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DHB-Team vor dem WM-Auftakt: Das reicht noch nicht


DHB-Team vor dem WM-Auftakt
Es reicht noch nicht


12.01.2025 - 13:49 UhrLesedauer: 4 Min.
Andreas Wolff ratlos: Die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist noch nicht in Topform.Vergrößern des Bildes
Andreas Wolff ratlos: Die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist noch nicht in Topform. (Quelle: Eibner-Pressefoto/Marcel von Fehrn/imago-images-bilder)
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Nach einem erfolgreichen vergangenen Jahr möchte das DHB-Team auch bei der WM wieder vorne angreifen. Doch es kommen Zweifel auf.

"Natürlich ist es ein Warnschuss": Spielmacher Juri Knorr fand nach dem Ende der WM-Generalprobe deutliche Worte für die Leistung der deutschen Handball-Nationalmannschaft. Vorausgegangen war im letzten Test vor Beginn der Weltmeisterschaft am kommenden Dienstag ein Spiel gegen Brasilien, das die DHB-Auswahl am Ende zwar knapp mit 28:26 gewann, dabei jedoch über weite Teile wie die schlechtere Mannschaft aussah und einem Rückstand hinterherhechelte.

Den ersten Test gegen Brasilien am vergangenen Donnerstag hatte das Team von Bundestrainer Alfreð Gíslason ebenfalls (32:25) gewonnen – dabei jedoch ebenfalls nicht überzeugt.

Die beiden "Rumpelsiege" sind insofern ein Dämpfer, da die deutsche Mannschaft ein erfolgreiches Jahr hinter sich hat. Dem Halbfinaleinzug bei der Heim-Europameisterschaft im Januar des vergangenen Jahres ließ sie im Sommer die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen folgen. Auch wenn das DHB-Team selbst auf die Euphoriebremse tritt: Geht die Aufwärtskurve bei Turnieren weiter, wäre der WM-Titel der nächste logische Schritt. Die Ansprüche sind gestiegen. Doch angesichts der Leistungen in den letzten Tests bleibt kurz vor dem Turnierauftakt gegen Polen am kommenden Mittwoch nur die Feststellung: Das reicht so noch nicht.

Schwächen in Offensive und Defensive

Beunruhigend für den Bundestrainer dürfte vor allem sein, dass seine Mannschaft an beiden Enden des Feldes Schwächen zeigte: Im ersten Test präsentierte sich die Defensive in der Anfangsphase zu unbeweglich, ließ zu viele Treffer zu. Im zweiten Spiel machte sie es dann phasenweise besser. Phasenweise aber auch nicht. Speziell, wenn für die Brasilianer schon Zeitspiel angezeigt war, kamen sie mit ihren wenigen Pässen immer noch zu guten Abschlüssen und Toren gegen die deutsche Hintermannschaft.

Hinzu kam am Samstag auch noch eine schwache Offensive. Von Beginn an vergaben die DHB-Stars zahlreiche freie Würfe. Ein Problem, das in der Amtszeit Gíslasons keinesfalls neu ist. Bereits bei der Heim-EM im vergangenen Jahr handelte sich die deutsche Mannschaft aufgrund von Chancenwucher unnötige Niederlagen ein.

"Ich bin natürlich nicht zufrieden"

"Ich bin natürlich nicht zufrieden mit diesem Spiel", wurde auch Gíslason deshalb auf der Pressekonferenz am Samstag deutlich. "Heute war unser großes Problem in der ersten Halbzeit, wie wir mit unseren eigentlich gut herausgespielten Chancen umgegangen sind", so der Bundestrainer weiter. Er gab zu: "Nachdem wir hier eine Woche trainiert haben und das sehr gut lief, hätte ich gedacht, dass wir anders spielen." In beiden Spielen habe es zu viele Schwankungen gegeben. "Deswegen macht mir das schon Sorgen, weil ich hätte es ein bisschen anders erwartet."

Die Enttäuschung des Bundestrainers über die Leistung seiner Mannschaft fand sich auch bei Spielmacher Knorr wieder: "Wir fahren mit dem Gefühl, dass wir nichts geschenkt bekommen", sagte er. "Das war natürlich ein kleiner Dämpfer und wir haben gelernt, dass es nicht von allein geht." Die Gegner bei der WM seien nämlich keinesfalls leichter zu schlagen als Brasilien.

Dennoch gibt es für die DHB-Auswahl genug Grund, nicht in Krisenstimmung zu versinken. Denn obwohl die Zeichen am Samstag lange auf Niederlage standen, kam die Mannschaft zurück. Angeführt wurde sie dabei neben gewohnten Leistungsträgern wie Juri Knorr auch von Bankspielern. So zeigte Torwart David Späth, der Andreas Wolff ab der 44. Minute ablöste, eine überragende Leistung, ebnete mit zahlreichen Paraden den Weg zum Comeback und zündete ein Hamburger Publikum, das die Partie zuvor eher mit norddeutscher Zurückhaltung verfolgt hatte, doch noch richtig an. Und auch Luca Witzke brachte nach seiner Hereinnahme in der zweiten Halbzeit Schwung in den Rückraum.

So stehen trotz der teils wackeligen Leistungen am Ende immerhin zwei Siege. Vor allem im zweiten Spiel bewies die Mannschaft in der entscheidenden Phase Moral und bog in den letzten 15 Minuten gleich zwei Drei-Tore-Rückstände noch um.

Es gibt Grund zum Optimismus

"Ich muss aber trotzdem die Mannschaft dafür loben, dass sie leistungsmäßig, aber auch von der Konzentration her zulegen konnte. Sie haben sehr diszipliniert gespielt und wurden viel gefährlicher", analysierte Gíslason und schlug damit in eine ähnliche Kerbe wie seine Spieler.

"Am Ende bin ich stolz, dass wir das Ding noch drehen", sagte etwa Julian Köster. Jungstar Renārs Uščins hofft auf einen Lerneffekt. Man könne mit der Leistung zwar nicht zufrieden sein und man sei "mit einem blauen Auge" davongekommen, "trotzdem sage ich, das ist richtig wertvoll heute, denn es kann uns in der Gruppenphase jederzeit passieren, dass wir mal so eine schlechte Phase haben und jetzt wissen wir mehr damit umzugehen", sagte er und betonte selbstbewusst: "Wir zweifeln jetzt nicht an uns."

Auch Knorr betonte: "Es gibt uns das Gefühl, dass wir jetzt nicht vor einem Scherbenhaufen stehen, sondern Moral in der Mannschaft steckt und wir jedes Spiel noch drehen können, egal, wie schlecht es läuft." Ex-Nationalspieler Pascal Hens hatte vor dem Spiel am Stadion-Mikrofon sogar noch betont, dass es meist am besten sei, die Generalprobe in den Sand zu setzen. "Das haben wir heute so ein bisschen getan. Deshalb ist es kein schlechtes Omen vielleicht", hoffte Knorr.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen vor Ort
  • Pressekonferenz mit Alfred Gislason
  • Gespräche mit Spielern in der Mixed Zone

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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