Gala-Auftritt gegen Armenien Podolski meldet sich eindrucksvoll zurück
Aus Mainz berichtet Jan Vogel
Der Held des Abends wurde bereits gefeiert, als er noch gar nicht im Spiel war. Lautstark skandierte das Mainzer Publikum beim Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Armenien Lukas Podolskis Namen, als sich der Angreifer des FC Arsenal Mitte der ersten Halbzeit zum Warmlaufen begab.
Und die Ovationen der 27.000 Zuschauer für den 29-Jährigen rissen nicht ab, im Gegenteil: Nach seiner Einwechslung für den verletzten Marco Reus sorgte Podolski mit einem Tor und zwei Vorlagen nicht nur dafür, dass die Generalprobe für die WM in Brasilien mit einem 6:1-Kantersieg zu einer großen Party wurde. Der "Prinz" meldete sich auch im Kampf um die Stammplätze eindrucksvoll zurück.
Der Denkzettel, den ihm Bundestrainer Joachim Löw durch die Verbannung auf die Ersatzbank in den letzten Länderspielen erteilt hatte, schien seine Wirkung nicht verfehlt zu haben. Gemeinsam mit dem ebenfalls starken André Schürrle fand Podolski nach seiner Einwechslung auf den Außenbahnen wieder zu der Form, die ihn in den letzten Jahren zu einem unverzichtbaren Teil der Mannschaft gemacht hatte.
Ein Treffer, drei Vorlagen
Zunächst bereitet der Ex-Kölner mit einer scharfen Hereingabe über die linke Seite das 1:0 von Schürrle stark vor (52. Minute), später versenkte er selbst den Ball mit links zum 2:1 im Tor (71.). Schließlich bediente er noch Miroslav Klose, der zum 4:1 traf (77.). Und er bereitete Mario Götzes Treffer mit einem cleveren Pass durch die Abwehr der Armenier vor, den der Bayern-Star zum 5:1 ins Netz spitzelte (82.).
Auch Schürrle empfiehlt sich
Neben Podolski nutzte auch Schürrle die Chance, sich für die erste Mannschaft bei der WM zu bewerben. Wie bei seinen Mitspielern Reus und Thomas Müller fehlten gegen den 38. der FIFA-Weltrangliste im ersten Durchgang zwar mitunter Präzision und Abstimmung. Aber der England-Legionär des FC Chelsea war viel unterwegs, biss sich in die Partie und suchte immer wieder den Abschluss. Mit seinem Hackentreffer zur Führung stellte er dann seine ganze Klasse unter Beweis.
"Schürrle und Podolski haben bereits im Trainingslager einen guten Eindruck gemacht", bestätigte Löw nach dem Spiel die positive Entwicklung seiner Flügelspieler und hob noch einmal die Stärken Podolskis hervor: "Wenn Lukas in die Tiefe geht, seine Schnelligkeit ausspielt, ist er schwer zu halten."
Nachdem es zuletzt den Anschein hatte, Podolski würde gegen die starke Konkurrenz in der Offensive um Schürrle, Götze und Co. den Kürzeren ziehen, wirkte er gegen die biederen Armenier tatsächlich wie aufgedreht. Mit viel Leidenschaft ackerte der DFB-Platzhirsch auf der linken Seite und es war ihm anzusehen, dass er seinen Platz im Team nicht ohne weiteres hergeben will.
Team und Fans geschockt von Reus-Verletzung
Dabei stand sein Einsatz zunächst unter keinem guten Stern. In der 43. Minute verletzte sich BVB-Star Reus am Sprunggelenk und wurde mit einem Teilriss des Syndesmosebandes vom Platz direkt ins Krankenhaus gebracht. Für einen kurzen Moment wirkte es, als habe eine schwarze Wolke den Himmel über Mainz verfinstert.
Erst nach Wiederanpfiff, als die deutschen Spieler den Schock verdaut hatten, platzte der Knoten bei der deutschen Mannschaft. Dem Führungstreffer von Schürrle folgten weitere Tore durch Benedikt Höwedes (73.), DFB-Rekordtorschütze Miroslav Klose (76.) und erneut Götze (89.). Den zwischenzeitlichen Ausgleich hatte der ansonsten blasse Dortmunder Henrich Mchitarjan per Foulelfmeter erzielt.
"Gezeigt, was in uns steckt"
"In der zweiten Halbzeit haben wir gezeigt, was in uns steckt", erklärte Podolski später und richtete den Blick gleich nach vorn: „Bei der WM werden es aber andere Gegner, da müssen wir noch eine Schippe zulegen. Wir müssen punktgenau für Portugal vorbereitet sein."
Nach dem lockeren Benefizkick in Mainz beginnt am 16. Juni in Salvador für Löws Team die Endrunde in Brasilien. Der gefeierte Kantersieg gegen Armenien dürfte der deutschen Mannschaft und insbesondere Podolski vor der Abreise nach Südamerika am Samstagabend noch einmal einen ordentlichen Schub gegeben haben.