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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuer eFootball-Bundestrainer "Natürlich wünsche ich mir eSport in der Sportschau"
Fußball an der Konsole wird immer populärer: Mit dem eNations Cup gibt es nun erstmals eine Team-WM. Dafür hat der DFB extra ein Nationalteam berufen. Bundestrainer Benedikt Saltzer erzählt, wie er zu dem Job gekommen ist und wie die Chancen stehen.
Am Samstag und Sonntag wird erstmals der eNations Cup (ab 10 Uhr/eSports1) ausgespielt. Dabei messen sich in London 20 Nationalteams in der populären Fußball-Simulation FIFA 19. Organisiert wird das von Fußball-Weltverband Fifa und Spielehersteller EA Sports. Pro Team gibt es zwei Spieler, die in Einzeln sowie im Doppel gegen die Konkurrenz antreten. Gespielt wird auf den Konsolen xBox und Playstation4.
t-online.de: Wie wird man Bundestrainer?
Benedikt Saltzer: Gute Frage (lacht). Man wird nominiert. Ich in diesem Fall vom DFB. Der hat eine 21 Spieler umfassende eNationalmannschaft zusammengestellt, bei der ich übrigens auch dabei bin, die Trainerfrage aber erst noch offengelassen. Von den 21 spielen beim eNations Cup in London zwei. Die haben sich für mich ausgesprochen. Und da mich der DFB sowieso auf dem Zettel hatte, bin ich am Ende Bundestrainer geworden. Ob das langfristig so bleibt, muss man abwarten.
Was hat es mit dem angesprochenen eNations Cup genau auf sich?
Der eNations Cup ist die Weltmeisterschaft der einzelnen Nationalteams, die nun zum ersten Mal ausgetragen wird. Es gibt auch noch den eWorld Cup, bei dem Einzelspieler antreten. Da kann im Finale auch mal ein Deutscher gegen einen anderen Deutschen spielen. Das ist beim eNations Cup logischerweise nicht möglich.
Für das DFB-Team werden Michael Bittner ("MegaBit") und Mohammed Harkous ("MoAuba") an den Start gehen. Beide spielen bei Werder Bremen. Warum diese Blockbildung?
FIFA (gemeint ist im Folgenden die Fußballsimulation, Anm. d. Red.) ist ein relativ inkonstantes Spiel. An einem komischen Tag kann selbst der eigentlich viel bessere Spieler verlieren. Deshalb hat der DFB nicht – wie andere Nationen – auf Auswahlturniere gesetzt, sondern auf Ranglisten. Und die sprechen eine klare Sprache: Michael ist Dritter der Xbox-, Mohammed Achter der PS4-Weltrangliste. Außerdem haben sie mit Werder in der Bundesliga den Titel gewonnen und sind im Two-on-two (zwei Spieler steuern gemeinsam ein FIFA-Team, Anm. d. Red.) schon eingespielt.
Was sind Ihre Aufgaben als Bundestrainer?
Bisher habe ich sehr viel Spielanalyse betrieben, um die Jungs optimal auf die Stärken und Schwächen unseren Vorrundengegner Argentinien, Brasilien, Schweden und Norwegen vorzubereiten. Außerdem hatten wir Anfang der Woche ein Trainingslager – wir nennen das Bootcamp – beim DFB in Frankfurt. Da haben wir gezielt Aufstellungen, Taktiken und Standardsituationen trainiert.
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Was sind das genau für Trainingsformen in so einem "Bootcamp"?
Es geht größtenteils um spieltaktisches Training und die Verfeinerung von Abläufen. Im Prinzip ist das wie im echten Fußball, wenn eine Mannschaft neben der Dreier- noch die Fünferkette einstudiert. Ähnlich ist es bei Standards. Da üben wir verschiedene Ecken- und Freistoßvarianten ein, um schwerer ausrechenbar zu sein.
Sie sind selbst aktiver Fußballer, haben in der Verbandsliga gespielt. Hilft das beim Spiel an der Konsole?
Ja, das ist – gerade für den Einstieg – definitiv ein Vorteil. Das taktische Grundverständnis hilft schon. Allerdings kenne ich mittlerweile auch einige Jungs, die nie aktiv gespielt haben und an der Konsole trotzdem sehr stark sind.
Werden Sie während der Spiele in London von außen reinrufen wie Trainer im echten Fußball?
Ja, definitiv. Ich stehe hinter der Jungs, beobachte das Spiel – und wenn mir etwas auffällt, sage ich das natürlich. Da ich selber aktiver Spieler bin, weiß ich, dass man sich während der Partie quasi im Tunnel befindet und ein objektiver Blick von außen oft ganz guttut. So werde ich dann auch in der Halbzeit versuchen, Input zu liefern. Also: "Der Gegner spielt extrem viel über die linke Seite" oder "Passt mehr auf den Zehner auf". Solche Sachen eben.
Sie haben FIFA19 eingangs als "relativ inkonstantes Spiel" beschrieben. Gibt es mehr Überraschungen als im realen Fußball?
Ja, an der Konsole gibt es definitiv mehr Überraschungen als im realen Fußball. Im Endeffekt setzen sich natürlich meistens die starken Teams durch. Trotzdem ist das David-gewinnt-gegen-Goliath-Prozedere bei FIFA19 häufiger als beispielsweise im DFB-Pokal.
Wie sind die Ziele des deutschen Teams beim eNations Cup?
Die Jungs wollen mindestens ins Halbfinale, peilen eigentlich sogar den Titel an. Das würde ich so unterschreiben. Der Titel wäre schon ein Traum, gerade um das Thema eFootball weiter zu pushen – und das möchte der DFB. Wenn wir da jetzt ein Ausrufezeichen setzen würden, wäre das sehr, sehr gut.
Wer sind die größten Konkurrenten im Kampf um den Titel?
Ganz sicher Frankreich, aber auch England, dass mit Donavan Hunt ("F2Tekkz") den besten Spieler dieses Jahres hat. Den größten Respekt habe ich aber vor Saudi-Arabien. Sie haben mit Mossad Aldossary ("MSDossary") und Khalid Aloufi ("The Royal") zwei absolute Weltklassespieler, die sich dazu seit Jahren kennen.
eSport boomt in Deutschland. Live übertragen wird der eNations Cup beim bezahlpflichtigen Sender eSports1. Zudem gibt es Zusammenfassungen bei Sport1. Würden Sie sich wünschen, dass eSport auch in Sendungen wie der Sportschau einem breiten Publikum zugänglich gemacht wird?
Natürlich würde ich mir wünschen, dass eSport auch in der Sportschau gezeigt wird. Vor allem bei so großen Veranstaltungen wie dem eNations Cup, bei denen Deutschland so gut vertreten ist. Generell gilt: Der eSport wächst und wächst. Allein die Entwicklung in den letzten zwei Jahren ist für uns FIFA-eSportler enorm gewesen, was man daran sieht, dass wir Vollzeit-Profis geworden sind.
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Ich könnte mir auf jeden Fall vorstellen, dass gerade FIFA im deutschen Fernsehen in Zukunft noch präsenter wird. Gerade weil es ein einfaches Spiel ist. Jeder weiß, wie Fußball funktioniert – und das ist, im Vergleich zu Spielen wie League of Legends oder Dota, sicher ein Vorteil, um auch ältere Generationen anzusprechen. Zudem ist es sehr dynamisch und bietet viel mehr Unterhaltung als der normale Fußball. In kurzer Zeit fallen einfach viel mehr Tore.