourne. Er hatte es nach dem gewonnenen Halbfinale gegen Novak Djokovic irgendwie geahnt. Da sagte er, dass er unheimlich froh sei, wieder in einem großen Finale zu stehen. "Vielleicht habe ich ja diesmal auch ein bisschen Glück".
Hatte er nicht. Ein Ball im Tiebreak des zweiten Satzes stand dafür sinnbildlich. Beim Stand von 4:4, prallte die Filzkugel von Sinners Schläger gegen die Netzkante – und tropfte von dort unerreichbar für Zverev ins Feld. Es war einer jener Momente, in dem deutlich wurde, dass das Momentum wirklich nicht auf Zverevs Seite war. Zum fehlenden Glück kam für den Deutschen dann auch noch Pech hinzu. In Zverev schien in diesem Augenblick etwas zu brechen. Der Satz ging verloren. Später auch das ganze Match.
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Zverev sagt einen erstaunlichen Satz
"Zverevs Traum zerstört", tippten die Reporter des Boulevards schon Minuten vor dem Spielende in ihre Rechner. Auch einige der Zuschauer verließen vorzeitig die Arena. Zu klar war, dass Zverev hier nicht mehr das Ruder würde herumreißen können. Der Italiener war einfach zu stark. Und Zverev schien zu sehr mit seinem eigenen Spiel und dessen Unzulänglichkeiten zu hadern, als dass er für eine Überraschung hätte sorgen können.
Am Abend zuvor war genau dies der aufopferungsvoll kämpfenden Madison Keys gegen die übermächtig scheinende Seriensiegerin Aryna Sabalenka noch gelungen. Keys war über sich hinausgewachsen, Zverev war geschrumpft.
Wie sehr der Weltranglistenzweite in diesem Endspiel geschrumpft war, zeigte sich nach dem Finale. "Wir versuchen wirklich, die ganze Arbeit zu machen," sagte Zverev und drehte sich zu seinem Team um. Es wäre die Gelegenheit gewesen, seinen Betreuern zu danken und etwas Versöhnliches zu sagen. Zverev jedoch sagte: "Aber ich bin einfach nicht gut genug."
- Eigene Beobachtungen vor Ort