Kevin Volland im Interview "Es ist wichtig, dass du nicht abhebst"
Am Mittwochnachmittag kam der Anruf von Hansi Flick. Der Anruf, der der steilen Karriere von Kevin Volland die vorzeitige Krönung verpasste. Der Stürmer der TSG Hoffenheim ist im vorläufigen Kader für die WM 2014 in Brasilien. Die Nominierung musste er aber erst einmal geheim halten, was sich als nicht so leicht darstellte, wie er kurz nach der Veröffentlichung zugab: "Die Nominierung war natürlich mit großen Glückgefühlen verbunden. Es fiel mir dann ein bisschen schwer, die Sache für mich zu behalten. Meinen Eltern, mit denen ich gestern Abend lange telefoniert habe, und meiner Freundin, mit der ich abends noch etwas Essen war, habe ich es natürlich gesagt", sagte er und versprach: "Ich gebe alles und werde die Zeit genießen."
Das erste Nationaltrikot von ihm wird seine Mutter bekommen. "Ich habe ihr als kleiner Bubi versprochen, dass sie es bekommt. Sie hat viel Zeit für mich geopfert, da ist es klar, dass das erste Nationaltrikot an meine Mama geht." Opfern muss Volland nun seinen eigentlich geplanten Urlaub in der Dominikanischen Republik. Für ihn natürlich kein Grund zur Enttäuschung: "Es ist klar: zur Nationalmannschaft zu fahren, ist viel besser als Urlaub."
Die Nominierung hat sich Volland durch eine konstant starke Bundesliga-Saison in Hoffenheim redlich verdient. Kurz bevor der entscheidende Anruf von Hansi Flick kam, sprach der 21-Jährige mit T-Online.de über seine persönlichen Ziele, seine Entwicklung und wie er die aktuelle Bundesliga-Saison einschätzt.
T-Online.de: Herr Volland, wenn man andere Leute über sie reden hört, fällt oft das Wort "bodenständig". Versuchen Sie, bewusst so zu bleiben?
Kevin Volland: Es ist wichtig, auch wenn du viel Geld verdienst, dass du nicht abhebst. Denn die Leute, die frühzeitig abheben, fliegen dann auch oft richtig schön auf die Schnauze. Deswegen bleibe ich, wie ich bin und versuche mich nicht zu verstellen. Mit der Einstellung bin ich bisher super gefahren.
Die aktuelle Bundesliga-Saison ist nun fast vorbei. Wie lautet Ihr Fazit zur diesjährigen Spielzeit?
Ich bin schon sehr zufrieden. Besonders die Rückrunde war sehr positiv. Das Ziel war, dass wir eine sorgenfreie Runde spielen und das haben wir erreicht.
Sie sprechen die starke Rückrunde an. Inwieweit hat man da nicht doch noch auf die Europa-League-Plätze geschielt?
An Europa haben wir gar nicht gedacht. Aber natürlich sind wir ehrgeizig genug, dass wir jedes Spiel gewinnen wollen. Dennoch: wenn es jetzt der einstellige Tabellenplatz wird, dann ist das eine echt gute Saison geworden.
Die TSG hat diese Saison ein sehr kurioses Torverhältnis mit 69:69 Toren. Denkt man da als Offensivspieler nicht hin und wieder mal: "Jungs, konzentriert euch in der Defensive mal"?
Naja, das Verteidigen geht ja bei uns vorne los. Die besten Spiele haben wir gemacht, wenn wir den Gegner vorne gut angelaufen sind und schon dort unter Druck gesetzt haben. Wenn wir das vorne nicht gut gemacht haben, hatten unsere Verteidiger hinten automatisch mehr Druck. Uns ist aber schon bewusst, dass der Gegner durch unseren offensiven Fußball auch mehr Torchancen bekommt. Genau dadurch haben wir ja auch so viele Torchancen erspielt und Tore geschossen. Und in der Rückrunde haben wir uns auch defensiv stabilisiert.
In der Offensive lief es dafür prächtig. Wieviel Spaß macht es denn als Offensivspieler, in so einem Team zu spielen?
Die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, macht, denke ich, jedem Spieler Spaß. Damit kann sich jeder von uns voll identifizieren. Daran wollen wir als Mannschaft auch weiter arbeiten.
Lassen Sie uns über die kommende Saison sprechen. Sie haben vor kurzem gesagt, dass Sie definitiv in Hoffenheim bleiben werden und zwar, weil Ihnen "der Weg, der hier eingeschlagen wurde" sehr gefällt. Wo soll dieser Weg denn hinführen?
Generell hat sich der Weg einfach sehr verändert, seit Markus Gisdol (Trainer von Hoffenheim) und Alexander Rosen (Direktor Profifußball in Hoffenheim) hier aufgeschlagen sind. Diesen Prozess müssen wir einfach weiter vorantreiben. Wo es dann hinführt, weiß ich nicht. Nochmal: Es macht hier einfach richtig Spaß gerade. Ich kann mich hier jeden Tag weiterentwickeln, besser werden. Und als Mannschaft wollen wir auf jeden Fall den nächsten Schritt machen.
Heißt der nächste Schritt dann Europa?
Es ist zu früh, darüber zu sprechen, die laufende Saison ist ja nicht mal zu Ende.
Ist diese Zurückhaltung auch dem geschuldet, dass man in Hoffenheim auch schon an zu hoch gesteckten Zielen gescheitert ist?
Auf jeden Fall, diese Zeit ist ja gar nicht so lange her. Wir sind froh, wenn wir uns als Mannschaft Schritt für Schritt verbessern und nicht stehen bleiben.
Sie haben aber gesagt, dass Sie "in der nächsten Saison definitiv in Hoffenheim spielen". Könnten Sie sich denn dauerhaft mit Mittelfeld zufrieden geben?
Der Fußball ist schnelllebig. Es bringt nichts über Dinge zu sprechen, die vielleicht in einigen Jahren sein werden. Ich weiß nicht, wie meine Entwicklung weiter geht, ich weiß nicht, wie sich unsere Mannschaft entwickelt, deswegen kann ich gar nicht sagen, was in zwei Jahren sein wird.
Aber wollen Sie denn nicht mal international spielen?
Klar ist es das Ziel eines jeden Spielers, international zu spielen, wenn er die Möglichkeit bekommt. Aber wann das passiert, oder ob es überhaupt mal passiert, weiß ich nicht.
Ein Klub, der international spielt, ist Borussia Dortmund. Jürgen Klopp hat mal über Sie gesagt: "Kevin ist ein guter Spieler. Und es ist normal, dass man sich mit guten Bundesligaspielern beschäftigt." Wie ist es, wenn man solche Zitate über sich selbst liest?
Natürlich ehrt es mich. Auch wenn man in den Medien liest, welche Vereine hinter einem her sein sollen, ist das schön, weil es eine Art Bestätigung ist. Aber es spielt weiterhin keine Rolle. Ich habe mich bewusst für Hoffenheim entschieden, weil es mir hier richtig gut gefällt. Und mit was anderem beschäftige ich mich auch gar nicht. Ich will hier meine Leistung bringen, den Rest blende ich komplett aus.
Das Interview führte Nico Herold