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Spitzensportförderung: Trainer schlagen nach Gesetzesentwurf Alarm


Trainer schlagen Alarm nach Entwurf
"Nächste Leistungssport-Reform wird vor die Wand gefahren"

Von sid, t-online, MEM

Aktualisiert am 18.03.2024Lesedauer: 3 Min.
Nancy Faeser: Sie ist die Bundesinnenministerin.Vergrößern des Bildes
Nancy Faeser: Die 53-Jährige steht an der Spitze des BMI. (Quelle: IMAGO/RAINER UNKEL/imago-images-bilder)

Zum ersten Mal soll die Spitzensportförderung in Deutschland in einem Gesetz festgehalten werden. Um den Entwurf sind Diskussionen entbrannt.

Die Spitzensportförderung in Deutschland soll erstmals in einem Gesetz festgehalten werden. Doch warum braucht es überhaupt ein Gesetz dafür? Bisher musste der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mit jeder Bundesregierung neu über die Höhe und die Bedingungen der Förderung für den Leistungssport in Deutschland verhandeln. Mit einem Gesetz könnte sich das ändern. Allerdings muss dieses natürlich auch für alle Seiten passen. Zudem soll eine Sport-Agentur gegründet werden, welche die Verbände entlasten soll.

Um dem Gesetz einen Schritt näherzukommen, gab es einen 52-seitigen ersten Referentenentwurf des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI). Dieser soll unter anderem die Kooperation zwischen Sport und Politik auf Augenhöhe, einen Bürokratieabbau und die Unabhängigkeit der Sport-Agentur beinhalten. Diese ist laut dem DOSB wichtig, damit es nicht zu Interessenskonflikten kommt. Allerdings gibt es rund um den Referentenentwurf große Diskussionen – und Ablehnung.

Gerade bei der Sport-Agentur sieht der DOSB im aktuellen Referentenentwurf die Unabhängigkeit gefährdet. Denn das BMI sichere sich über den Stiftungsvorsitz ein Vetorecht und damit die Kontrolle über die Ausrichtung und Entscheidungen der Agentur. Dies sei problematisch.

Neben dem DOSB kritisierten auch die Landessportbünde, einige Spitzensportverbände sowie Trainerinnen und Trainer den Entwurf. "Maßnahmen zu der seit Jahrzehnten geforderten Verbesserung der Trainersituation wurden in dem neuen Entwurf gar nicht berücksichtigt", hieß es in einer Stellungnahme des Berufsverbands der Trainerinnen und Trainer im deutschen Sport (BVTDS).

"Fehlende Bereitschaft, den Spitzensport nach vorne zu entwickeln"

BVTDS-Präsident Holger Hasse nannte den Entwurf einen "tiefen Rückschlag. Wir erleben gerade, wie die nächste Leistungssport-Reform vor die Wand gefahren wird", sagte der frühere Badminton-Coach: "Die Tatsache, dass weder der Trainertarif noch die Verbesserung der Arbeitssituation von Trainerinnen und Trainern in dem neuen Gesetzesentwurf berücksichtigt wurden, offenbart einmal mehr die fehlende Bereitschaft, den deutschen Spitzensport nach vorne zu entwickeln."

Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes verlangt von der Bundesregierung, "erhebliche Nachbesserungen in Bezug auf den Referentenentwurf des Sportfördergesetzes". Olaf Tabor, DOSB-Vorstand für Leistungssport, sagte dem "Deutschlandfunk", dass mehrere Punkte im Gesetz nicht so umgesetzt worden seien, wie es in einem längeren Prozess zuvor besprochen worden sei.

"Fordern Regierung auf, das Sportfördergesetz zu überdenken"

Der Kritik des Dachverbandes hatten sich die 16 Landessportbünde sowie die 68 Spitzenverbände angeschlossen. Diese richtet sich gegen den mangelnden Einfluss des organisierten Sports bei der Vergabe der Steuermittel. Als weitere Kritikpunkte zählt der DOSB das fehlende "Bekenntnis zur Verantwortung und zur Finanzierungszuständigkeit des Bundes für den Spitzensport", den Verwaltungsaufwand und die fehlende Flexibilität auf.

Für die Trainerinnen und Trainer steht die Zukunft ihres Berufstandes infrage. "Statt mehr Geld für den Sport und die Trainer und Trainerinnen bereitzustellen, werden immer mehr Mittel in die Bürokratie gesteckt", kritisierte BVTDS-Präsident Hasse. "Wir fordern die Regierung auf, das neue Sportfördergesetz vollständig zu überdenken und sicherzustellen, dass eine adäquate finanzielle Entlohnung für Trainerinnen und Trainer sichergestellt wird."

 
 
 
 
 
 
 

Mit dem geplanten Sportfördergesetz soll dem Medaillenschwund in den olympischen (Sommer-)Sportarten auf Sicht entgegengewirkt werden. Zentraler Bestandteil des geplanten Gesetzes ist die Gründung einer unabhängigen Sportagentur, die über die Verteilung der Fördergelder entscheiden soll.

Befürchtung, dass Sport-Agentur nicht so unabhängig sein könnte

Tabor, DOSB-Vorstand für Leistungssport, kritisierte in Bezug auf die noch nicht gegründete Agentur beim "Deutschlandfunk", dass er befürchte, dass die Entscheiderinnen und Entscheider in der Agentur nicht so unabhängig sein könnten, wie erhofft.

Auch BVTDS-Präsident Hasse sieht in der Agentur eine zentrale Rolle: "Solange immer mehr Geld in die Sportbürokratie gesteckt wird, statt in den Sport vor Ort und in die Trainerinnen und Trainer zu investieren, wird Deutschland im internationalen Vergleich weiter zurückfallen."

Bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr in Budapest konnte Deutschland beispielsweise nicht eine Medaille gewinnen. Der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Jürgen Kessing, sagte damals nach der WM: "Wir haben die Prognose gehabt, dass der Tiefpunkt im deutschen Sport noch gar nicht erreicht ist, sondern im nächsten Jahr zu erwarten ist, was Medaillenerwartungen bei den Olympischen Spielen angeht." Das Großereignis in Paris wird im Sommer vom 26. Juli bis zum 11. August stattfinden.

Verwendete Quellen
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