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WM 2022 in Katar: Weltoffenheit? Aussagen über Schwule sorgen für Eklat


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Aussagen über Schwule sorgen für Eklat
Wie sich Katar vor der WM selbst entlarvt


Aktualisiert am 08.11.2022Lesedauer: 3 Min.
Nasser Al Khater: Der Turnier-Geschäftsführer betonte die Sicherheit von Homosexuellen in Katar.Vergrößern des Bildes
Nasser Al Khater: Der Turnier-Geschäftsführer betonte die Sicherheit von Homosexuellen in Katar. (Quelle: Stanley Gontha)

Von oberster Stelle wird sowohl bei der Fifa als auch seitens Katars Weltoffenheit proklamiert. Doch das scheint alles nur Fassade zu sein.

Nur noch zwölf Tage sind es bis zum Anpfiff des Auftaktspiels zwischen WM-Gastgeber Katar und Ecuador. Über Sport spricht derzeit jedoch kaum jemand.

Schuld daran sind die Aussagen von Ex-Nationalspieler und WM-Botschafter Khalid Salman, der die Skepsis gegenüber dem Gastgeberland der Fußballweltmeisterschaft hinsichtlich seiner Menschenrechte und Weltoffenheit weiter befeuert. Salman sagte in einem ZDF-Interview: "Lass uns über Schwule reden. Das Wichtigste ist doch: Jeder wird akzeptieren, dass sie hierherkommen. Aber sie werden unsere Regeln akzeptieren müssen."

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Und dann legt er richtig los: In seinen Augen sei Schwulsein "haram", also verboten. Damit nicht genug: "Es ist ein geistiger Schaden." Nach diesen Sätzen wird das Interview durch den katarischen Pressesprecher abgebrochen.

Versprechungen werden immer wieder unterwandert

Salman offenbart eine Haltung, die die Versprechungen der Offiziellen auf das Äußerste konterkariert. Sie lässt Sätze von Fifa-Präsident Gianni Infantino wie leere Worthülsen erscheinen. Der versuchte erst kürzlich wieder zu beschwichtigen: "Ich wiederhole es klar und deutlich: Jeder wird willkommen sein – unabhängig von Herkunft, Hintergrund, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Nationalität."

WM-Organisationschef Nasser Al Khater bestärkte seinen Fifa-Freund bei "Sky Sports": "Jeder ist hier willkommen. Und jeder kann sich sicher fühlen, wenn er nach Katar kommt." Gelinde gesagt unglücklich, dass das offenbar noch nicht beim offiziellen Botschafter dieser WM angekommen ist.

Wenzel Michalski, Deutschland-Direktor der Organisation Human Rights Watch, kritisiert im Gespräch mit t-online daher in Bezug auf die Versprechungen Al Khaters: "Wir können uns nicht darauf verlassen, was einer sagt, der Teil der WM-Vorbereitung und -Planung ist. Das müsste vom Justizministerium mit Brief und Siegel geschehen. Im Idealfall mit einem Gesetz. Aber das gibt es nicht, und so ist die Lage unklar."

Nicht erst seit den Aussagen Salmans erscheint die angebliche Willkommenskultur im Wüstenstaat fragwürdig. Denn Fakt ist: Homosexuelle Handlungen sind in Katar verboten. Es drohen Gefängnisstrafen von bis zu sieben Jahren.

Dazu unterwandern Meldungen und Aussagen wie die von Salman die für die Öffentlichkeit vorgegebene Diktion der hohen Herren von Fifa und des Emirats ein ums andere Mal.

Video | WM in Katar: "Da prallen zwei Welten aufeinander"
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Quelle: t-online

Schwuler Mann wurde in Hinterhalt gelockt

So soll laut einem Bericht des britischen Magazins "The i newspaper" ein schwuler Mann in Katar via Dating-App in ein Hotelzimmer gelockt worden sein, wo bereits katarische Beamte auf ihn warteten. Sie sollen ihn vergewaltigt, verhaftet und abgeschoben haben.

Recherchen von skandinavischen Reportern hatten in diesem Jahr außerdem ergeben, dass drei der insgesamt 69 von der Fifa empfohlenen Hotels in Katar keine gleichgeschlechtlichen Paare beherbergen würden – anders als vom Weltverband Fifa zugesichert. 20 dieser Hotels sollen darüber hinaus nur einer Beherbergung zugestimmt haben, wenn das Paar seine Homosexualität nicht öffentlich zeige.

Innenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte zuletzt Sicherheitsgarantien für die LGBTQ-Community in Katar verlangt und wurde dafür vom katarischen Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani kritisiert: "Bei allem Respekt, diese waren überhaupt nicht notwendig." Und dann folgte wieder der Satz, den man schon von Infantino und Al Khater kennt und der mantraartig wiederholt wird: "Wir haben immer wieder von höchster Stelle wiederholt, dass jeder willkommen ist und niemand diskriminiert wird." Eine Garantie dafür kann auch er nicht geben.

Und so fällt Michalski über Veränderungen in Katar, die sich viele durch die WM erhoffen, ein ernüchterndes Urteil: "Es gibt keine Bewegungen. Bei Frauenrechten und LGBTQ-Rechten sieht es sehr düster aus." So düster wie die Aussagen des WM-Botschafters.

Verwendete Quellen
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