Fußball-WM Omnipräsent auf der Liege: Neymar beschäftigt Brasilien
Er war nicht mal da und trotzdem wie immer überall. Beim 1:0-Sieg der Brasilianer gegen die Schweiz tauchte der verletzte Neymar sogar auf der Tribüne auf, obwohl er im Hotel vor dem Fernseher lag.
Mit Sonnenbrille, weißer Kappe und Tattoos an Armen und Beinen sah der Mann im Stadion 974 dem Fußball-Superstar der Seleção tatsächlich verblüffend ähnlich. Nur, dass es sich eben um einen Doppelgänger handelte. Für Selfies mit den Fans war er gern bereit, sogar ein US-TV-Sender soll auf ihn reingefallen sein. Der echte Neymar ließ sich währenddessen mit leichtem Fieber an seinem lädierten Fuß behandeln. Trotzdem war er omnipräsent.
Dabei gäbe es so viele andere Geschichten über die Brasilianer zu erzählen. Zum Beispiel über den umjubelten Siegtorschützen Casemiro, der von Neymar später via Twitter als "bester Mittelfeldspieler der Welt" gelobt wurde. Oder die vom ebenfalls erneut starken Vinicius Júnior, der die Schweizer nicht nur einmal mit seinen Tempodribblings vor Probleme gestellt hatte. Auch wegen ihnen steht der Rekord-Weltmeister vorzeitig im Achtelfinale der WM in Katar. Trotzdem wurde nach der Partie wieder sehr viel über Neymar geredet. Welcher Spieler auch immer am späten Montagabend an den Reportern vorbeilief, mindestens eine Frage zu Neymar wurde gestellt. Ähnlich erging es Nationaltrainer Tite.
"Ja, wir vermissen Neymar"
"Ja, wir vermissen Neymar", gab der 61-Jährige zu. "Aber wir haben gesehen, dass auch andere die Möglichkeit nutzen können." Wann Neymar wieder fit ist, weiß er ohnehin nicht. Neben seiner Bänderverletzung am Sprunggelenk wird der 30-Jährige nun auch noch von leichtem Fieber geplagt, wie Vinicius Júnior nach der Partie berichtete. Und jetzt, wo die Brasilianer schon für die K.o.-Phase qualifiziert sind, müssen sie mit Blick auf das abschließende Vorrundenspiel gegen Kamerun am Freitag nichts überstürzen. Er hoffe, dass Neymar im Achtelfinale wieder zurück sein wird, sagte Mittelfeldspieler Fred.
Bis dahin sollte auch der ebenfalls am Fuß verletzte Danilo wieder einsatzfähig sein. Anders als über Neymar wurde über den Rechtsverteidiger von Juventus Turin kaum geredet. Auf Neymar angesprochen, fühlten sich sowohl Fred als auch Linksverteidiger Alex Telles bemüßigt, den genauso angeschlagenen Danilo in Erinnerung zu rufen. Anders als der kränkelnde Neymar war Danilo sogar im Stadion gewesen. Dort konnte er aus nächster Nähe beobachten, wie Casemiro den Ball nach einer schönen Kombination in der 83. Minute ins Eck hämmerte. Anschließend stimmte sogar der sonst mit Individuallob eher zurückhaltende Tite dem Tweet von Neymar zu, dass Casemiro der weltweit Beste auf seiner Position sei.
Stabile Defensive
Und der bislang vielleicht wichtigste Spieler der Seleção bei diesem Turnier. Neben all den Ballkünstlern und Offensivexperten ist der 30-Jährige die Verbindung zwischen Abwehr und Angriff, die alles im Gleichgewicht hält. Die Brasilianer fallen in Katar bisher bei Weitem nicht nur durch ihre Angriffswucht, sondern auch mit einer erstaunlich stabilen Defensive auf. In den ersten beiden Spielen gegen Serbien und die Schweiz ließen sie nicht eine klare Torchance zu. Was ihren Status als Topfavorit auf den Titel untermauert. Auch ohne Neymar.
- Nachrichtenagentur dpa