Kritik an den Medien Katar beklagt "unfaire" Berichterstattung vor WM
Die Kritik an der Fußball-WM in Katar ist weiterhin laut. Die umstrittene Menschenrechtslage im Gastgeberland sorgt für Diskussionen. Der Golfstaat wehrt sich.
Zwei Monate vor dem Start der WM in Katar hat der DFB einen Kongress zum Thema Sport und Menschenrechte abgehalten. Am Montag begrüßte der Deutsche Fußball-Bund unter anderem den Botschafter Katars, Scheich Abdulla Bin Mohammed bin Saud Al-Thani.
Dieser beklagte in einem Impulsvortrag eine unfaire Berichterstattung im Zusammenhang mit der Vergabe der WM und der Situation für die Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter vor Ort: "Wenn wir vier Jahre zurückgehen, war die WM in einem Land, die Krim war gerade eingenommen, Menschen im Gefängnis, unterdrückte Menschen, und da war keine Aufmerksamkeit aus Deutschland und nicht aus irgendeinem anderen Land in Europa", sagte er. Damit bezog sich der Botschafter auf die WM 2018 in Russland.
Dass es jedoch sehr wohl Kritik an Russland und der Fifa gab, verschwieg er. Als kurz vor Beginn der WM in Russland die Rentenkassen gekürzt und das Renteneintrittsalter erhöht wurden, kam es zu Protesten, von denen auch deutsche Medien berichteten. Auch die mangelhafte Pressefreiheit oder der Umgang mit Regierungskritikern in Russland waren regelmäßig in den Medien präsent.
Was Scheich Abdulla Bin Mohammed bin Saud Al-Thani jedoch zugab, war, dass die Situation in Katar "noch nicht perfekt ist". "Es ist nicht bei 100 Prozent, es ist eine Reise", sagte er. Auch in Deutschland hätte zum Beispiel das Thema Gleichberechtigung von Mann und Frau viele Jahre in Anspruch genommen. Al Thani wünschte sich von Deutschen, die in Katar waren – wie dem Rekordmeister Bayern München nach seinen traditionellen Wintercamps –, von ihren positiven Erfahrungen zu berichten: "Sagen Sie es öffentlich oder halten Sie den Mund", formulierte der Diplomat in ungewöhnlich klarer Wortwahl.
Neuendorf stellt zwei Forderungen
DFB-Präsident Bernd Neuendorf kündigte bei dem Kongress an, kurz vor dem WM-Anpfiff nochmals die Verbesserung der Menschenrechtslage im Gastgeberland bei einer gemeinsamen Reise mit Innenministerin Nancy Faeser (SPD) anzumahnen. Fortschritte seien erkennbar, aber zwei Punkte bedürften der konkreten Umsetzung, betonte Neuendorf wie auch Vertreter von Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften.
So müssten "Working center" eingerichtet werden, an die sich Arbeiter bei Verstößen durch Arbeitgeber wenden könnten. Zudem forderte Neuendorf die Einrichtung eines Fonds für Arbeiter, die beim Bau von WM-Stadien ums Leben kamen oder verletzt wurden. Hier stehe auch der Weltverband Fifa in der Verantwortung, machte Neuendorf klar.
- youtube.de: "LIVE Kongress Menschenrechte"
- Nachrichtenagentur dpa