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Europameisterin Konstanze Klosterhalfen: Die zähste Athletin


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Klosterhalfens EM-Sensation
Das Drama im Hintergrund


Aktualisiert am 19.08.2022Lesedauer: 3 Min.
Konstanze Klosterhalfen: Sie ist neue Europameisterin.Vergrößern des Bildes
Konstanze Klosterhalfen: Sie ist neue Europameisterin. (Quelle: IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Axel Kohring)
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Konstanze Klosterhalfen hat die Sensation geschafft – und als erste Deutsche EM-Gold über 5.000 Meter geholt. Der Weg dorthin: lang, dramatisch und fast vorzeitig vorbei.

14:50,47 Minuten hat sie gebraucht, um deutsche Geschichte zu schreiben: Konstanze Klosterhalfen holte am Donnerstagabend überraschend bei den European Championships Gold über 5.000 Meter. Es war über diese Distanz die erste Medaille für Deutschland in der Historie der Leichathletik-Europameisterschaften. Dabei wäre Klosterhalfen fast gar nicht erst an den Start gegangen.

"Wir haben ernsthaft überlegt, ob ich überhaupt laufe", sagte Klosterhalfen, die über 10.000 Meter als Vierte knapp am Podest vorbeigelaufen war und entkräftet gewirkt hatte. Noch am Morgen vor dem Lauf ihres Lebens fühlte sie sich gar nicht "so gut". Vielleicht lieber Erholung und eine Pause? Ihr Trainer, Pete Julian, war dafür, sie aber setzte sich am Ende durch. Umso überwältigter war sie nun nach dem Coup über die halbe Distanz. "Das war das Letzte, womit ich gerechnet habe. Das ist wunderbar, ich habe keine Worte. Ich kann es nicht glauben."

In einem packenden Rennen auf regennasser Bahn hatte sich zunächst Yasemin Can aus der Türkei sechs Runden vor Schluss leicht abgesetzt. Doch Klosterhalfen ließ sich nicht entscheidend abschütteln – im Gegenteil: 650 Meter vor dem Ziel ging sie an der Europameisterin über 10.000 Meter vorbei und baute ihren Vorsprung, angetrieben von den frenetischen 35.000 Zuschauern, immer weiter aus. "Ich bin nicht alleine gelaufen, es war Wahnsinn. Es ist unbeschreiblich", beschrieb sie es in der ARD.

Angetrieben von immer neuen Bestleistungen

"Ich habe noch nie einen Titel gewonnen, ich habe vorher noch nicht einmal dran geglaubt, eine Medaille zu gewinnen. Ich bin unfassbar glücklich", fügte sie hinzu. Die 25-Jährige feierte zuletzt den Erfolg als WM-Dritte 2019 in Doha über die 5.000 Meter. Im Juni hatte sie sich noch mit dem Coronavirus infiziert, war bei der WM in Eugene im Vorlauf ausgeschieden und klagte über Probleme an der Hüfte.

Die vergangene Hallensaison brach sie wegen einer Oberschenkelverletzung nach einem Sturz im Januar ab. Aber: "Sie ist die zähste Athletin, die ich je trainiert habe. Sie gibt dir immer mehr, als sie eigentlich hat", berichtete Julian stolz. "Sie will alles."

Die zähste Athletin? Blickt man auf die Vergangenheit Klosterhalfens versteht man besser, worauf ihr Trainer abzielte: Ihre Karriere startete bei SSG Königswinter – mit fünf Jahren. Man könnte meinen, ihr Leben bestand seither nur aus dem Sport: Hallenrekorde, deutsche Rekorde, Auszeichnung zur Jugend-Leichtathletin des Jahres 2016, Sportlerin des Jahres 2017, zwei Olympia-Teilnahmen. Eine Karriere auf der Überholspur. Immer angetrieben von neuen Bestleistungen und Erfolgen.

Doch die gebürtige Bonnerin war nicht nur auf der Laufbahn aktiv: Als Model stand sie bereits zweimal bei der Berliner Fashion Week auf dem Laufsteg (Mehr dazu lesen Sie hier). Mit ihrer zierlichen Figur (48 Kilogramm schwer bei 1,74 Meter Körpergröße) kämpft die Sportjournalismus-Studentin schon länger. Im August 2021 erregte sie bei Olympia in Tokio Besorgnis, es kam zur Magersucht-Debatte. Klosterhalfen war nach ihrem achten Platz über 10.000 Meter völlig erschöpft, zitterte am ganzen Körper und brach weinend zusammen.

Seit 2019 trainiert die Langstrecklerin im US-amerikanischen Portland im "Oregon Project" des Sportartikelgiganten Nike – einer Elite-Laufgruppe, die seit Jahren von Dopingvorwürfen überschattet wird. Cheftrainer Alberto Salazar war im Oktober 2019 wegen Verstößen gegen die Anti-Doping-Bestimmungen für vier Jahre gesperrt worden. Er soll mit Testosteron gehandelt und versucht haben, Dopingkontrollen zu manipulieren. Das Projekt ist inzwischen beendet. Klosterhalfen hielt aber am Team fest: "Es bleibt das beste Team der Welt. Ich weiß für mich und alle, die drumherum sind und Einblicke haben, was da passiert und was nicht." Doping sei nie ein Thema gewesen.

Der nun erste große Titel ihrer Karriere dürfte Klosterhalfen weiter in ihrer Karriereentscheidung bestärken. Für die Zukunft hat sie ein klares Ziel: "Das erste Ziel bleibt, die Welt zu schlagen", sagte sie wohlwissend, dass das Niveau auf der großen WM-Bühne deutlich höher ist. "Ich weiß, dass es eine Europameisterschaft ist und keine Weltmeisterschaft", erklärte die 25-Jährige. "Aber es ist ein Titel. Und der bedeutet mir unheimlich viel." Schließlich habe sie EM-Gold nach mehreren Rückschlägen in den vergangenen Jahren errungen. "Das zeigt mir, dass man aus Tiefs wieder rauskommen kann."

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