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FC Bayern: Jérôme Boateng zurück - Was für ein Irrsinn


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Boateng zurück in der Bundesliga
Was für ein Irrsinn


Aktualisiert am 01.10.2023Lesedauer: 1 Min.
Jérôme Boateng: Steht aktuell bei Olympique Lyon unter Vertrag. Aber wie lange noch?Vergrößern des Bildes
Jérôme Boateng hielt sich zuletzt alleine fit. So fit, dass es für den FC Bayern reicht?

Weltmeister Jérôme Boateng steht vor einer Rückkehr zum FC Bayern. Ist das ein kluger Schachzug des Rekordmeisters oder ein Armutszeugnis für die Münchner?

Bayern München könnte den dünn besetzten Kader mit Jérôme Boateng verstärken. Der 35-jährige Innenverteidiger spielte bereits von 2011 bis 2021 für den Rekordmeister und trainiert in den kommenden Tagen wieder mit. Möglich wäre die Verpflichtung, weil der Weltmeister von 2014 nach seinem Aus bei Olympique Lyon vereinslos ist. Arbeitslose Spieler dürfen auch abseits der Transferphase bei einem neuen Klub anheuern.

Boateng könnte als Back-up im Abwehrzentrum fungieren. Bayern hat derzeit nur die drei gelernten Innenverteidiger Min-Jae Kim, Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt im Kader. Zuletzt waren beim Pokalspiel in Münster alle drei ausgefallen, sodass sogar Mittelfeldspieler Leon Goretzka aushelfen musste.

Boateng hatte mit den Bayern unter anderem neunmal die Meisterschaft und zweimal die Champions League gewonnen. Nachdem sein auslaufender Vertrag nicht verlängert worden war, wechselte er zu Olympique Lyon, wo er zuletzt nicht über eine Reservistenrolle hinauskam.

Schlagzeilen machte er vor allem neben dem Platz. Das Bayerische Oberste Landesgericht hatte vor Kurzem die Verurteilung Boatengs wegen Körperverletzung und Beleidigung aufgehoben. Boateng war im November vergangenen Jahres wegen Angriffen auf seine Ex-Freundin zu einer Geldstrafe von insgesamt 1,2 Millionen Euro verurteilt worden. Der Prozess wird nun ein weiteres Mal aufgerollt. Die entscheidende Frage:

Sollte der FC Bayern Jérôme Boateng wirklich zurückholen?

Pro
Florian Wichert
Florian WichertStellvertretender Chefredakteur

Ja, Bayern befindet sich in einer Notsituation

Seit Jahren tobt ein Rechtsstreit um eine gefährliche Körperverletzung gegen seine ehemalige Lebensgefährtin und Mutter seiner Töchter. Und ohnehin: Mit seinem Verhalten abseits des Fußballplatzes hat sich Jérôme Boateng für ein weiteres Engagement im deutschen Fußball disqualifiziert.

Trotzdem ergibt eine sofortige Rückholaktion aus Sicht des FC Bayern Sinn. Für den sind der sportliche Erfolg und die Solidarität innerhalb der Bayern-Familie wichtiger als die Unbescholtenheit seiner Mitarbeiter. Seine Rückkehr wäre überraschend, aber gut.

Zur Bayern-Familie gehört Boateng nach zehn gemeinsamen Jahren. Und der Erfolg ist momentan massiv gefährdet. Bayern befindet sich in einer Notsituation, hat nur drei Innenverteidiger, die zuletzt auch noch ausgefallen sind.

Boateng hat die Erfahrung, das Stellungsspiel und die Physis, um Bayern in dieser Saison zu helfen. Er kostet keine Ablöse und würde für ein stark leistungsbezogenes Gehalt kommen. Ein anderer Spieler auf dem Niveau wäre sicherlich teurer – und abseits der Transferphase ohnehin nicht zu bekommen. Vor Januar geht auf dem Transfermarkt nämlich nichts.

Dazu kennt Boateng den Verein in- und auswendig. Er hat das Bayern-Gen und den Ehrgeiz, den Bossen zu beweisen, dass sie ihn zu Unrecht haben ziehen lassen. Zu verlieren hat Bayern dabei nichts. Im schlimmsten Fall sitzt er als erfahrener Back-up auf der Bank. Im besten Fall macht er viele Spiele und hilft Bayern, in dieser Saison endlich mehr als einen Titel zu holen.

Kontra
Robert HiersemannBereichsleiter Entwicklung

Nein, die große Zeit von Boateng ist längst vorbei

Man könnte hier jetzt ausführlich über die privaten Verfehlungen von Jérôme Boateng schreiben, um klarzumachen, dass er keiner mehr für Bayern ist. Aber das ist gar nicht nötig. Bleiben wir sportlich. Boateng hat in der vergangenen Saison nur acht Spiele für Lyon absolviert, davon nur eines über 90 Minuten – und das im Oktober 2022. Um es ganz deutlich zu machen: Boateng hat seit fast einem Jahr kein Spiel mehr über 90 Minuten bestritten. Anschließend war er entweder verletzt oder zu schlecht.

Die große Zeit von Boateng ist lange vorbei. Er hilft Bayern München nicht weiter. Eine Rückholaktion ist nichts anderes als Irrsinn.

Und hätten die Verantwortlichen des Rekordmeisters in ihm eine Stütze für die nächsten Jahre gesehen, hätten sie ihn im Jahr 2021 doch gar nicht erst gehen lassen, sondern seinen auslaufenden Vertrag verlängert. Boateng jedenfalls wollte damals in München bleiben.

Bayern hat mit Kim, Upamecano und de Ligt drei absolute Topverteidiger – und darüber hinaus genug Spieler, die im Notfall einspringen können. Ja, im Notfall auch Goretzka.

Boateng hingegen sollte endlich akzeptieren, dass seine Fußballkarriere endet. Bei einem Topverein hat er nichts mehr zu suchen, und bei allen anderen eigentlich auch nicht.

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Transparenzhinweis
  • Im „Zweikampf der Woche“ kommentieren wir wöchentlich ein aktuelles Fußballthema. Sehen Sie den Schlagabtausch regelmäßig auch im Video – am Montag und manchmal auch Dienstag ab 19.30 Uhr im Rahmen der „Sport1 News“ bei Sport1 oder ab Montagnachmittag hier oben im Artikel.
Verwendete Quellen
  • Im "Zweikampf der Woche" kommentieren Florian Wichert und Robert Hiersemann wöchentlich ein aktuelles Fußballthema. Dieser "Zweikampf" erschien in einer ähnlichen Form bereits im Januar, als sich andeutete, dass Boateng in Lyon keine Zukunft haben würde. Die Autoren haben ihre Kommentare aufgrund des sich anbahnenden Engagements von Boateng bei Bayern aktualisiert.
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