Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Messi auf dem Höhepunkt Diese Blöße darf er sich nicht geben
Lionel Messi ist Weltmeister. Und damit hat er alles erreicht, was er als Fußballer nur erreichen kann. Ist es gleichzeitig auch der ideale Zeitpunkt, um seine große Karriere zu beenden?
Lionel Messi war einmal mehr der überragende Mann auf dem Feld. Er war es, der sein Team am Sonntagabend im WM-Finale zum 7:5-Erfolg (3:3, 2:2, 2:0) nach Elfmeterschießen gegen Frankreich führte (Alle weiteren Infos zum WM-Finale erfahren Sie hier). Der 35-Jährige traf nicht nur zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung, sondern auch zum 3:2 in der Verlängerung. Im Elfmeterschießen ging er voran und schnappte sich als erster Argentinier den Ball und verwandelte.
Damit ist er nun endgültig in den Fußballolymp aufgestiegen. Denn es war dieser eine Titel, der ihm noch fehlte, um mit dem argentischen Idol Diego Maradona gleichzuziehen.
Geht es für Messi nun überhaupt noch weiter? Und wenn ja, wie? Gegenüber der spanischen Sportzeitung "Olé" hatte er bereits seinen Rückzug von Weltmeisterschaften angekündigt: "Es sind vier Jahre bis zur nächsten WM und ich glaube nicht, dass es für mich reichen wird. Auf diese Art und Weise das Ganze zu beenden, ist das Beste."
Nach dem Finale gegen Frankreich sagte Messi: "Das ist der Kindheitstraum eines jeden. Ich kann mich glücklich schätzen, in meiner Karriere alles erreicht zu haben. Das was fehlte, ist nun da. Das wollte ich zum Ende meiner Karriere, es gibt nichts mehr, was ich noch will. Danke Gott, er hat mir alles gegeben." Allerdings fügte er hinzu: "Ich möchte noch ein paar Spiele als Weltmeister erleben. Ich liebe den Fußball, was ich tue. Ich genieße es, in der Nationalmannschaft zu sein."
Auf Vereinsebene läuft sein Vertrag bei Paris Saint-Germain noch bis Sommer 2023.
Doch eine Frage muss nach dem WM-Titel erlaubt sein:
Sollte Lionel Messi seine Karriere sofort beenden, also sowohl im Nationalteam als auch auf Vereinsebene?
Ja, auf diesem Planeten kann er nichts mehr erreichen
Lionel Messi ist vierfacher Champions-League-Sieger, hat Meistertitel in Spanien und Frankreich gesammelt, wurde unzählige Male Torschützenkönig, stieg zum Weltfußballer auf, gewann die Copá America. Und nun hat er seine einzigartige Karriere auch noch mit dem Weltmeistertitel in Katar gekrönt. Künftig wird er in einem Atemzug mit den Ikonen des Sports wie Diego Maradona und Pelé genannt. Er kann auf diesem Planeten im Fußball nichts mehr erreichen. Deshalb ist jetzt Schluss. Der 35-Jährige sollte seine Laufbahn als Profi sofort beenden.
Gerade sein ewiger Widersacher Cristiano Ronaldo sollte ihm dabei ein warnendes Beispiel sein. Weil der inzwischen 37-jährige Portugiese seine extrem erfolgreiche Laufbahn einfach nicht beenden will, bekommt sie nach und nach Risse. In seinem Verein Manchester United spielte er zuletzt keine Rolle mehr, bei der WM in Katar setzte ihn sein Nationaltrainer mehrfach auf die Reservebank. Nun steht ein Wechsel ins Fußball-Niemandsland Saudi-Arabien im Raum. Ronaldo hat sein eigenes Denkmal durch die Verzögerung des Karriereendes nachhaltig beschädigt.
Messi darf sich diese Blöße nicht geben. Jetzt, direkt nach der WM, kann er auf dem Höhepunkt seines Schaffens abtreten – und damit als Legende des Sports in die Geschichte eingehen. Es ist der ideale Zeitpunkt.
Nein, Messi sollte noch vier Jahre spielen
In puncto Spritzigkeit und Dribbelstärke hat Messi in den vergangenen Jahren aufgrund seines Alters (35) sicher ein paar Prozent eingebüßt. Dafür sind seine Übersicht und Pässe genialer denn je. Er ist so erfahren, mannschaftsdienlich, gelassen und nahbar wie nie zuvor. Einfach überragend.
Messi hat sich seinen größten Traum erfüllt: Weltmeister. Er hat bereits angekündigt, dass das Finale sein letztes WM-Spiel gewesen sein soll.
Das ist ein Fehler.
Dieser Messi muss ewig spielen. Zumindest aber noch vier Jahre. Warum sollte er mit 39 nicht in einer veränderten Rolle noch eine WM spielen, den Titel verteidigen? Warum sollte er nicht Paris St. Germain zum ersten Champions-League-Titel der Klubgeschichte führen?
Was soll denn passieren? Natürlich kann er mal auf der Bank landen. Sicher wird seine Torquote nicht besser, er nicht schneller oder körperlich fitter. Doch selbst als Einwechselspieler würde Messi mit seinem Zauberfuß Angst und Schrecken verbreiten und jederzeit ein Spiel entscheiden können.
Aufhören? Jetzt? Warum? Jetzt kann Messi sich endlich in den Arenen auf der ganzen Welt feiern lassen als der, der er ist: Einer der besten drei Spieler aller Zeiten (neben Pelé und Maradona), der mit 35 Jahren seine Karriere vollendet hat – aber ganz sicher nicht beendet.
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