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Telegramm aus Doha: Die Spinne, die um sich greift


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Zentraler Fixpunkt der WM
Die Spinne, die um sich greift


Aktualisiert am 05.12.2022Lesedauer: 3 Min.
Gianni Infantino: Der Fifa-Präsident hielt seine zynische Pressekonferenz im QNCC.Vergrößern des Bildes
Gianni Infantino: Der Fifa-Präsident hielt vor Turnierstart eine zynische Pressekonferenz im QNCC. Selbst der DFB distanziert sich von ihm. (Quelle: IMAGO/Cristian de Marchena)
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Das Qatar National Convention Center ist der Ort, an dem in Doha alles zusammenläuft. Es ist Fluch und Segen zugleich.

Guten Morgen aus Doha,

für mich ist diese umstrittene WM die erste, die ich als Sport-Reporter begleiten darf. Und sie ist, wenig überraschend, größer als jedes Turnier, über das ich bisher berichtete. Von Recherche, Erzählungen und dank meines gesunden Menschenverstands weiß ich, dass diese Weltmeisterschaft eine sehr besondere ist. Nicht nur aufgrund der skandalösen Umstände, unter denen sie entstanden ist, ihres ungewöhnlichen Zeitpunktes oder ihres untragbaren Präsidenten.

Auch der Ort ist ein ganz besonderer. Zum ersten Mal überhaupt findet eine WM quasi nicht in einem Land, sondern in einer Stadt statt, ähnlich wie die Olympischen Spiele. Alles konzentriert sich in diesem kleinen Land auf der Arabischen Halbinsel auf Doha.

Und wie es bei Olympia immer ein Olympisches Dorf gibt, so gibt es auch hier ein Zentrum, das als zentraler Fixpunkt dient. Zwar nicht für die Mannschaften, jedoch für uns Journalistinnen und Journalisten. Ich rede vom Qatar National Convention Center.

Dieser Gebäudekomplex ist die Anlaufstelle für übertragende Sender, Medienschaffende sowie die unzähligen Fifa-Volunteers, die im Rahmen der Weltmeisterschaft ihre Arbeit verrichten. Hier musste man vor Turnierstart seine Akkreditierung abholen, kann seine Tickets ausdrucken, die Pre-Match-Pressekonferenzen besuchen, Texte schreiben oder, wenn man will, nebenbei die Spiele des Turniers verfolgen. Die Volunteers laufen herum, und switchen auf den entsprechenden Channel. Danke für diesen Service, liebe Fifa.

Für das persönliche Wohl ist ebenfalls gesorgt. Es gibt nicht nur einen großen Kantinenbereich, sondern auch einen Friseur und ein Fitnessstudio. Die Fifa will einen kompletten Rundum-Service bieten, der Fluch und Segen zugleich ist. Zum einen schafft sie damit angenehme Arbeitsbedingungen. Zum anderen bewegt man sich allerdings in einer Journalisten-Blase, der man sich bewusst entziehen muss, um nicht in seiner eigenen Suppe zu schwimmen.

Sinnbildlich für die Kontrolle der Fifa steht die überlebensgroße Spinne in der Eingangshalle. Über den Köpfen schwebend streckt sie ihre Arme aus, als würde sie die Kontrolle über ihre Untertanen ausbreiten wollen: Seht her, ohne mich geht nichts.

Und so ist es (fast) auch. Der Bus-Shuttle-Service der Fifa, der die Journalistinnen und Journalisten von Stadion zu Stadion eskortiert, hat das QNCC als zentralen Fixpunkt. Von hier wird alles gesteuert, Busse fahren ein und aus und bringen die Leute an ihren Wunschzielort. Bloß nicht aus der Blase austreten. Schön im vorgesehenen Pfad bleiben. Im Fokus der Spinne, die um sich greift.

WM-Anekdote

Nach dem Achtelfinal-Aus der polnischen Nationalmannschaft sitze ich gestern noch auf der abschließenden Pressekonferenz von Polens Nationaltrainer Czeslaw Michniewicz. Ich frage ihn nach Robert Lewandowski und dessen Zukunft. Michniewicz antwortet ein wenig ausweichend – und stichelt noch ein wenig gegen die deutsche Nationalmannschaft.

"Wir haben es nach 36 Jahren mal wieder geschafft, in die K.o.-Phase einer WM einzuziehen. Ich hoffe, dass ihr Deutschen unseren Weg nicht nachmacht und nun 36 Jahre warten müsst, bis ihr wieder eine Gruppenphase übersteht", so Michniewicz schmunzelnd. Polen hatte erstmals seit 1986 die Gruppenphase überstanden, Deutschland schied bei der Fußball-WM 2022 hingegen zum zweiten Mal in Folge in der Vorrunde aus.

Heutige WM-Spiele

16:00 Uhr, Achtelfinale: Japan gegen Kroatien
20:00 Uhr, Achtelfinale: Brasilien gegen Südkorea

Weitere Hinweise

Die Japaner haben eine historische Chance. Zum ersten Mal in der Geschichte können sie das Viertelfinale einer WM erreichen. Dreimal standen sie bereits kurz davor, scheiterten aber. Im Jahr 2002 verloren sie mit 0:1 gegen die Türkei, 2010 schieden sie nach einem 0:0 im Elfmeterschießen gegen Paraguay aus. Und vor vier Jahren verloren sie trotz einer 2:0-Führung mit 2:3 gegen Belgien. Wer aber in der Lage ist, Deutschland und Spanien zu besiegen, der wird vielleicht auch gegen Kroatien bestehen. Lassen wir uns überraschen.

Die WM in Katar hat begonnen. t-online ist vor Ort und berichtet über das brisanteste Turnier der Fußballgeschichte. Mit dem WM-Push verpassen Sie keine News mehr. Hier können Sie ihn abonnieren.

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