Sport Giovanni Trapattoni hat es noch einmal getan
1988 gewann Steffi Graf alle vier Grand-Slam-Titel, Jan Bokloev siegte als erster Skispringer bei einem Weltcup-Springen im V-Stil, Ayrton Senna wurde Formel-1-Weltmeister - und Irland bestritt sein bislang letztes Spiel bei einer Fußball-Europameisterschaft. 0:1 gegen die Niederlande, ganze acht Minuten fehlten den Iren, die zuvor einen historischen Sieg gegen England gefeiert hatten, zum Einzug ins Halbfinale. Im Sommer 2012 wird Irland erstmals nach 24 Jahren wieder bei einer EM dabei sein, das Ticket sicherte sich die Mannschaft in der Relegation gegen Estland (4:0/1:1).
Der Weg zur EM
Wieder ging es für die Iren in die Extrarunde. Wie vor zwei Jahren bei der Quali zur WM 2010. Damals endete das Ganze nach dem Handtor von Frankreichs Thierry Henry in Wut und Tränen. Diesmal in grenzenlosem Jubel. Nach dem 4:0 in Estland war eigentlich alles klar, nach dem Führungstor im Rückspiel durch Stephen Ward erst recht. Am Ende feierten über 50.000 Fans in Dublin im Stadion und das ganze Land in den Pubs. Die Mannschaft hatte ihren zweiten Platz in der Gruppe B hinter Russland veredelt. Diesen hatte sie erst am letzten Spieltag durch das 2:1 gegen die überraschend starken Armenier gesichert. In den zehn Qualifikationsspielen waren die Iren nur beim 2:3 gegen Russland als Verlierer vom Platz gegangen. (EM-Qualifikation Ergebnisse und Tabelle der Gruppe B)
Die Mannschaft
Stürmer Jonathan Walters brachte es vor dem Rückspiel gegen Estland auf den Punkt: "Wir sind in den letzten Jahren als Gruppe gereift." Angeführt von einigen Routiniers wie Stürmer Robbie Keane und Torwart Shay Given hat sich eine Truppe von "passionierten, aber limitierten Internationalen" zusammengefunden, wie die "Neue Zürcher Zeitung" feststellte. Spieler, die nicht zu vergleichen sind mit früheren Stars wie Ray Houghton, John Aldridge oder Roy Keane und zum Großteil in bestenfalls mittelmäßigen Teams der englischen Premier League kicken. Die aber für das Ziel EM 2012 zu einer echten und schlagkräftigen Einheit geworden sind.
Der Star
Leeds United (zu erfolgreicheren Zeiten), Tottenham Hotspur, FC Liverpool - Robbie Keane hat bei großen Klubs gespielt und dort vor allem eines getan: Tore erzielt. Beispielsweise 107 in 254 Partien für die Spurs. Inzwischen ist er nach mehreren Ausleihgeschäften bei Los Angeles Galaxy gelandet. Wie wichtig er für die Nationalmannschaft immer noch ist, zeigte Keane beim Play-Off-Hinspiel in Estland, als er zum 3:0 und 4:0 traf und damit die EM-Teilnahme quasi perfekt machte. Insgesamt schoss er in der Qualifikation sieben Tore. Irlands Rekordtorschütze (53 Treffer) weiß übrigens, wie man einen EM-Titel holt: 1998 gewann er bei der U18-Kontinentalmeisterschaft im Finale gegen Deutschland.
Der Trainer
Giovanni Trapattoni, einer der erfolgreichsten Trainer weltweit, hat atsächlich noch einmal geschafft, was ihm viele nicht mehr zugetraut hatten: Im Alter von 72 Jahren hat er eine bestenfalls durchschnittlich talentierte Mannschaft zur Europameisterschaft geführt. Eine Leistung, die fast einem Titelgewinn gleichkommt. Sein auf Konter ausgerichteter Spielstil wurde in Irland anfangs wenig begeistert aufgenommen, hatte aber Erfolg. "Das ist sein Weg - und er führt zu Ergebnissen", schrieb die Zeitung "Irish Times". Und Trapattoni hat noch lang nicht genug. Er hat seinen Vertrag bis 2014 verlängert und glaubt daran, dass sein Team im Sommer ähnliches vollbringen kann wie Sensations-Europameister Griechenland 2004: "Das ist kein Traum. Wir werden einhundertprozentiges Engagement brauchen, aber warum nicht?"