Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Vor dem letzten Vorrundenspiel Dieser Satz kann Nagelsmann auf die Füße fallen
Die Nationalmannschaft marschiert erfolgreich durch die Gruppenphase. Trotzdem steht Bundestrainer Julian Nagelsmann vor dem letzten Vorrundenspiel gegen die Schweiz vor einer entscheidenden Frage.
Erst der 5:1-Auftaktsieg gegen Schottland, dann der 2:0-Erfolg gegen Ungarn. Die deutsche Nationalmannschaft hat einen EM-Traumstart hingelegt – und sich damit vorzeitig für die K.-o.-Phase qualifiziert. Im letzten Vorrundenspiel gegen die Schweiz geht es um den Gruppensieg. Doch wie geht Julian Nagelsmann diese Partie an?
Bisher setzte er auf die gleiche Startformation. Gegen die Schweiz hätte er aufgrund der guten bisherigen Ergebnisse die Möglichkeit, durchzutauschen. Nach dem Ungarn-Sieg stellte Nagelsmann in der ARD allerdings sofort klar: "Es wird sicher keine sieben Wechsel geben, das schließe ich aus." Ein Fehler?
Sollte Nagelsmann im letzten Gruppenspiel doch durchrotieren?
Ja, Nagelsmann muss den Kader fit machen für die K.-o.-Phase
Gegen die Schweiz entscheidet sich, auf den Deutschland im Achtelfinale auf den zweiten der Gruppe B oder C trifft.
Na und?
Das ist doch völlig egal. Die Nationalmannschaft will Europameister werden. Dafür muss sie nicht die Schweiz schlagen, sondern alle, die danach kommen – egal, wer das ist. Und dafür braucht Nagelsmann seinen ganzen Kader. Drei Punkte sind wichtig, um den fit zu machen für die K.-o.-Phase:
Belastung steuern und Spieler schonen: Neuer, Kroos, Gündoğan sind jenseits der 30, viele weitere um die 30 Jahre alt. Sie haben eine lange Saison in den Knochen, brauchen Pausen. Zudem müssen Spieler wie Musiala vor der Verletzungsgefahr bewahrt werden. Was, wenn sich einer der Stars unnötig im letzten Gruppenspiel verletzt?
Ersatzspieler auf den Ernstfall vorbereiten: Was, wenn in der Abwehr einer ohne jede Spielpraxis rein und dann gegen Frankreichs Mbappé bestehen muss? Henrichs, Raum und Schlotterbeck müssen gegen die Schweiz von Beginn an ran, damit sie ins Turnier kommen.
Leistungsprinzip wahren: Diverse Spieler haben eine Chance von Beginn an verdient, um sich für die K.-o.-Phase zu empfehlen: ter Stegen, Groß, Füllkrug oder Sané.
Nagelsmann kann hier von Xabi Alonso lernen, der in Leverkusen meisterhaft rotierte.
"Es wird sicher keine sieben Wechsel geben", sagt der Bundestrainer? Die hier beschriebenen wären sieben. Vielleicht fällt ihm der Satz auf die Füße.
Nein, denn das würde alles durcheinanderbringen
"Never change a winning team" (zu Deutsch: Verändere niemals ein Gewinnerteam) – mit diesem Vorsatz führte Trainer Alf Ramsey die englische Nationalmannschaft 1966 zum WM-Gewinn. Diesen Leitsatz muss nun auch Julian Nagelsmann beherzigen. In den ersten beiden EM-Spielen setzte der Bundestrainer auf die gleiche Startelf, es folgten zwei überzeugende Siege gegen Schottland und Ungarn. Jetzt durchzuwechseln, würde alles nur durcheinanderbringen.
Für Fußballer ist der Spielrhythmus wichtig. Die Gefahr ist groß, dass man den Stammspielern diesen nimmt, wenn man sie gegen die Schweiz auf die Bank setzt. Viel besser ist es doch, wenn sich die Spieler der bisherigen Startelf durch einen weiteren Sieg in der Gruppenphase mehr Selbstbewusstsein holen, um im Achtelfinale mit noch breiterer Brust anzutreten.
Klar wäre es für Ersatzspieler schön, wenn auch sie von Beginn an ran dürften, aber notwendig ist es nicht. Nagelsmann hat mit jedem Spieler vor dem Turnier gesprochen, die einzelnen Rolle erklärt. Die Ersatzspieler wissen genau, dass sie bei der EM Reserve sind und trotzdem eine wichtige Rolle einnehmen.
Persönliche Belange müssen bei der EM eine untergeordnete Rolle spielen, will das Team erfolgreich sein. Das weiß der Bundestrainer, das wissen auch seine Spieler.
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