Rückblick Hingucker und Aufreger der 17. Leichtathletik-WM in Doha
Doha (dpa) - Licht und Schatten bei den 17. Leichtathletik-Weltmeisterschaften: Viel Kritik gab es in Doha, dass die Ausdauerathleten unter Hitze-Qualen leiden mussten und das gekühlte Khalifa-Stadion an den meisten Tagen nur zur Hälfte mit Zuschauern gefüllt war.
Auch weil der Wettkampfplan - auf zehn Tage ausgedehnt - viel Lücken für Langeweile bot. Ein neuer Superstar wie Usain Bolt wurde nicht entdeckt, dafür glänzten andere charismatische Athleten mit Showtalent.
ERFOLGREICHE MÜTTER: Jamaikas Shelly-Ann Fraser-Pryce, Allyson Felix mit der Mixed-Staffel der USA und die chinesische Geherin Hong Liu - alle drei prägten mit Gold den Muttertag am ersten WM-Sonntag. "Die Show von uns Frauen geht weiter!", sagte Fraser-Pryce mit Söhnchen Zyon auf dem Arm nach ihrem Triumph. "Ich hoffe, ich kann alle Frauen inspirieren, die eine Familie haben oder dabei sind, eine zu gründen." Zwillingsmutter Christina Schwanitz aus Chemnitz gewann trotz Doppelbelastung im Kugelstoßring Bronze.
SCHATTEN VON SALAZAR: Das vierjährige Sperre der US-Anti-Doping-Agentur USADA gegen Alberto Salazar überschattete die WM. Das Nike Oregon Project des amerikanischen Startrainers stand schon lange unter Verdacht. Die deutsche Laufhoffnung Konstanze Klosterhalfen will trotzdem weiter in dem Campus in den USA leben und trainieren. Die Verstöße stammen aus früheren Jahren, als die 22-Jährige noch nicht Salazars Elite-Gruppe angehörte. Die USADA machte schlimme Details publik.
LEERLAUF: Hallo Fans, nicht einschlafen! Der Zeitplan der WM sorgte oft für Langeweile, manchmal gab es eine halbe Stunde lang - nichts. Keinen Vorkampf, kein Finale. Dazu kamen zehn Wettkampftage im halbleeren Khalifa-Stadion, ein Tag mehr als üblich im langjährigen WM-Programm. Am Auftakttag gab es gar keine Stadion-Entscheidung, danach oft nur vier Finals an einem Abend. "Unabhängig von der schwachen Zuschauerresonanz ist der Zeitplan in Doha leider ein Rückschritt", sagte der deutsche Event-Manager Frank Kowalski.
FAIR PLAY: Als Jonathan Busby von der Karibikinsel Aruba völlig entkräftet wankte und fast auf die Bahn stürzte, da packte Braima Suncar Dabo zu. Der 5000-Meter-Läufer aus Guinea-Bissau schleppte Busby unter dem Jubel der Zuschauer im Schritttempo ins Ziel. Doppel-Bronze bei den Hammerwerfern ergab sich aus einer Fair-Play-Geste der Jury: Der Pole Wojciech Nowicki rückte auf Platz drei nach; der Ungar Bence Halasz durfte Bronze behalten, weil ihn die Ungewissheit nach seinem ersten ungültigen Versuch abgelenkt habe.
NEUER SUPERSTAR: Weltpräsident Sebastian Coe ist nicht traurig, dass bei der WM in Doha kein Superstar-Nachfolger von Usain Bolt gefunden wurde. "Ich denke, dass ist ungesund ist, sich auf lange Sicht auf eine Person zu verlassen", sagte der Brite. Deshalb ist es ihm recht, dass die Weltmeister Grant Holloway (Hürdensprint), Christian Colemann (100 Meter) oder die Stabhochspringer Sam Kendricks und Armand Duplantis das Zeug zum Star haben. Coe gibt aber mit Bezug auf Bolt zu: "Wir alle vermissen ihn, seine Persönlichkeit und Präsenz."
HITZE: Die Bilder von Marathonläuferin und Gehern sind um die Welt gegangen. Bei mehr als 30 Grad Celsius und Luftfeuchtigkeit von über 70 Prozent zu mitternächtlicher Stunde mussten zahlreiche der weltbesten Ausdauerathleten - darunter über 50 Kilometer Gehen sogar Titelverteidiger Yohann Diniz - vor dem Ziel kapitulieren. Auch die Zeit gibt Auskunft über die extreme Herausforderung: Die 4:04:20 Stunden war die langsamste Siegerzeit der WM-Geschichte. Im gekühlten Khalifa-Stadion waren die Temperaturen dagegen cool.