Essstörungen im Leistungssport US-Trainer drängte Sportlerin zum Abnehmen
Miriam Neureuther und Kim Bui haben ein Tabuthema zurück in die Öffentlichkeit gebracht. Und damit die Erinnerung an einen anderen bekannten Fall geweckt.
Essstörungen im Leistungssport – ein Thema, das auf- und wachrüttelt. Wie gehen Spitzensportler mit Druck um? Welche Hilfen gibt es? Fragen, die die Dokumentation "Hungern für Gold" vom Bayerischen Rundfunk (BR) aufwirft. Die Protagonisten: Ex-Biathletin Miriam Neureuther und Turnerin Kim Bui. Sie erzählen dabei unter anderem, wie auch sie wegen des ständigen Leistungsdrucks im Spitzensport gehungert hätten.
Neureuther erläutert: "Der Sport war mein Leben. Für ihn habe ich alles getan, auch Gewicht verloren." Kim Bui war 15 Jahre alt, als sie zum ersten Mal das Essen wieder hervorwürgte: "Es musste raus, ich durfte einfach nicht zunehmen." Von da an erbrach sie sich mehrmals – jeden Tag. Eine Trainerin, so sagt sie, habe sie damals in die Essstörung getrieben.
- Essstörungen im Spitzensport: Miriam Neureuther bricht ihr Schweigen
Einen ähnlichen Fall gab es schon in den USA. Nachdem 2019 Dopingvorwürfe gegen den amerikanischen Startrainer Albero Salazar vom Nike Oregon Project aufgekommen waren, gab es im Anschluss die nächste Anklage von Mary Cain: Die ehemalige Salazar-Athletin, einst das größte US-Lauftalent, sagte der "New York Times", sie sei von ihm "körperlich und geistig misshandelt" und systematisch zum Abnehmen gedrängt worden. Die Folgen: Über drei Jahre sei ihre Periode ausgeblieben, sie habe fünf Knochenbrüche erlitten. Salazar bestreitet die Dopingvorwürfe, sagte aber zum Thema Gewichtsreduzierung: "Vielleicht muss sich das ändern."
"War nie ein Geheimnis"
Dass es bei Salazar "so krass abging, war ja nie ein Geheimnis", sagte Corinna Harrer, die mehrfache deutsche Meister auf den Mittel- und Langstrecken. Das Gewicht sei in Läuferkreisen seit einer Weile ein großes Thema, so die 29 Jahre alte Regensburgerin damals in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung": "Ich habe schon das Gefühl, dass es ein vorherrschendes Ideal gibt: Wenn du erfolgreich sein willst, musst du dünn sein. Beziehungsweise: Wenn du drei Kilo zu viel hast, bist du schlecht. Das hat es früher so extrem nicht gegeben."
Die BR-Dokumentation spricht dieses schwierige Thema offen an, kritisiert das bestehende System im Leistungssport und sucht nach Auswegen aus der Essstörung. Neben Neureuther und Bui kommen auch Experten und andere Betroffene zu Wort. Mit dem Schritt an die Öffentlichkeit soll auch jungen Athletinnen geholfen und für dieses wichtige Thema sensibilisiert werden.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagenturen dpa und SID
- presseportal.de: ""Hungern für Gold"- Dokumentation über Essstörungen im Leistungssport"