Gastgeber der WM 2022 Grafite über Katar: "Kein Land, in dem man Fußball lebt"
Der frühere Bundesliga-Star Grafite sieht die Vergabe der Fußball-WM an Katar sehr kritisch. "Katar ist kein Land, in dem man den Fußball lebt. Wie Deutschland oder wie Brasilien. Katar ist sehr klein", sagte der 43-Jährige, der während der Weltmeisterschaft als Experte des brasilianischen Senders TV Globo arbeitet, der Deutschen Presse-Agentur.
"Ohne die vielen Gastarbeiter, die hier leben, oder ohne die Fans, die angereist sind, gäbe es überhaupt kein WM-Feeling. Ich mag meine Arbeit hier wirklich. Aber wenn ich durch die Straßen oder zum Stadion gehe, dann spüre ich diese WM nicht."
Grafite wurde 2009 deutscher Meister mit dem VfL Wolfsburg, Fußballer des Jahres in Deutschland und Torschützenkönig der Bundesliga. Auch in Katar spielte er 2015 für wenige Monate. "Für einen Fußballspieler ist es leicht, hier zu leben. Du spielst Fußball, verdienst viel Geld und hast sonst nicht viel zu tun", sagte Grafite.
Für die vielen Gastarbeiter sei es dagegen hart - "und das nicht nur für die, die auf dem Bau arbeiten. Ich hatte in Katar einen Freund von den Philippinen und einen Fahrer aus Sri Lanka. Auch sie haben gut verdient. Aber sie hatten als Gastarbeiter praktisch keine Rechte, sie waren von ihren Arbeitgebern abhängig. Ich bin immer gut behandelt worden, ich respektiere die Kultur und die Religion. Aber mir kann hier nicht alles gefallen", sagte Grafite.
- Nachrichtenagentur dpa