Speerwurf-Olympiasieger Röhler plädiert für Grundeinkommen für Einzelsportler
Berlin (dpa) - Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler hat die Einführung eines festen Grundeinkommens für Leistungssportler vorgeschlagen.
"Das wäre ein total spannendes Experiment. Ich glaube: Ein bedingungsloses Grundeinkommen für Einzelsportler auf diesem Niveau würde zu besseren Leistungen führen", sagte der 27 Jahre alte Thüringer in einem Interview des Internetportal "t-online.de". Der einzige Verband, der solch ein Basis-Einkommen umsetzen könnte, ist nach Meinung Röhlers das Internationale Olympische Komitee (IOC).
Er kenne "genug Olympiasieger aus Deutschland, die leider von ihrem Sport nicht leben können. Sie sind auf Förderungen und familiäre Unterstützung angewiesen", meinte der Europameister, der am Dienstagabend beim Leichtathletik-Meeting in Luzern seinen fünften Saisonsieg gefeiert hatte. "Ich bin mir sicher, dass diese Personen viel rationalere und bessere Entscheidungen treffen könnten, wenn sie diese finanzielle Sicherheit hätten."
Für jeden Olympia-Teilnehmer bliebe "bei fairer Verteilung der Gelder ein sehr großer Betrag, für den eine alte Frau sehr lange stricken müsste", meinte der Student aus Jena. "Die Olympischen Spiele sind das größte Event, bei dem weltweit Leute begeistert zusehen - und wir bekommen nullkommanull Gage. Wenn wir Glück haben, bekommen wir eine kleine Förderung von unserem Land, bei der wir hundertmal Danke sagen müssen", kritisierte Röhler.
Leistungssport sei auch ein "Spiel auf der Risiko-Schwelle", weil man an seine Grenzen gehen müsse, erklärte Röhler. "Wenn ich nur ein Stückchen schneller anlaufe, bedeutet das noch mehr Kraft und noch mehr Last. Im besten Fall führt das zu einer neuen Bestweite. Im schlimmsten Fall kann morgen schon alles vorbei sein."