Ex-Weltrekordler im Hürdenlauf Olympiasieger Martin Lauer mit 82 Jahren gestorben
Doha (dpa) - Die deutsche Leichtathletik trauert um den früheren Hürden-Weltrekordler Martin Lauer.
Der einstige Europameister und Staffel-Olympiasieger von Rom 1960 ist im Alter von 82 Jahren im Kreis seiner Familie gestorben, wie der Deutsche Leichtathletik-Verband am Rande der WM in Doha/Katar mitteilte. Drei Weltrekorde in 53 Minuten: Das war Lauers größter Erfolg. Als Schlagersänger ("Taxi nach Texas") verkaufte er nach seiner Sportlerkarriere fast sechs Millionen Tonträger.
"Mit Martin Lauer ist eine Leichtathletik-Legende von uns gegangen. Der Deutsche Leichtathletik-Verband verliert mit Martin Lauer einen großen und erfolgreichen Sportsmann, der bis zuletzt das Geschehen in der Leichtathletik verfolgt hat", sagte DLV-Präsident Jürgen Kessing. Der einstige Vorzeigesportler des ASV Köln hinterlässt im mittelfränkischen Lauf an der Pegnitz seine Frau Christa, zwei Kinder und drei Enkelkinder.
Gemeinsam mit Bernd Cullmann (79), Armin Hary (82) und Walter Mahlendorf (84) holte sich Schlussläufer Lauer 1960 im Stadio Olimpico Gold in Weltrekordzeit. 1959 stellte er in Düsseldorf mit 7955 Punkten einen deutschen Zehnkampfrekord auf.
Doch seine Sternstunde erlebt der Sprinter schon am 7. Juli 1959: Im Zürcher Letzigrund knackte er die Weltrekorde über 110 Meter (13,2 Sekunden) und 120 Yards Hürden, als Zugabe schaffte er die Bestmarke über die selten gelaufenen 200 Meter Hürden (22,5).
Dabei weilte der damals 22-jährige Lauer am Vormittag noch in der Vorlesung. Der Student schwänzte die Seminare am Nachmittag, flog von München nach Zürich und eilte ins Stadion. Der Diplomingenieur im Allgemeinen Maschinenbau war 1959 als erster und bis dato einziger Deutscher Welt-Leichtathlet.
Schon als Teenager zählte Martin Lauer zu den besten und vielseitigsten Leichtathleten der Welt. Im Alter von 19 Jahren belegte er bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne über 110 Meter Hürden Platz vier und im Zehnkampf Platz fünf.
Probleme stoppten das Talent aber auch. Im Olympia-Jahr 1960 musste Lauer gleich mehrere Rückschläge hinnehmen. Von einer hartnäckigen Knochenhautentzündung im Fußgelenk gebremst, landet er im Olympia-Finale von Rom über 110 Meter Hürden auf dem vierten Platz. Selbst über Staffel-Gold konnte sich der Rheinländer nicht lange freuen. Eine verunreinigte Injektionsspritze führte zur Blutvergiftung - da ging es "um Leben und Tod", wie er mal erzählte. Nur knapp konnte eine Amputation des Beines verhindert werden.