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Fußball-Weltmeisterschaft | WM-Aus: Rüdiger vermisst "letzte Gier", Klinsmann enttäuscht


Fußball-Weltmeisterschaft
WM-Aus: Rüdiger vermisst "letzte Gier", Klinsmann enttäuscht

Von dpa
Aktualisiert am 02.12.2022Lesedauer: 3 Min.
Antonio RüdigerVergrößern des Bildes
Abwehrspieler Antonio Rüdiger sparte nicht mit Selbstkritik. (Quelle: Tom Weller/dpa/dpa)

Für Abwehrchef Antonio Rüdiger liegt das Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM auch in der Mentalität begründet.

"Die letzte Gier, dieses etwas Dreckige - das fehlt uns", sagte der Profi von Real Madrid nach dem am Ende bedeutungslosen 4:2-Sieg gegen Costa Rica: "Viel Talent, alles schön und gut. Aber da gehört mehr dazu als einfach nur Talent, da spielen auch andere Faktoren eine Rolle. Da müssen wir uns verbessern, ansonsten kommen wir nicht weiter."

Niederlage gegen Japan "hat uns gejagt"

Laut Rüdiger steht die deutsche Nationalmannschaft "wieder bei Null, das ist die harte Realität, aber das ist die Realität, in der wir uns befinden". Man sei am zweiten WM-Vorrunden-K.o. in Folge "selbst schuld", die Niederlage zum Auftakt gegen Japan "hat uns gejagt".

Die Kritik am Abwehrverhalten konnte Rüdiger nachvollziehen. "Ich denke, ich kann mich da nicht ausnehmen", sagte er, "als Mannschaft haben wir defensiv nicht funktioniert, das muss man so ganz ehrlich sagen". Doch auch offensiv hätte es besser laufen können, vor allem in Sachen Effizienz. "In beiden Mannschaftsteilen fehlt einiges."

Klinsmann erwartet raue Zeit

Auch für Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann ist das Vorrunden-Aus eine "riesige Enttäuschung". Der Deutsche Fußball-Bund werde nun "seine Analyse beginnen, und es wird alles hinterfragt, von einem Ende zum anderen, während ein Hurrikan von den deutschen Medien aufzieht. Die nächsten Tage werden sehr, sehr rau und schwierig", schrieb der Weltmeister von 1990 in seiner Newsletter-Kolumne für die britische BBC.

"Deutschland hat das Weiterkommen nicht verdient", fasste Klinsmann zusammen. Das Team sei "in allen drei Gruppenspielen zu unbeständig" gewesen und habe im Angriff die notwendige Effizienz vermissen lassen. Die Heim-EM 2024 könnte bei der Neuausrichtung helfen.

"Deutschland hat jetzt anderthalb Jahre Zeit, um sich auf die EM vorzubereiten. Das kann eine gute Sache sein, es kann helfen, den Fokus neu auszurichten", meinte Klinsmann: "Sie können Trost in der Tatsache finden, dass sie das Wunderkind Jamal Musiala haben. Er ist ein außergewöhnlicher Spieler." Allerdings sei es "nicht fair" gewesen, dass der 19 Jahre alte Profi von Bayern München bei der WM "die Erfahrung machen musste, dass fast das gesamte Team auf ihn angewiesen war", sagte Klinsmann: "Ich hoffe, das bringt ihn nicht aus seinem Spiel."

Es gebe noch andere Talente in der Mannschaft, "die noch nicht in den höchsten Gang geschaltet haben", glaubt der frühere Bundestrainer, "also kommen sie hoffentlich stärker zurück".

Hitzlsperger: "Keine Turniermannschaft mehr"

Das erneute frühe WM-Scheitern hat nach Ansicht von Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger endgültig den Nimbus der DFB-Auswahl zerstört. "Wir sind keine Turniermannschaft mehr", sagte der ARD-Experte am Donnerstag nach dem Vorrunden-Aus der Nationalmannschaft bei der Fußball-WM in Katar.

Schon 2018 war das DFB-Team in der WM-Vorrunde ausgeschieden. Das wirft laut Hitzlsperger grundsätzliche Fragen auf. "Sind wir wirklich so gut, haben wir wirklich so viele gute Spieler, wie wir glauben? Da wäre ich mir nicht so sicher", sagte der 40-Jährige.

Nationaltorhüterin Almuth Schult bemängelte die Einstellung der Mannschaft beim Turnier in Katar. "Ich fand nicht, dass es 100 Prozent waren von der kompletten Mannschaft. Deshalb sind sie zurecht ausgeschieden bei diesem Wettbewerb, weil sie nicht in den drei Spielen 100 Prozent gebracht haben", sagte Schult.

Khedira fordert Mentalität

Ex-Weltmeister Sami Khedira sieht die Ursachen für die jüngsten Turnier-Enttäuschungen in der Ausbildung der Spieler. "Wir haben geile Zocker. Aber Fußball ist bisschen mehr als nur Zocken. Fußball ist auch Mentalität", sagte der 35-Jährige. Vor allem in der Defensive seien "banale Fehler" gemacht worden.

Dennoch müsse Bundestrainer Hansi Flick eine weitere Chance zur Bewährung bekommen. "Er ist sehr klar, er ist selbstkritisch, hat eine gute Spielidee, ist ein Menschenfänger. Ich sehe ihn als extrem guten Trainer", urteilte Khedira.

Hitzlsperger sieht es als "absoluten Quatsch, den Trainer rauszuschmeißen". Für Flick sei dies "eine bittere Erfahrung. Aber natürlich hat er verdient, es bei der Europameisterschaft besser zu machen."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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