Foto-Show: Das sind die "echten Typen" der WM
Die beiden Weltmeister von 2006, Andrea Pirlo (li.) und Mario Balotelli, zählen zu den Platzhirschen beim WM-Teilnehmer aus Italien. Routinier Pirlo, mittlerweile 34, und Torjäger Balotelli sind die Stützen des Teams und halten die Squadra Azzurra zusammen. Spielmacher Pirlo wirkt ruhig und meist introvertiert, dennoch tanzt das gesamte Team nach seiner Nase: ein absoluter Leader. Balotelli ist torgefährlich, schwer zu verteidigen und beeindruckt seine Gegner durch seine Physis.
Welt- und Europameister Spanien kann sich erneut auf seinen unerbittlichen Innenverteidiger Sergio Ramos verlassen. Der Real-Profi gilt zwar als Heißsporn, doch wenn es eng wird, springt er mit allem was er hat in die Bresche. Aufgrund seiner Zweikampfstärke und seines Stellungsspiels wird er im Team der Furia Roja sehr geschätzt. Er interpretiert seine Abwehrposition sehr offensiv und ist unglaublich kopfballstark. Ein Vollblut-Profi, der in jedem Spiel wie elektrisiert wirkt.
"Von den einen gehasst, von den anderen geliebt": Portugal hat mit Pepe einen echten Brecher in seinen Reihen. Der Real-Verteidiger ist der "Mann der Extreme". Der 31-Jährige geht dahin, wo es weh tut. Seinen Ruf als fieses Raubein hat er sich hart erarbeitet. Beim Sieg gegen die Bayern im CL-Halbfinale hat der kompromisslose Abwehrrecke aber auch gezeigt, wie wichtig er durch seine exzellenten Zweikampfwerte für ein Team sein kann.
Oranje-Coach Louis van Gaal schenkt in Brasilien einmal mehr seinem "Terrier" Nigel de Jong das Vertrauen. Der 29-jährige defensive Mittelfeldspieler gehört zur Gattung der gefürchteten Abräumer: 2010 geriet der Milan-Profi durch sehr harte Fouls in die Kritik. Erst brach er in einem Freundschaftsspiel gegen die USA seinem Gegenspieler Stuart Holden das Bein, dann fiel er im WM-Finale 2010 mit einem brutalen Tritt in Karate-Manier gegen die Brust des Spaniers Xabi Alonso (im Bild) auf.
Die Elfenbeinküste hat mit dem bullig wirkenden Knipser Didier Drogba (re., hier mit Yaya Touré im Bild) einen echten Antreiber im Team. Der 36-jährige Stürmerstar von Galatasaray Istanbul ist nicht nur Publikumsliebling, auch unter den Nationalmannschaftskollegen genießt er allerhöchsten Respekt. Der "Bayern-Schreck vom CL-Finale 2012" hat das Spiel der "Elefanten" geprägt wie kein anderer. Und wenn die Mitspieler die Köpfe hängen lassen, baut er sie wieder auf.
Kroatiens Nationaltrainer Slaven Bilic sagte einmal über Darijo Srna: "Tritte und Grätschen können ihn nicht aufhalten. Auch wenn er auf dem Boden liegt und sich vor Schmerzen windet, rappelt er sich wieder auf und läuft weiter als wäre er Robocop." Srna ist ein Kämpfer, der nie die Schultern hängen lässt. Seine Entschlossenheit ist wohl auch auf die bewegte Lebensgeschichte seines Vaters zurückzuführen: "Meine Familie musste viele Opfer bringen, damit aus mir ein erfolgreicher Fußballer werden konnte."
Chiles Arturo Vidal verkörpert alles, was ein echtes "Alphatier" ausmacht: Selbstbewusstsein, Wille, Kampfstärke, Leidenschaft und Mut. Hinter dem Turnier-Einsatz des früheren Leverkuseners steht nach einer mittlerweile gut überstandenen Knieoperation am Meniskus nur noch ein kleines Fragezeichen. "Wir wollen alle, dass Vidal spielt", hofft sogar Chiles Staatspräsidentin Michelle Bachelet.
Argentinien baut auf seinen eisenharten Verteidiger Martin Demichelis (li.), der mit seinen 33 Jahren beim Meister Manchester City derzeit seinen "zweiten Frühling" erlebt. Der ehemalige Bayern-Profi zeigt durch seine immer stärker werdenden Einsätze in England, wie wichtig ein zweikampfstarker und kompromissloser Innenverteidiger für das Team sein kann. Weltklasse-Stürmer Lionel Messi (re.) hätte aber sicherlich auch nichts gegen die Nominierung von Carlos Tevez gehabt, der als Vollblutprofi gilt.
Franck Ribéry gehört zweifelsohne zu den "echten Typen" bei Frankreich. Doch die WM 2010 in Südafrika hat gezeigt, dass der Einfluss von Führungsspielern auch nach hinten losgehen kann: Die Franzosen protestierten gegen Trainer Raymond Domenech, nachdem dieser Stürmer Nicolas Anelka nach einem Streit nach Hause geschickt hatte. Ohne Sieg schied die Equipe Tricolore am Ende aus. Doch Ribéry kann auch anders: Seinen Siegeswillen zeigt er regelmäßig beim FC Bayern.
Die allzu oft von Löw gepredigten "flachen Hierarchien" innerhalb des DFB-Teams könnten auch einen großen Nachteil mit sich bringen, denn einzelne Spieler werden dadurch nach einer Niederlage nicht zur Verantwortung gezogen. Ex-Nationalspieler Michael Ballack übernahm damals immer Verantwortung. Bastian Schweinsteiger (li., 101 Länderspiele) und Miroslav Klose (131 Einsätze) gehören im DFB-Kader mit zu den erfahrensten Akteuren. Doch beide sind nie wirklich warm geworden mit der Rolle des Führungsspielers.
Ghanas Nationalspieler Kevin-Prince Boateng hat die ganze Diskussion um fehlende Führungsspieler bei der deutschen Nationalmannschaft mit seinen kritischen Aussagen erst ins Rollen gebracht. Der Schalke-Profi und ehemalige Hertha-Spieler strotzt vor Selbstbewusstsein, kämpft bis zum körperlichen Limit und reißt seine Teamkollegen mit. Zudem ist er kein Kind von Traurigkeit: Weil er Ballack im englischen Pokalfinale 2010 bei einem Foul schwer verletzte, verpasste der Ex-DFB-Kapitän die WM.