Problemzone Sturm Trend für WM-Kader: Klose ist dabei, Gomez muss zittern
Ein bald 36-Jähriger trägt die Sturm-Hoffnungen von ganz Fußball-Deutschland. Miroslav Klose soll bei seiner vierten WM-Teilnahme 2014 in Brasilien mit seinen Toren dafür sorgen, dass sich die DFB-Elf den Traum vom vierten Titel erfüllt. Immerhin: Knapp fünf Wochen vor Beginn der WM feierte der Angreifer bei Lazio Rom nach einer erneuten Verletzungspause sein Comeback.
17 Minuten vor dem Ende wurde Klose gegen Hellas Verona (3:3) eingewechselt, fand sofort ins Spiel und sorgte mit einem herausgeholten Foulelfmeter dafür, dass der italienische Hauptstadtklub am Ende wenigstens einen Punkt retten konnte. ()
Alternativen sind rar gesät
Damit dürften auch die Sorgenfalten auf der Stirn von Bundestrainer Joachim Löw ein wenig kleiner geworden sein. Denn ohne Klose sähe es in Deutschlands Abteilung Attacke schlecht aus. An einer Nominierung das Römers zweifelt unter den Experten niemand, zu wichtig ist der erfahrene Klose auch als Typ für den Zusammenhalt der Truppe. "Es gibt den ein oder anderen Spieler, der einen Mehrwert für die Mannschaft hat, auch wenn er nur zu 80 oder 90 Prozent fit ist",sagte der Bundestrainer vor Wochen. Dass Löw damit auch Klose meinte, ist klar.
Kloses langjähriger Konkurrent um den Platz im deutschen Sturmzentrum hat dagegen nicht so gute Karten. Mario Gomez erlebt eine echte Seuchensaison. Das linke Knie bereitet dem Angreifer seit einem Innenbandriss im September erhebliche Probleme, Spielzeit kann Gomez kaum aufweisen. Derzeit ist wegen einer Stauchung des Gelenks an einen Einsatz nicht zu denken.
Immerhin: Nach Informationen der "Bild"-Zeitung wird Gomez von Löw in den vorläufigen WM-Kader berufen. Gomez gehört damit zum 30er-Kader, doch ob er es dann auch nach Brasilien schafft, ist fraglich. Der Bundestrainer muss bis zum 2. Juni sein endgültiges WM-Aufgebot benennen, das 23 Spieler enthält.
Keine Alternativen
Sitzt am Ende vielleicht sogar nur ein echter Stürmer in den Flieger nach Südamerika? Denkbar ist das, denn echte Alternativen drängen sich nicht wirklich auf. Hinter den bisherigen Platzhirschen wird die Luft bereits dünner. Die Formkurve von Max Kruse zeigte zuletzt zwar nach oben, dass der Gladbacher auf allerhöchstem Niveau mithalten kann, konnte er bisher noch nicht nachweisen.
Andere Mittelstürmer der "klassischen Prägung" stehen Löw aktuell nicht zur Verfügung. Der Leverkusener Stefan Kießling war für den Bundestrainer trotz vieler Bundesliga-Tore nie ein Thema, weil er seine Klasse in internationalem Spielen zu selten unter Beweis stellen konnte. Wegen eines Muskelfaserrisses stünde er derzeit ohnehin nicht zur Verfügung.
Lasogga und Volland sind noch zu grün
Pierre-Michel Lasogga hat zwar eine gute Tor-Quote für den HSV und wurde von Löw auch zum Freundschaftsspiel gegen Chile eingeladen, allerdings laboriert der bullige Zentrumsstürmer immer wieder an muskulären Verletzungen und fehlte dem Bundesliga-Dino deshalb die meiste Zeit der Rückrunde.
Hoffenheims Kevin Volland, der mit bisher zehn Toren und zehn Vorlagen eine starke Saison spielt, wurde von Löw bis jetzt links liegen gelassen. Der gerade mal 21-Jährige spielt allerdings seit zwei Jahren auf konstant gutem Niveau und ist der Typ "spielender Stürmer" – vielleicht avanciert Volland ja zu einer Überraschung bei der anstehenden Nominierung.
"Falsche Neun" als Alternative
Immer mehr spricht derweil für eine taktische Variante, die der Bundestrainer schon häufig testete: Das System mit einer "falschen Neun".
"Entscheidend für mich sind Variabilität und Flexibilität. Ich bin kein Freund der traditionellen Denk- und Spielweise, wo alles eindimensional und statisch auf einen Spieler ausgerichtet ist. Es muss auch darum gehen, unberechenbar zu sein", kündigte der DFB-Coach unlängst im "kicker" an. Eine Aussage, die durchaus als Absage an eine zentrale Spitze gewertet werden könnte.
Gegen starke Nationen auf verlorenem Posten
Allerdings ist die "falsche Neun" kein Allheilmittel gegen die Angriffssorgen. Egal, ob Marco Reus, Mario Götze, Mesut Özil oder Thomas Müller in die Rolle als spielende Sturmspitze schlüpften, richtig gut funktionierte das System noch nicht.
Während die Taktik gegen "kleinere Gegner" wie Irland oder Kasachstan locker aufging, fehlte es dem DFB-Team gegen stärkere Fußballnationen wie Frankreich, die Niederlande oder Italien an Durchschlagskraft.
Ob zentrale Spitze oder "falsche Neun" - Löw lässt sich noch nicht in die Karten schauen. Er baut auf die Trainingswochen vor dem WM-Start: "Mit Klose, Gomez, Götze, aber auch Özil, Schürrle, Müller und Podolski haben wir verschiedene Spielertypen für die vorderste Reihe", so der Bundestrainer. "In der Vorbereitung werden wir sehen, wie sie sich präsentieren."
Löw schätzt Kloses Dienste
Am Ende könnte es also wieder einmal darauf hinauslaufen, dass Klose es richten muss. Sieben Treffer und sechs Assists in 23 Spielen für Lazio Rom sind zumindest eine ordentliche Bilanz.
Für Klose spricht vor allem die Erfahrung: Er hat bei den letzten drei Turnieren getroffen und könnte mit weiteren Toren den Rekord des Brasilianers Ronaldo einstellen oder sogar überbieten. Ronaldo steht bei 15 Toren, Klose kommt auf 14 Treffer – das bedeutet sicher noch einmal eine Extra-Motivation.