Shkodran Mustafi DFB-Neuling im Interview: "Kann Philipp Lahm nicht böse sein"
Wer ist dieser Shkodran Mustafi? Das fragen sich selbst ansonsten gut informierte Fußball-Kenner. Der 21-jährige Innenverteidiger vom italienischen Erstligisten Sampdoria Genua ist die große Überraschung im Aufgebot von Bundestrainer Joachim Löw für das Freundschaftsspiel am Mittwoch gegen Chile (ab 20.30 Uhr im T-Online.de Live-Ticker). Mustafi ist zum ersten Mal in den Kader der deutschen A-Nationalmannschaft berufen worden und bereitet sich mit dem DFB-Team aktuell in Stuttgart auf den ersten Test im Jahr der WM 2014 in Brasilien vor.
Im Gespräch mit T-Online.de spricht der gebürtige Hesse mit albanischen Wurzeln über seinen Bekanntheitsgrad und seine WM-Ambitionen, und er erklärt, warum er sich über das Ausbleiben von Begrüßungsritualen freut.
Das Interview führte Maximilian Miguletz
T-Online.de: Herr Mustafi, Philipp Lahm kommentierte ihre Nominierung für das Chile-Spiel mit den Worten: "Der sagt mir nicht viel. Italienische Liga schaue ich nicht so oft." Haben Sie den Kapitän der Nationalelf im Training bereits einmal aussteigen lassen, um sich vorzustellen?
Shkodran Mustafi: Nein, das nicht. Ich kann Philipp Lahm nicht böse sein, dass er mich nicht kennt. Ich habe bislang in den U-Nationalmannschaften gespielt, er spielt seit langem in der A-Mannschaft und normalerweise schaut ein erfolgreicher Spieler nach oben, nicht nach unten. Ehrlich gesagt habe ich damals vor meinem Gang nach Italien die Serie A auch nicht detailliert verfolgt.
Wie war denn Ihre Ankunft beim Team?
Ich wurde sehr gut von der Mannschaft aufgenommen. Der erste Trainingstag war sehr, sehr gut. Ich habe das Team kennengelernt, und was genau der Trainer von seinen Spielern verlangt.
Gab es eine Art Begrüßungsritual für Sie und die anderen Neulinge Pierre-Michel Lasogga, Matthias Ginter und André Hahn?
Nein, zum Glück gab es kein Ritual.
Zum Glück? Haben sie negative Erfahrungen mit sowas gemacht?
Es ist immer ein bisschen unangenehm, wenn man neu ist und irgendwas vorsingen muss oder was es da sonst so alles gibt.
Vielleicht kommt da ja noch was…
Das hoffe ich nicht. Aber wenn, dann muss ich da halt durch.
Haben Sie schon Ihren Sommerurlaub gebucht?
(lacht) Nein, habe ich noch nicht.
Rechnen Sie sich denn reelle Chancen auf eine WM-Teilnahme aus oder denken Sie, dass Ihre Nominierung eher ein Warnschuss an die etablierten Nationalspieler sein soll?
Ich bin ein Typ, der die aktuelle Situation betrachtet. Jetzt lerne ich gerade erst die Mannschaft, das Trainerteam und die Abläufe kennen. Wenn ich es noch irgendwie schaffen sollte, zur WM zu kommen, freue ich mich. Aber jetzt versuche ich einfach meine Nominierung zu bestätigen, meine Leistung im Training zu bringen.
Klingt so, als würden Sie die Nominierung vor allem perspektivisch als Erfolg betrachten.
Ja, im Grunde ist es so. Auch wenn es mit der WM nicht klappen sollte, wäre das keine Tragödie. Im Gegenteil wäre es eher eine Überraschung, wenn ich dabei wäre. Für einen jungen Spieler wie mich ist es wichtig, dass man auf dem Zettel, unter Beobachtung steht und die Leistung, die ich bringe, auch wahrgenommen wird.
Aber statt sich im Sommer lieber zurückzulehnen und die WM im Fernsehen zu verfolgen möchten Sie doch sicher mit dabei sein, wenn möglich, oder?
Natürlich will ich dabei ein. Dafür spielt man Fußball. Ich will immer weiterkommen. Aber ich bleibe mit beiden Füßen auf dem Boden und genieße jetzt meine erste Nominierung.
Glauben Sie, dass Sie gegen Chile eingesetzt werden?
Das kann ich wirklich nicht einschätzen, aber ich würde mich auf jeden Fall über einen Einsatz freuen.
Vor Kurzem haben Sie gesagt, dass Sie sich "eher albanisch als deutsch" fühlen. Können Sie das genauer erklären?
Zu Hause mit der Familie wird albanisch gesprochen, das ist meine Muttersprache. Für mich ist es wichtig, ein bisschen von meinen Wurzeln beizubehalten und nicht zu vergessen, woher ich komme. Aber ich bin in Deutschland geboren, aufgewachsen und habe alle U-Nationalmannschaften durchlaufen. Für mich war es überhaupt keine Frage, für eine andere Nation zu spielen.