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Fußball-WM | Geheimfavorit raus: Dänemark-Trainer nimmt Schuld auf sich


Fußball-WM
Geheimfavorit raus: Dänemark-Trainer nimmt Schuld auf sich

Von dpa
Aktualisiert am 30.11.2022Lesedauer: 3 Min.
Christian EriksenVergrößern des Bildes
Die Enttäuschung über das WM-Aus sitzt auch bei Christian Eriksen (M) tief. (Quelle: Zheng Huansong/Xinhua/dpa/dpa)

Ihren stärksten Moment hatten die Dänen bei dieser Fußball-WM, als alles vorbei war. Trainer Kasper Hjulmand trat ehrlich und geradeheraus vor die Öffentlichkeit und nahm die komplette Schuld für eine der größten Überraschungen des bisherigen Turnierverlaufs auf sich: Der Geheimfavorit Dänemark schied bei der Weltmeisterschaft in Katar schon nach der Vorrunde aus.

"Ich bin sehr traurig, frustriert und enttäuscht. Das ist zu 100 Prozent meine Verantwortung", sagte der 50-Jährige nach dem 0:1 (0:0) gegen Australien, das nun am Samstag im Achtelfinale auf Lionel Messis Argentinier trifft.

Die Niederlage gegen einen der größten Außenseiter der WM ist das Eine. Da die Dänen dabei im Al-Dschanub Stadion von Al-Wakra noch schlechter spielten als bei ihrem torlosen Auftakt gegen Tunesien, war sie sogar verdient.

Hjulmand: "Uns fehlte die Qualität"

Das große Rätsel ist aber der massive Leistungsunterschied zwischen dem dänischen Team bei dieser WM und dem dänischen Team in den knapp zwei Jahren davor. Nach dem Erreichen des EM-Halbfinals 2021, einer WM-Qualifikation im Eiltempo und zwei Siegen gegen den Weltmeister Frankreich in der Nations League beendete Hjulmands Team eine der schwächsten Vorrundengruppen beim Turnier in Katar als siegloser Tabellenletzter.

"Uns fehlte das Tempo, uns fehlte die Qualität, uns fehlte die Frische im Kopf und das Aufeinander achten", sagte der ehemalige Bundesliga-Coach von Mainz 05. "Um ehrlich zu sein: Wenn wir die Gruppe sehen, die wir bekommen haben, und die Qualität, die wir schon nachgewiesen haben: Das hätten wir wirklich schaffen können."

Nur die Frage nach dem Warum konnte und wollte Hjulmand nicht beantworten - zumindest nicht so kurz nach dem Spiel. "Die Emotionen sind zu groß und die Frustration ist zu groß, um jetzt einen klaren Kopf zu haben", sagte er. "Es gibt eine Menge Fragen, die ich stellen und beantworten muss. Aber ich brauche jetzt erstmal etwas Abstand."

Die Frage nach seinem Trainerjob gehört offensichtlich nicht dazu. Nationalcoach zu sein, war immer Hjulmands Traum. Und das Vertrauen des Verbandes ist nach der erfolgreichen Europameisterschaft und vor allem seinem viel beachteten Umgang mit dem Zusammenbruch von Christian Eriksen sehr groß. "Es war eine unserer besten Entscheidungen für lange, lange Zeit, ihn zum Nationaltrainer zu ernennen", sagte Sportdirektor Peter Möller der Deutschen Presse-Agentur noch in Katar.

Dänen: Von Minute zu Minute schlechter

Dieses Vertrauen kann offenbar nicht einmal ein Auftritt wie gegen Australien erschüttern. Die Dänen hatten in der elften Minute eine Chance durch Mathias Jensen - und wurden danach von Minute zu Minute schlechter. Schon nach einer halben Stunde forderte der frühere Bayern-Profi Pierre-Emile Höjbjerg (Tottenham Hotspur) seine Teamkollegen gestenreich zu mehr Dynamik auf. Diese Körpersprache und die fehlende Überzeugung in die eigene Qualität waren ein großes Problem bei der WM - und passten so gar nicht zu der Erzählung von einem eingeschworenen, harmonischen Team.

In der 60. Minute traf der frühere Hertha-, Ingolstadt- und FSV-Frankfurt-Spieler Mathew Leckie mit einer schönen Einzelleistung zum 1:0 für Australien. Der Italien-Profi Joakim Maehle (Atalanta Bergamo) konnte ihn nicht stoppen. Der Barcelona-Profi Andreas Christensen ließ seinen Teamkollegen allein. Wie das Kräfteverhältnis eigentlich hätte sein müssen und wie es dann tatsächlich war - auch das sagt viel über das dänische Spiel.

"Das war einfach nicht gut genug. Es ist ein Fiasko", sagte Abwehrspieler Joachim Andersen. Und genau dieser Eindruck wird nun erst einmal ein paar Monate nachwirken. "Als Trainer eines Clubs hast du gleich drei Tage oder eine Woche später das nächste Spiel", sagte Hjulmand. "Aber Nationaltrainer zu sein, bedeutet: Zwei Wochen Vorbereitung für drei Spiele – und dann muss man vier Jahre bis zur nächsten Weltmeisterschaft warten."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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